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„Wo ist der Ring?" Genervt verdrehte ich die Augen

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„Wo ist der Ring?"
Genervt verdrehte ich die Augen.
Gott ... hatte diese nervtötende Frau denn gar nichts anderes im Sinn als den größtmöglichen Diamanten, um „das Kleid dazu passend auszusuchen"?
Meine Mutter erhob sich von dem mit weißem Samt bezogenen Sofachen, stellte das Glas Champagner auf den Beistelltisch und stemmte abwartend die frisch manikürten Hände in die Hüfte.
„Sarina! Wo ist der Ring?"
„Augenscheinlich nicht an meinem Finger, Mama." maulte ich, griff ebenfalls nach einem Glas und kippte das teure Zeug in einem Zug runter.
Brautkleid-Shoppen mit meiner ach so treu sorgenden Mutter.
Yay ... welch Freude!
Diesen Tag konnte ich eigentlich nur sturzbesoffen hinter mich bringen.
„Junge Dame! Ich will eine zufriedenstellende Antwort haben! Also versuchen wir es doch noch einmal. Wo ist der Ring?"
Aufstöhnend plumpste ich auf das zierliche Sofa mitten in dem Hauptraum des exklusivsten Brautmodegeschäfts New Yorks und widerstand dem Drang meiner Mama, die Pulle Schampus um die Ohren zu hauen. Aaargh!
Konnte das Weib mich nicht mal für fünf Minuten in Ruhe lassen, damit ich mich zumindest halbwegs wieder fangen konnte? Der Tag war doch bislang echt schon stressig genug.
Ich hatte den Gang zu meinem Bald-Angetrauten natürlich hinausgezögert und mich erst kurz vor dem Termin zum Kleider kaufen aufgerafft, um mir ein Update über den Ring zu besorgen.
Und so hatte ich Maxim und seinen sogenannten zwei besten Freunden mal wieder einen absolut ineffizienten Besuch abgestattet. Dann war ich seiner Mutter über den Weg gelaufen und nun der Termin mit MEINER Mutter ...
Und der einzige Grund, warum ich ihr die Flasche nicht übergezogen hatte, war ... Ich brauchte den Schampus dringend zur Selbstmedikation!
„SARINA!"

...

Ouch ...
Für meinen Geschmack war ich in den letzten Tagen viel zu oft in dieser Horrorvilla gewesen. Allein der Gedanke, dass ich in wenigen Wochen hier dauerhaft einziehen würde müssen, verpasste mir das dringende Bedürfnis, meine Eingeweide in einem der schicken Blumenkübel zu entsorgen.
Gäbe es Helena nicht, hätte ich meinen Eltern trotz aller Risiken vermutlich längst sehr damenhaft beide Mittelfinger gezeigt und wäre mit meinem Geliebten nach Japan ausgewandert.
Oder nach Timbuktu ...
Aber anstatt Reisepläne zu schmieden, trabte ich brav, wie ich nun mal war, zurück in die Hell hole McMansion, um meinen wunderbaren Verlobten nach dem Ring zu fragen, den ich doch recht absichtlich verloren hatte.
Als würde meine Mutter den Scheißklunker tatsächlich benötigen, um mich exakt in das Kleid zu stopfen, das ich mir selbst mit absoluter Sicherheit niemals aussuchen würde. Die Wachen starrten mir mit scheelen Blicken hinterher, als ich durch das Foyer schritt und ich musste gegen das verzweifelte Verlangen ankämpfen, meinen ganzen Körper mit Bleiche abzuschrubben.
Ekelhaft!
Genervt von meinem momentanen Leben stakste ich die mächtige Freitreppe zu Maxims Büro hinauf und war froh, dass meine Mutter stets auf High Heels bestand.
So brauchte ich nicht anzuklopfen und Maxim hatte massenhaft Zeit, alles verschwinden zu lassen, was nicht für mein Auge bestimmt war. Denn, so sehr der Gedanke an eine Heirat mit ihm mir zuwider war, ich wollte definitiv NICHTS sehen, was nicht für meine Augen bestimmt war, allein schon, um nicht einem Interessenkonflikt ausgesetzt zu werden.
Mein geliebter (würg) Vater fragte mich nach jedem Besuch in Hell hole McMansion, ob ich ihm nicht sagen könnte, was für Unterlagen bei Maxim denn so herumlagen.
Aber um ganz sicherzugehen, dass mein Verlobter auch wirklich wusste, dass ich da war:
MAXIHIIIIM!"
Na, das sollte er wohl gehört haben! Schwungvoll bog ich um die Ecke zu seinem Büro und stieß die Tür auf.
Da war sie ja, das unheilige Dreigestirn. Maxim lehnte sich lässig in den Obermackersessel hinter dem Proll-Schreibtisch, meditierte seine aneinander gelegten Finger an, während seine nervtötenden Kumpane im Raum herumlungerten und versuchten, mich mit geistlosen Blicken zu erdolchen.
Sarina ... welch überschäumende Freude. Gleich zwei Besuche in zwei Tagen. Wahnsinn ... was verschafft mir das Missvergnügen?" schnarrte Maxim und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Ich lächelte ihn zuckersüß an und zwitscherte: „Ich wollte nur mal fragen, ob sich was mit dem Ring ergeben hat ... und ob ich irgendwie helfen kann?"
Der ältere Schwachmat zückte bereits wieder dieses dämliche Folterbuch vom letzten Mal und blätterte voller Elan darin herum.
Echt jetzt?
Konnten die sich nicht mal was Neues einfallen lassen? Nach der Schockbehandlung durch die Männer meines Vaters bei meinem ersten Mal aufmüpfig zu sein, war ich so ziemlich abgehärtet, was Bullshit bei Kerlen anging. Sergej schnaubte abfällig und begann mit dem goldenen Brieföffner in Form eines Dolches zu spielen. Maxim seufzte indes und fragte gereizt: „Warum interessiert es dich?
Der Ring kann dir nicht so wichtig sein, wenn du ihn nicht mal für fünf Minuten in sicherer Verwahrung halten kannst!"
Okay ... den Schuh musste ich mir wohl oder übel echt anziehen.
Ich durfte wirklich niemals herausrutschen lassen, dass der Ringverlust alles andere als ein Versehen gewesen war.
Dass ich dann ohne Kopf quasi six feet under liegen würde, war ja wohl klar wie dicke Tinte.
Ich wollte doch nur ..."
FUCK, SARINA! Es ist mir scheißegal, was du willst! Wann ich den Ring wieder an deinem Finger sehen möchte, ist jetzt wohl meine Sache! Ja, richtig gehört ... ich hab ihn wieder. Du bekommst ihn aber erst zurück, wenn wir am Altar stehen. Ich traue dir nicht zu, dass du mein Familienerbstück nicht aus Versehen in einem Gully verlierst! Und jetzt verpiss dich endlich! Geh dein Kleid shoppen oder kauf mit Daddys Geld dir ein paar Handtaschen, die du verwöhnte Göre gar nicht brauchst!"
Maxim war aufgesprungen und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. Eine Ader pulsierte an seiner Schläfe und der bullige Muskelprotz im Sessel fing an, seelenruhig über Streckbänke und Daumenschrauben zu philosophieren.
Ich wäre ja für eine zweite Runde schnöden Schlagabtauschs geblieben, aber plötzlich war ich einfach nur müde. Gott, was ging mir das alles an die Substanz.
Wann war das nur passiert?
Wann hatte ich die Kontrolle über mein eigenes Leben verloren?
Oder hatte ich sie überhaupt jemals gehabt? Also gab ich nach, drehte mich um und ging. Maxim war es also scheißegal?
Okay ... mir dann auch.
Obwohl ... da interessierte mich dann doch die Frage, wie er so schnell den verdammten Ring wieder zurückgebracht hatte.

Sarina? Hallo, meine Liebe. Wie geht's dir? Hast du Maxim besucht?"
Ich gab es ja gerne zu ... meine Schwiegermutter in Spe war echt Zucker und somit der einzige Lichtblick an der verkorksten Situation mit der arrangierten Ehe.
Und ich schaffte es einfach nicht, ihr gegenüber biestig oder gar unehrlich zu sein. „Mrs. Suderov. Hallo ... Ähm ... Ich muss ihnen was gestehen. Ich habe Ihren Ring verloren. Es tut mir so leid! Ich habe Maxim meine Hilfe angeboten, aber er wollte sie nicht."
Gut, das mit dem ehrlich sein musste ich eindeutig noch üben, aber wie bereits erwähnt. ... six feet under ...!
Oh, Sarina. Anscheinend hatte eine der Angestellten, eine Alessia ihn gefunden. Ein ganz zauberhaftes Mädchen! Und sie hat so eine entzückende kleine Tochter! Also, mach dir bitte keine Gedanken ... wir werden ihn in null Komma nichts wieder zurückbekommen. Und an eurem Hochzeitstag wirst du großartig damit aussehen!"
Hm ... Danke, Alessia!
Warum hast du nur so gute Augen?
Und wo wir schon mal dabei waren ... Warum hast du dich nur nicht mit dem Klunker abgesetzt?
Im Ernst? Oh, das ist ja großartig! Da bin ich nun wirklich erleichtert. Danke, Mrs. Suderov!" zwang ich mich stattdessen zu sagen und nach einem schnellen Blick auf die Uhr wurde mir klar, dass ich zu spät für den Termin mit Mamilein war.
Also verabschiedete ich mich schnell, damit mein schlechtes Gewissen mich nicht doch noch zu einem ungewollten Geständnis zwang.

...

„SARINA! Bekomme ich vielleicht heute noch mal eine Antwort?"
Ungeduldig tappte meine Mutter in ihren spitz zulaufenden Pumps vor mir auf den weißen Marmorfliesen herum und ich exte das vierte Glas Champagner.
Auf nüchternen Magen wohl keine gute Idee ... denn auf einmal bekam ich verbalen Durchfall und lallte irgendwas von Ring verloren, von einer entzückenden Diebin, welche sich in Mrs. Suderovs Herz gestohlen hatte und ein Kind mit Maxim hatte.
Dass ich hier alles irgendwie völlig durcheinander brachte, fiel mir erst auf, als meine Mutter ihr Handy herausholte, meinen Vater anrief und los zeterte, dass unsere Verbindung mit der Suderov Bratwa in Gefahr war und das alles nur wegen einer verschissenen kleinen Schlampe, die nicht nur meinen Verlobungsring geklaut hatte, nein ... das Miststück hatte auch noch ein uneheliches Kind mit dem zu angelnden Goldesel.

Oh, heilige ...
Was hatte ich da nur angerichtet?

Es begann mit einem RingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt