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Noch während wir uns den zweiten Drink genehmigten, spazierte Diego ins Zimmer

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Noch während wir uns den zweiten Drink genehmigten, spazierte Diego ins Zimmer. Wie immer hatte er nur einmal kurz mit der Faust gegen die Tür geballert und war dann einfach hineingekommen. Ich hob eine Augenbraue und betrachtete meinen ältesten Mitarbeiter. Er hatte sich anscheinend ausgetobt, sein Gesicht und Hals waren rot gesprenkelt... Das Blutgetränkte Hemd hatte er auf dem Weg zu mir vermutlich achtlos in irgendeine Ecke geworfen und zeigte nun seinen mit Muskeln bepackten, gebräunten Oberkörper, ein Branding in Form eines Adlers auf der linken Brust - das Zeichen meiner Bratwa.
Sergej schüttelte den Kopf und murmelte etwas von Manieren und Kinderstube, dann stand er auf, tunkte ein Taschentuch in seinen Wodkarest und warf dieses Diego in den Schoß.
„Du hast da ein paar neue Sommersprossen in deiner Visage... Hat er noch irgendwas Interessantes von sich gegeben?"
Mein Vollstrecker und Computerexperte grinste auf eine wirklich sehr sadistische Art und Weise und rieb sich mit dem Alkohol die Reste der Folterorgie aus dem Gesicht. Dann marschierte er zur Bar, schnappte sich die Wodkaflasche, ein weiteres Glas und kehrte zu uns beiden zurück. Er goss meinem Stellvertreter noch einen Drink ein, dann setzte er die Flasche an und trank genüsslich stöhnend mit großen Schlucken den gekühlten Alkohol.
Ein dezentes Bäuerchen später, bei dem alles Gläserne im Büro nur so wackelte, fläzte Diego sich in den nächstbesten Sessel und schüttelte den Kopf. „Nope... Abgesehen von: aaaah... auuuu... Hör bitte auf, Gnade... Wir sind doch Freunde... war nichts Brauchbares dabei. Und nach dem Freunde Kommentar habe ich ihm die Zunge herausgerissen. Mit einer Kakerlake bin ich nicht befreundet! Dreistes Drecksschwein! Also, für wen sollten die Infos sein, die er geklaut hat?"
Serge grinste und betrachtete versonnen die bunten Sonnenspiegelungen seines Kristallglases auf dem Teppich.
„Er wollte einen auf Liebkind bei Sarinas Familie machen..."
Diego verdrehte die Augen und schnaubte abfällig. „Echt jetzt? Wie Sau dämlich kann man denn bitteschön sein? Ich meine, spätestens bei deiner Hochzeit mit dieser Geldgeilen Plastiktitten Tussi wäre herausgekommen, was für ein linkes Spiel Sascha da getrieben hat. Obwohl... Es wäre zumindest eine interessante Hochzeit geworden! Denk doch mal, wie wunderbar Blut auf einem weißen Hochzeitskleid aussieht... Na, auf der anderen Seite, so konnte ich mein Wissen über die menschliche Anatomie erweitern. Und natürlich darüber, was ein gestandener Kerl so aushalten kann."
Sergej hob in einem Salut sein Glas und goss den Wodka herunter.
Ich seufzte und betrachtete das sündhaft teure Schmuckstück auf meinem Schreibtisch. Ich dachte darüber nach, inwieweit ich meiner geschätzten, bald angeheirateten Familie da einen Strick draus drehen sollte, beziehungsweise konnte... Vielleicht war das ja eine Möglichkeit, um der verwöhnten Prinzessin auf möglichst höfliche und vor allem endgültige Weise den Laufpass zu geben.
Diego seufzte und sprach schließlich aus, was wir alle dachten.
„Kannst du das irgendwie gegen diese nervtötende Familie nutzen, Pakhan?"
Sergej presste kurz die Lippen zusammen und kam mir zuvor, als er sagte: „Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Wenn jetzt die Smirnovs Sascha beauftragt hätten, die Informationen zu klauen... Dann wäre der Fall wahrscheinlich gegeben. Aber so? Ich hab leider keinerlei Beweise dafür gefunden, dass sie als Auftraggeber hinter dem ganzen Scheiß stecken."
Fuck!
Kein Glück gehabt...
Heute war wohl einfach nicht mein Tag.
Und dieser Gedanke sollte sich nur Sekunden später zu einer Gewissheit erhärten, als eine hohe, nervtötende Stimme durch mein Haus schrillte.
„MAXIIIHIM!"
Meine beiden Männer stöhnten genervt auf und Diego griff zwecks Selbstmedikation erneut zur Flasche.
„Ich sprech mal mit dem Sicherheitsdienst! Nur weil sie in zwei Monaten hier so aus und eingehen kann, wie sie möchte, heißt das nicht, dass sie jetzt schon machen kann!" maulte Sergej und erhob sich mit einer schnellen Bewegung. Auch mein Vollstrecker hüpfte mit einem Male sehr enthusiastisch in die Höhe, um sich der Mission meines besten Freundes anzuschließen.
