Entsetzt erstarrte ich, als ich die rot gefärbten Hände von Sarina betrachtete.
Kiki wimmerte vor Entsetzen und fragte mit zitternder Stimme: „Mami? Stirbt die Prinzessin jetzt auch? So wie meine Mama?" Da endlich ging ein Ruck durch meinen Körper ...
Adrenalin krempelte sich die Ärmel hoch und kam mal wieder zur Rettung.
Mit zwei Schritten schloss ich zu der blonden Frau auf und fiel neben ihr auf die Knie.
„Sarina? Lass mich mal sehen!" flüsterte ich hektisch und versuchte mit nur einem nutzbaren Arm ihr T-Shirt hochzuschieben und gleichzeitig unsere Retterin daran zu hindern nach hinten über zufallen.
Kiara, mein süßes, schlaues und tapferes Mädchen setzte sich kurzerhand hinter Sarina und schlang ihre kleinen Arme um die Schultern der Bratwaprinzessin, um sie so zu stützen.
Dankbar warf ich meinem Engel einen kurzen liebevollen Blick zu und betrachtete dann die eigentlich unscheinbare Eintrittswunde. Ich war zwar kein Arzt, dennoch wusste selbst ich, dass meine Freundin ein Krankenhaus samt Ärzten benötigte und das am besten gestern!
„Wir müssen weiter!", ächzte Sarina und obwohl ich uns allen zur zu gerne eine Pause gegönnt hätte, wusste ich, dass sie recht hatte - zumal in der Ferne das Kreischen diverser Bremsbeläge uns allen eine ernste Warnung zubrüllte.Stöhnend hakte ich mich mit meiner unverletzten Schulter bei Sarina unter und zog sie auf die Füße. Diese Kraftanstrengung allein genügte bereits, dass meine Welt zu einem Karussell mutierte.
Und so taumelten wir weiter ... ich, mit dem Gang eines hochgradig besoffenen Seemanns bei extremem Wellengang und Sarina wie ein blutleerer Zombie aus The Walking Dead.
Die einzige, die alles noch halbwegs zusammen hatte, war mein noch nicht mal fünfjähriges Kind.
Was sollte da schon schiefgehen?
Kiki umkreiste uns wie ein Hai, der Blut im Wasser gerochen hatte. Aufmerksam beobachtete mein Baby die Straße hinter uns und dann die Straße vor uns, sah immer wieder voller Sorge zu uns beiden auf und als mein Gang immer langsamer wurde, griff die Kleine nach meiner Hand und zog mich vorwärts.
„Komm schon, Mami! Wir müssen weiter ... die bösen Menschen kommen doch!"
Angespornt durch ihren Peptalk, versuchten Sarina und ich ein wenig an Tempo zuzulegen. Aber seien wir mal ehrlich, im Moment wäre wahrscheinlich sogar eine Schnecke dazu in der Lage gewesen, uns zu überholen!
Das wurde nichts ...
Ich war am Ende, unsere Retterin war fast noch schlimmer dran und ich hatte keinen Schimmer, wie wir es zu dem vereinbarten Treffpunkt schaffen sollten.
Jeder einzelne Schritt tat schrecklich weh, jede Zelle meines Körpers schien zu brennen und nicht nur die Schmerztabletten hatten längst aufgehört zu wirken, sondern auch das Zeug, was auch immer sie mir zum Aufputschen gegeben hatte.
Am liebsten hätte ich mich irgendwo hingelegt und wäre eingeschlafen.
Aber die winzige Stimme der Vernunft in meinem Hinterkopf sagte mir, wenn ich das tat, waren wir alle tot. Und ich wollte diesen verschissenen Bratwa-Wichsern absolut nicht die Genugtuung verschaffen, im Endeeffekt den Sieg davon getragen zu haben.„Mami? Ich glaub', wir müssen uns jetzt verstecken!" piepste Kiara und kam hinter uns um die Ecke geflitzt. Sie hatte sich kurzfristig von uns gelöst, um zu schauen, ob unsere Verfolger bereits in Sicht waren.
Und anscheinend waren sie das nun ...
FUUUCK!
Kurzerhand bugsierte ich Sarina in eine Gasse und quetschte uns neben eine Mülltonne. Kiki krabbelte auf meinen Schoß und ich zog einen dicken Müllbeutel über uns drei.
Der Hauch eines Déjà-vus schlug mir mit Schmackes ins Gesicht und anscheinend nicht nur mich, denn Kiki sah zu mir auf und flüsterte: „Ist Miss Monteku auch hier?"
„Wer ist Miss Monteku?", lallte Sarina leise neben mir und legte erschöpft ihren Kopf gegen meine ausgekugelte Schulter.
Ein gleißend heller Schmerz zuckte durch meinen Körper und mir schossen die Tränen in die Augen. Nur mit viel Mühe unterdrückte ich einen Schrei und das verzweifelte Bedürfnis Sarina in die nächste Wand zu befördern, um den qualvollen Druck wieder zu verringern.
Ich atmete zischend mehrfach tief ein und aus, dann hatte ich mich so weit wieder im Griff, dass ich mehr als nur mildes Geröchel herausbrachte und erzählte unserer Retterin die Geschichte, wie wir vor Maxim getürmt waren und ich nach dem Müllbad den unhöflichen Dreckskerl mit der erfundenen Rattendame Miss Monteque gedroht hatte.
Was jetzt dummerweise Kiki dazu brachte, zu jammern, dass sie Rain vermisste.
Was dann MICH daran erinnerte, wie sehr ICH meine Katze vermisste!
Ich konnte nur beten, dass die Omelette-Lady immer noch auf die verschmuste Herrin über mein Leben aufpasste und sie nicht in ein Tierheim gesteckt hatte.Das Quietschen von Reifen holte mich ganz schnell wieder zurück aus meiner Selbstmitleidsparty und ich legte rasch einen Finger an die Lippen, eine Ermahnung, die nicht nötig gewesen war, denn sowohl Kiki als auch Sarina waren zu Salzsäulen erstarrt.
Wütende russische Stimmen wurden laut und ich dankte im Stillen jeder Gottheit, ob existierend oder nicht, dass die Nacht bereits ihren Mantel über alles geworfen hatte und diese verkackten Volldeppen keine Flutlichtwerfer dabei hatten.
Dennoch waren ihre Stimmen beunruhigend nahe und in der Art, wie Sarina sich neben mir anspannte, konnte ich den Inhalt der gebrüllten Konversation durchaus für mich übersetzen.
Da zumal immer wieder der Name der Bratwaprinzessin fiel, war das Ganze jetzt nicht schwer, als ernst zunehmende Drohungen gegen unser Wohlergehen zu interpretieren. Ich warf einen kurzen Blick auf die blonde Frau an meiner Seite und sah Angst und bedauerlicherweise Resignation in ihren Augen aufschimmern.
Sie ergriff meine Hand und flüsterte: „Es tut mir so leid! Ich hab versagt ... verzeih mir bitte ..."
Ich schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf.
Wie könnte ich ihr jemals böse sein? Diese unglaubliche Frau hatte ihre eigene Familie verraten und ihr Leben aufs Spiel gesetzt für die winzige Chance, mein Kind und mich vor einem grauenvollen Schicksal zu bewahren.
Es war nicht ihre Schuld, dass auf dem großen Pokertisch des Lebens uns gerade ein Verliererblatt zugeteilt worden war.
Die Stimmen unserer Verfolger kamen näher und näher und ich wusste, dass ich zumindest versuchen musste, Kiki zu retten.
Langsam und so lautlos wie möglich schob ich mein süßes Mädchen von meinem Schoß und deutete ihr sich hinter der Mülltonne an die Wand zu kauern.
Stumme Tränen liefen in Sturzbächen über Kiaras Gesichtchen und für einige Herzschläge versuchte sich mein Kleines zu widersetzen ... wollte uns nicht verlassen ... doch schließlich gab sie dem unausweichlichen nach und krabbelte hinter den Container, dann begann ich vorsichtig Mülltüten vor ihr zu stapeln ... ein dürftiger Sichtschutz, aber ich betete, dass die zunehmende Dunkelheit es unseren Verfolgern schwer machen würde, mein geliebtes Baby zu finden.„Ich liebe dich so sehr, mein Engel! Wenn die bösen Menschen weg sind, musst du zu Valeria gehen. Sag dem ersten, den du siehst, dass dein Opa im Mexican Delight arbeitet. Das Mexican Delight! Nicht vergessen, mein Liebling. Opa Pablo und Tante Val werden sich um dich kümmern. Und ich pass' vom Himmel aus mit deiner Mama auf dich auf, verstehst du mich? Du musst jetzt tapfer und still sein für mich sein, okay? Oh, mein süßes, süßes Mäuschen. Vergiss nie, wie sehr deine Mama und ich dich lieben, ja?"
Während ich meinem Kind diese Abschiedsworte entgegen flüsterte, weinte ich. Der Gedanke, sie ihrer ungewissen Zukunft überlassen zu müssen, zerriss mein Herz in winzige Fetzen und der Schmerz überstrahlte alles, was sonst so an Verletzungen meinen Körper lähmte.
Sarina schluchzte leise auf und flüsterte ununterbrochen Entschuldigungen und verzweifelte Bitten, ihr für das Versagen uns zu retten, zu vergeben ...
Ich schlang den funktionstüchtigen Arm um sie und wiegte sie hin und her.Und so fanden uns die Russen ...
Stumm weinend, aneinander geklammert und zerrten uns ohne Rücksicht auf unsere Verletzungen zu nehmen aus unserem Versteck.
Ein blutüberströmter Eisklotz ragte turmhoch vor uns auf ... weder Sarina noch ich waren noch in der Lage, auf unseren eigenen Füßen zu stehen und so knieten wir vor dem widerlichen sadistischen Arschloch, der gelassen eine fies aussehende Knarre aus dem Schulterholster zog.
„Du bist eine Enttäuschung, Sarina! Du hattest alles! Und wirfst es für dieses Nichts hier fort? Und wofür? Dein Vater sagt jetzt, er habe keine Verwendung mehr für dich, kleine Verräterin oder gar für diese kleine Kellnerschlampe. Da du sie ja so gerne hast, kannst du ihr nun auch in der Hölle Gesellschaft leisten!"Vitali hob die Waffe, zielte auf Sarinas Stirn und dann donnerte ein Schuss durch die Nacht ...
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Es begann mit einem Ring
ActionWer hätte das gedacht? Eigentlich war meine Planung doch so einfach. Alles was ich wollte, war: 1. In Ruhe gelassen werden. 2. mir mindestens drei Katzen zulegen. 3. ja niemandem auffallen. 4. mich soweit wie irgendmöglich mich von meiner Alkoholi...