„Chef ... hast du Diego gesehen?"
Mit diesen Worten schlenderte mein Stellvertreter in mein Büro und fläzte sich auf einen der Sessel.
Ich lehnte mich zurück und verdrehte die Augen. In den letzten Tagen hatte Diego sich sehr rar gemacht.
Wenn er sich nicht gerade im Garten Eden befand, um den Eltern meiner Ex Verlobten ihren Lebensabend mal so richtig zu versauen, machte er einen auf Babysitter.
Der kleine Rauschgoldengel hatte es ihm wirklich angetan und so hatte Alessia etwas mehr Zeit, um sich zu erholen.
Mittlerweile befanden sich die beiden bereits eine Woche bei mir und es hat sich so einiges verändert.
Sarina war wieder völlig fit und knutschte die ganze Zeit offen mit ihrem Lover herum - zumindest wenn sie nicht gerade Pläne für ihre Reisen machte oder mit ihrer Schwester die Vergangenheit besprach.
Dazu kam auch noch, dass anscheinend mein bester Freund ebenfalls auf Freiersfüßen wandelte. Er näherte sich nämlich Helena an ... etwas, was ich zwar nicht hatte kommen sehen, womit ich aber durchaus einverstanden war, verfügte Sergej doch über genügend Erfahrung, wie man eine Bratwa leitete.Zu all dem war gestern mein Vater eingetroffen.
Der alte Herr hatte noch mal richtig Schwung in die Bude gebracht, Alessia besucht und wo er schon mal da war, sie direkt auf Herz und Nieren geprüft.
Dann war er bei mir im Büro aufgeschlagen, hatte mir kraftvoll auf die Schulter geklopft - diese dabei fast gebrochen - und damit sein Einverständnis gegeben.
„Das Mädchen gefällt mir," hatte er gebrummelt, sich eins der Kristallgläser von der Anrichte geschnappt und erst mal einen Wodka geext.
Dann war mein Vater von meiner Mutter untern Arm geklemmt worden und kurze Zeit später hatte der ehemals mächtigste Mann der Ostküste sich von seinem neuen frisch adoptierten Enkelkindchen die Fingernägel lackieren lassen.
IN EINEM VERFICKTEN PINK!
Und ja, das Kind lebte tatsächlich immer noch! Meine Mama derweil tickte nahezu aus vor lauter Großmuttergefühle und mein Alter war so vollkommen überfahren mit der ganzen Situation, dass er keinen Schimmer hatte, wie ihm geschah.Seufzend rieb ich mir über das Gesicht, dann lehnte ich mich in meinem Sessel zurück. Ich war vor ein paar Minuten aus dem Garten Eden zurückgekehrt und immer noch damit beschäftigt, mir das Blut unter den Nägeln hervorzukratzen.
Jedes Mal, wenn ich mir vornahm, zivilisiert zu sein, wanderten die Gedanken unwillkürlich zu meiner schönen zerbrochenen Diebin, die noch in dem Zimmer neben meinen schlief und das zwingende Bedürfnis Knochen umzusortieren kam erneut auf.
Heute hatte ich die erstaunlichen Freuden der mittelalterlichen Foltermethoden für mich entdeckt.
Daumenschrauben waren etwas sehr Faszinierendes!
Zwar hatte ich immer noch einen leichten Tinnitus von dem ganzen Gebrüll, welches mit dieser Folter einherging, aber hey, das war's wert gewesen! Allerdings vermutete ich, dass Diego mir das ziemlich übelnehmen würde.
Er hatte sich schließlich in den Kopf gesetzt, die Folterknechte des Mittelalters, alt aus aussehen zu lassen und würde sie vermutlich mithilfe einer Séance darüber informieren, dass er ihnen mühelos den Rang als schlimmstes Ungeheuer aller Zeiten abgelaufen hatte.
Sergej hob grinsend den goldenen Dolch, der als Brieföffner diente und spielte sofort damit herum.
„Bereust du es? Die schlafende Schönheit und ihr Kind aufgenommen zu haben? Und den ganzen Stress damit?"
Ich überlegte spontan, meinem besten Freund mithilfe meines Schreibtischstuhls einen neuen Scheitel zu ziehen.
Meine Miene musste für sich gesprochen haben, denn Serge hob sofort abwehrend die Hände und ruderte so schnell zurück, dass das Goldmedaillenteam der olympischen Ruderer vor Neid blass geworden wäre.
„Ich hab nichts gesagt, Pakhan! Und ich wollte auch niemanden beleidigen. Unsere nächste First-Lady wird atemberaubend sein! Und sie wird dir wunderbare Erben gebären, wenn die Zeit so weit ist."Ich atmete bewusst tief durch und nickte. Mein Stellvertreter sackte kaum wahrnehmbar zusammen, erleichtert, dass er nicht der nächste Insasse in Eden sein würde.
Doch meine Gedanken kreisten nun um die Fantasie, wie meine Diebin mit meinen Kindern schwanger war. Sie wird strahlen, das wusste ich einfach.
Alessia war perfekt, stark und sanft, liebevoll und stur ... Ich konnte es kaum erwarten, dass sie wieder auf dem Damm war.
Ich werde meine Geliebte so schnell in mein Zimmer und mein Bett umquartieren, dass ihr ganz schwindelig werden würde.
Dann war es an der Zeit, sie für den Rest ihres Lebens an meine Seite zu binden. Und das wird von einem Sexmarathon geschehen, bei dem Alessia vor lauter Erfüllung alle Engel hören wird, die in der Lage waren ihre Harfen zu bezupfen!
Oh, ich werde die kleine Diebin ausziehen, ihr den Hintern versohlen, weil sie mir graue Haare vor lauter Sorge um ihr Leben verpasst hat, dann werde ich mich in sie versenken, als ob es kein Morgen gibt.
„Pakhan?"
Hm?
Was?
Wer störte meine lustvollen Fantasien?
Sergej grinste wieder und flachste: „Soll ich gehen und dir ein wenig Alone-time geben? Du hast ein ziemliches Zelt da in der Hose!"
Ich grunzte und zwang mich an die Daumenschrauben zu denken.
Was jetzt auch nicht die beste Idee war, denn dann erinnerte ich mich, was die verwichsten zukünftigen Höllenbewohner meiner Frau angetan hatten und ich wurde wieder wütend.
Kurz bevor ich wie ein ausgehungerter Chihuahua knurren konnte, polterten Schritte durch den Gang und Diego stapfte ins Zimmer. Ein Blick genügte und Serge und ich brüllten los.„Was?" grollte mein Mann fürs Grobe gereizt und ballte die schaufelartigen Hände zu Fäusten ... mit ihren hellblau lackierten Fingernägel.
Sergej fiel wiehernd vom Stuhl und japste verzweifelt nach Atem, während ihm die Lachtränen übers Gesicht strömten.
Ich versuchte recht vergebens meinen stoischen Gesichtsausdruck zurückzuerlangen und kaschierte meinen Heiterkeitsausbruch mehr oder weniger erfolgreich mit einem Hustenanfall.
„Wenigstens ... passt ... die Farbe ... zum ... Make-up ...!" röchelte es irgendwo vom Boden und Diego verschränkte die Arme vor der Brust.
Das Versprechen von gnadenlosen Schmerzen lag in seinen Augen und mir war klar, dass ich ziemlich fix die Wogen würde glätten müssen, ansonsten war es das dann mit der Zukunft meines Stellvertreters!
„Serge, reiß dich zusammen! Du erinnerst dich doch hoffentlich an Diegos kleinen Ratgeber fürs Ungemütliche? Willst du wirklich, dass der Mann kreativ wird?"
Ächzend angelte mein Freund nach dem Sessel und zog sich mühsam hoch.
Dann wischte er sich das Gesicht trocken und winkte ab. Sergej hatte noch nie so wirklich einen guten Spürsinn für Gefahren, die sein Leib und Leben betreffen ... vielleicht war es ihm aber auch einfach nur schnuppe.Mein Cheffolterer trat an den Schreibtisch und stützte sich schwer auf der Platte ab, während er mich fixierte.