„Ja, ja, geht ihr nur... Lass mich mit dem Schreckgespenst ruhig alleine! Ihr seid mir wirklich schöne Freunde", murmelte ich in meinen Bart und erhob mich ebenfalls, um ans Fenster zu treten.
Sergej und Diego grinsten so gar nicht schuldbewusst und verdrückten sich eiligst. Ich lehnte mich gegen den Fensterrahmen und schaute hinaus in den prachtvollen Garten. Meine Mutter saß zusammen mit ihrer Freundin, einer Schwätzerin namens Cherry Lindholm, an einem hübschen, kleinen Tischchen im Schatten einer großen Eiche und tauschte sich über den neuesten Klatsch und Tratsch der New Yorker High Society aus.
Zumindest hatte einer aus der Familie Suderow heute einen guten Tag..
Meiner wurde mir Sekunden später so richtig versaut, als die Tür zu meinem Büro aufflog und eine junge Frau mit blonden Haaren, ausgesprochen freizügiger Kleidung und der Laune eines ausgehungerten Chihuahuas über die Schwelle trat.
„Maxim? Wir waren zum Essen verabredet, und du hast mich versetzt... schon wieder! Weißt du was? Wir sollten diesen ganzen Schwachsinn mit der Hochzeit lassen und einfach versuchen, unser eigenes Leben zu leben. Ich meine, was wollen deine Eltern machen? Dein Vater ist alt und definitiv nicht mehr der Mann, der er einmal war. Du wirst also wohl kaum in Gefahr laufen, die Bratwa war wieder in ihn zu verlieren. Und mein alter Herr? Wenn er so unbedingt sich an eine weitere Familie binden will, warum heiratet er dann nicht in selber ein. Ich bin kein Unterpfand oder gar Eigentum!"
‚Nein, das bist du nicht,' dachte ich.
‚Du bist nur eine kleine, verwöhnte Prinzessin, der Zeit ihres Lebens immer alles in den Arsch geschoben wurde. Die nie hatte arbeiten müssen, die immer genügend Taschengeld für jeden nur erdenklichen Luxus hatte und nun denkt, dass sich die Welt ausschließlich um sie dreht. Newsflash, Schätzchen... Dem ist nicht so! Und es wird vermutlich mal Zeit, dass du dich mit der harten Realität auseinandersetzt. Und ich mich auch.'
Diese finstere Gedanken beiseite schiebend, drehte ich mich zu ihr um und betrachtete Sarina. Objektiv betrachtet war sie nicht hässlich... Aber sie war einfach nicht mein Typ. Ich stand halt mal nicht auf verwöhnte Zicken.. Mit ein Seufzer fuhr ich mir durch die Haare, griff nach dem Schmuckdöschen auf dem Schreibtisch, betrachtete den wertvollen Ring noch einmal und warf ich ihr das geschlossene Schächtelchen zu. Zielsicher wie eine Elster, die im Gras ein Swarovski Stein aufpickte, fing Sarina und betrachtete dann nachdenklich das glitzernde Kleinod.
Sie mochte mich nicht mögen... Sie mochte absolut gegen diese Hochzeit sein... Aber sie war ein Luxusweibchen par excellence. Und als solches erkannte und begehrte sie nun mal wertvolle Dinge.
„Ist das etwa deine Art, einen offiziellen Antrag zu machen? Ehrlich, Maxim... Was soll der Scheiß? So hübsch der Ring auch ist, ich will nicht heiraten, vor allem nicht dich!"
Ich stützte mich auf dem Schreibtisch ab und betrachtete meine Zukünftige aus zusammengekniffenen Augen.
„Meine Liebe, es geht hier nicht darum, was du willst. Himmel, es geht noch nicht mal darum, was ich will! Wir beide wissen ganz genau, dass dieser Schritt unausweichlich ist. Also, hör auf rumzuzicken, nimm den Ring und dann verzieh dich. Sag deiner Mutter, sie kann sich was die Hochzeitsplanung angeht austoben und mir einfach dann den Scheck schicken, den ich unterschreiben soll. Ach und das Datum des ganzen Trauerspiels sollte ich vielleicht auch noch wissen, damit ich rechtzeitig da bin. Aber bis dahin lass dich hier einfach nicht blicken, klar so weit?"
Die blonde Mistgöre stieß einen wütenden Schrei aus, stampfte sehr kleinkindermäßig mit dem Fuß auf - die Wirkung verpuffte allerdings aufgrund der fünfzehn Zentimeter Mörder-High-Heels, die sie trug - und dann rauschte sie, allen Heiligen sei Dank mit wehenden Haaren davon.
Endlich kehrte Ruhe ein.
Ich fand, dass ich mir einen weiteren Wodka verdient hatte und schaute mich suchend nach der Flasche um. Doch hier hatte ich die nächste Enttäuschung meines Tages, denn anscheinend hatte Diego den Schnaps mitgenommen, um mit Sergej die erfolgreiche und ach so glückliche Vereinigung zweier Bratwafamilien zu bebechern. Oder seine Fortbildung zum aktiv praktizieren Zahnarzt... der Mann war ausgesprochen erfinderisch, wenn es um Gründe ging, sich gepflegt einen hinter die Binde zu kippen.

Es begann mit einem RingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt