Wer hätte das gedacht?
Eigentlich war meine Planung doch so einfach.
Alles was ich wollte, war:
1. In Ruhe gelassen werden.
2. mir mindestens drei Katzen zulegen.
3. ja niemandem auffallen.
4. mich soweit wie irgendmöglich mich von meiner Alkoholi...
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Unauffällig versuchte ich mich aus den stählernen Armklammern Maxims zu befreien und erntete dafür ein derart überzeugendes Knurren, dass Rain augenblicklich einen Buckel machte, alles sträubte, was auch nur entfernt nach Fell aussah und fauchend in Richtung des Bratwa-Bosses tatzte. Der Mann hinter mir begann auf Russisch die Katze anzumeckern, erhob sich und wickelte sich das Bettlaken um die Hüfte. Mit einem finsteren Blick auf uns drei weibliche Unruhestifter marschierte Maxim zur Tür, riss diese auf und brüllte so laut, dass die Fensterscheibe hinter mir wackelte: „DIEGO!" Oh, oh ... Blitzartig war ich aus dem Bett, warf mir das Sommerkleid über, das über dem Sessel in Griffweite hing und machte mich bereit, in Mamabär-Modus überzugehen, sollte der gerufene Folterknecht irgendwas machen, was meinen kleinen Mädchen schaden würde! Die russische Sahneschnitte stand derweil mit vor der Brust verschränkten Arme halb auf dem Gang und funkelte mich unheilvoll an. Er war sauer! Oh, fuuuuuck, was war er sauer ... Kiki sah bebend vor Furcht zu mir auf und ich zischte wie eine wütende Königskobra in Richtung der geballten miesen Laune vor mir: „Du solltest wirklich eine andere Haltung annehmen, sonst werde ich dir eine extrem angepisste Katze in den Schritt werfen!" Ich bleckte noch einmal nachdrücklich die Zähne, hob dann mein Kind auf die Arme und gurrte leise beruhigende Worte in ihr Öhrchen. Die wütende Rain war mittlerweile auf dem Boden und schlich mit peitschendem Schwanz, aufgeplustert, als hätte sie in eine Steckdose gepinkelt, auf Maxim zu. Die Mieze war eindeutig auf Krawall gebürstet und nur Sekunden davon entfernt, aus den nackten Waden des Mannes vor sich Hackfleisch zu machen. Da der Russe nicht so aussah, als würde er das tolerieren und die renitente Pelzkugel eher über den Haufen ballern, huschte ich rasch hinter dem Selbstmord gefährdeten Vieh her und erwischte es gerade noch rechtzeitig. Und wie vor dem heißen und leider ach so verhängnisvollen Matratzenmambo kegelte ich die schrill protestierende Katze ins Badezimmer und knallte ihr die Tür vor der schnaubenden Nase zu. Dann drehte ich mich zu Maxim um, bereit mich seinen anklagenden Blicken wieder zu stellen, doch der Fokus des Chefs von New Yorks organisierten Verbrechen lag seltsamerweise gerade nicht auf mir. Er stierte den Gang entlang, Augen groß und der Unterkiefer in Unglaube heruntergeklappt ... was war denn jetzt schon wieder? Nur Augenblicke später wusste ich es und spiegelte prompt seine Mimik.
Diego stöckelte in den Raum ... und das buchstäblich, denn nicht nur trug er immer noch den stark berüschten Morgenmantel und das gelinde gesagt abenteuerliche Make-up, nein ... seine großen Füße waren in zierliche Pantöffelchen gequetscht, deren dekorative Federn sachte mit dem Schwung seines Ganges auf und ab wippten. Das einzige, war mich daran hinderte vor Lachen ohnmächtig in meine Kissen zu fallen, war die ausgesprochen große und fies aussehende Wumme, die er in der mit pinken Nagellack geschmückten Hand zur Schau stellte. Maxim röchelte mit vor Anstrengung hochrotem Gesicht mühsam irgendwas von „Kind mitnehmen" und der finstere Schrank von einem Riesen stakste zu mir, pflückte mir Kiara aus den Armen, die überglücklich „ONKEL DEGO!" quietschte und rauschte hoheitsvoll von dannen. Ich brauchte einige Sekunden, um mich von diesem surrealen Anblick zu erholen. Blöderweise schaffte Maxim es wesentlich schneller sich zu sammeln, trat zurück ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann drehte er den Schlüssel, zog ihn ab und legte ihn außer Reichweite oben auf die Türzarge. Finster grummelte ich den Mann kurz, aber intensiv an, dann fixierte ich das halb versteckte Befreiungsinstrument und versuchte es durch exzessives Starren dazu zu bewegen, sich freiwillig und von alleine wieder ins Schlüsselloch zu begeben. Bedauerlicherweise war der Erfolg dieser Glubschorgie ziemlich mäßig, genauer gesagt nicht existierend, was Maxim die Zeit gab, mich einzufangen.
Schwungvoll schwenkte mich der Hottie herum, platzierte mich auf seinem Schoß und umfasste mein Kinn mit festem Griff. „Augen auf mich, Baby. Ich hätte nun ganz gerne gewusst, was dein kleines Mädchen da gerade von sich gegeben hat! Und lüg mich ja nicht an ..." Meine Gedanken rasten. Was tun? Was tun? Was zum verfickten Superfuck sollte ich nur tun? Sobald dieses Gespräch beendet war, würde Max unter Garantie den alten Quacksalber herbeizitieren und spätestens dann war ich geliefert. Ich bezweifelte nämlich ziemlich stark, dass sich der dickschädelige Bigboss, auf dessen Schoß ich indessen unbehaglich hin und her rutschte, um die ärztliche Schweigepflicht scherte. Und dennoch ... jetzt zugeben, dass ich da einen winzigen, klitzekleinen Braten in der Röhre hatte ... ja, da konnte ich mir doch gleich 'ne Eisenkugel ans Fußgelenk tackern! Und so traf ich die vermutlich dämlichste Entscheidung der letzten paar Tage und flunkerte drauflos, dass sich die Balken bogen und selbst Kapitän Blaubär sich eifrig Notizen fürs Seemannsgarn stricken gemacht hätte. „Ich hab absolut keinen Schimmer, wovon du redest! Kiki hat uns beim Sex überrascht ... Ich bezweifle ganz stark, dass sie wusste, wovon sie in dem Moment gesprochen hat. Und wo wir schon mal von sprechen reden, ich muss da ein dringendes Gespräch über Bienchen, Blümchen und Bratwachefs führen, die ihren Dingdong in Dinge stecken, die sie zum Donnerdrummel nichts angehen!"
Jepp! Das war ja mal so richtig glaubwürdig, Alessia! Maxim hob eine Augenbraue und seinem Blick nach war er jetzt nicht ganz so vollständig überzeugt ... „Hmhm ... ist das so, meine Liebe? Dann hast du doch sicher nichts dagegen, auf einen Test zu pinkeln, oder?" Ich wurde blass, spießte den arroganten Arsch aber gekonnt mit Blicken auf. „Natürlich nicht. Hast du einen unter deinen Lacken versteckt?" Maxims linker Mundwinkel hoch sich leicht, dann stand er auf und platzierte mich sorgfältig auf dem Bett. „Nicht weglaufen, mein freches Mädchen!" grinste er, schlenderte zur Tür, schloss diese auf und verschwand einfach. „Dreck!", fluchte ich und huschte ihm rasch hinterher, doch in dem Augenblick, da meine Finger die Klinke berührten, machte das Schloss „Klack!" und ich erstarrte. Das hatte dieser nervtötende Megamacho jetzt nicht ernsthaft gemacht, oder?
ODER?
Dieser Waffenschwingende, kontrollsüchtige, arrogante russische ... Kampfesel!
Der Arsch hatte mich eingesperrt! Was war nur aus dem Vertrauen zu unseren Mitmenschen geworden ...? Als hätte er Angst, dass ich mich klammheimlich vom Acker machen würde. Gut, so ganz abwegig war der Gedanke nun nicht, aber ohne Katze und Kind würde ich niemals das Weite suchen! Und er hatte gerade seinen Folterknecht mit meinem kleinen Mädchen irgendwo in die Karpaten geschickt. Darüber hinaus verzweifelte ich ganz stark, dass die randalierende Mieze, die just das Badezimmer auseinandernahm, in nächster Zeit irgendwo freiwillig mit mir hingehen würde. Joar ... aus diesem Mist würde ich so leicht nicht herauskommen. Verdammt! Was jetzt? Frustrierte Laute von mir gebend, drehte ich mich hilflos im Kreis und raufte mir die Haare. Ich war mit meinem Latein tatsächlich vollkommen und absolut am Ende. Selbstverständlich würde ein Test die Schwangerschaft sofort bestätigen und, darüber war ich mir auch klar, natürlich würde Maxim prompt sein Haus und Hofarzt herbeizitieren. Niemals würde er die Möglichkeit, dass ich den Erben der Familie Suderow unterm Herzen trug, lediglich von einem billigen Schwangerschaftstest aus der Apotheke bestätigen lassen. So dumm war die russische Sahneschnitte leider nicht ... Frustriert packte ich eins der Kissen, presste es mir übers Gesicht und schrie ... und schrie ... und schrie noch etwas mehr.
„MIIIAAAAOOOOO!" Gut, das erinnerte mich daran, dass ich gerade nicht als einzige einen aktiven Nervenzusammenbruch hatte. Ich eilte auf wackeligen Knien zur Badezimmertür und ließ die Katze raus. Rain sah aus, als wäre sie etwa zwei Stunden lang gegen den Strich gebürstet worden und als sie an mir vorbei in die Freiheit peste, versetzte sie mir noch einen zünftigen Schlag mit ausgefahrenen Krallen - nur für den Fall, dass ich vergessen sollte, dass sie mal so richtig, richtig wütend auf mich war. Seufzend machte ich einen Schritt ins Badezimmer, das Blut, welches aus den recht tiefen Kratzern quoll benötigte Toilettenpapier um abgewischt zu werden, da knirschte Glas unter meinen Füßen. Mit großen Augen sah ich mich um. Donnerwetter noch mal! Die Krawallmieze hatte beachtliche Arbeit geleistet. Das ehemalige Luxusbad sah aus, als wäre Attila mit seinen Hunnen hier durch galoppiert ... und das ungefähr vierzehnmal. Und, weil schlichtes Chaos ja viel zu einfach war, hatte Rain auf den Boden gestrullt ... und auf den Schminktisch ... uuuuund in die Dusche, die Badewanne und natürlich auch ins Waschbecken! Fassungslos drehte ich mich zu dem Vieh um - das herzallerliebste Katzentier war noch nicht fertig mit ihrer Unmutsbekundung ... oh, nein. Soeben zerlegte es mit chirurgischer Präzision mein Schreikissen. „Echt jetzt?" „Mauuuu!" Okay ... dann schmoll halt!
Ich hatte gerade weiß Gott andere Sorgen, denn schwere Schritte kündigten die Rückkehr meines Schicksals an ...