Jepp, er hatte spitzgekriegt, dass ich seine Daumenschrauben benutzt hatte, bevor er selbst Hand anlegen konnte.
Ich erhob mich und strich eine nicht existierende Falte aus meinem frischen Hemd - das, was ich vorher getragen hatte, konnte selbst mit einem Kilopack Waschmittel nicht mehr gerettet werden - und zwang mich zu ignorieren, wie sehr Diegos giftgrüner Lidschatten sich mit seiner Augenfarbe biss.
„Mach kein Fass auf. Die spanischen Stiefel sind noch jungfräulich für dich. Außerdem hat der alte Smirnow gestanden, was er mit Klein-Kiki vorhatte. Da war mir spontan nach etwas urtümlichen."
Diego kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und knurrte: „Was?"
Ich schluckte die Galle runter und spürte erneut diese infernale Wut aufbrodeln, als ich zwischen den Zähnen hervorpresste: „Er wollte sie nach Asien als Prostituierte verkaufen! Ein Angebot über zweieinhalb Millionen hatte dieses wertlose Stück Scheiße bereits angenommen! Kiara sollte nächste Woche dorthin transportiert werden ..."
Diego wurde vor Wut so rot, dass das großzügig aufgetragene Rouge auf seinen Wangenknochen nicht mehr sichtbar war.„SIE IST FÜNF JAHRE ALT! Ich werde dieses Schwein kastrieren, bevor ich ihm mit einem Löffel das Herz aus der Brust grabe!" zischte mein Mann fürs Grobe und drehte sich um, nur um Serge zurückgehalten zu werden.
„LASS MICH LOS, ODER DU VERLIERST DEINE HAND!", brüllte Diego und Sergejs Selbsterhaltung nahm endlich mal ihre Arbeit auf. Mein Stellvertreter hob langsam die Hände und sagte: „Ich will dich nicht aufhalten ... wollte nur fragen, ob ich assistieren darf?"
Ein kurzes Nicken später war ich allein in meinem Büro und fuhr mir unentschlossen durch die Haare.
„Onkel Dego?", piepste da ein dünnes Stimmchen und in der Tür stand Alessias Tochter. Ich zwang mir ein Lächeln auf und trat zu der kleinen Maus hin.
Vor ihr ging ich in die Hocke und stippte ihr sacht auf die Knopfnase.
„Onkel Dego ist gerade beschäftigt. Sollen wir vielleicht einmal nach deiner Omi suchen?" Kiki legte den Kopf schief und dachte nach ... als ich dann noch das Wort Schokoladenkekse einwarf, griff das Mädchen sofort nach meinem Zeigefinger und zerrte mich aufgeregt plappernd zur Treppe.
Dort angekommen versuchte dieses furchtlose Geschöpf doch glatt aufs Geländer zu kraxeln, um herunterzurutschen!
Wir befanden uns im dritten Stock, Himmel Herrgott!
Einen Herzinfarkt und etwa dreitausend neue graue Haare später schaffte ich es schließlich, das meckernde winzige Energiebündel vom Geländer zu pulen und klemmte mir das Mäuschen untern Arm, um sie unten am Fuß des Treppenhauses an meine wartenden Eltern zu übergeben.
„Viel Spaß", grunzte ich und machte kehrt. Ich wollte nach Alessia sehen ... und sie so lange küssen, bis der zauberhaften kleinen widerspenstigen Frau die Argumente ausgingen und sie endlich meinem - und ihrem - Verlangen nachgab!
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Es begann mit einem Ring
ActionWer hätte das gedacht? Eigentlich war meine Planung doch so einfach. Alles was ich wollte, war: 1. In Ruhe gelassen werden. 2. mir mindestens drei Katzen zulegen. 3. ja niemandem auffallen. 4. mich soweit wie irgendmöglich mich von meiner Alkoholi...