Dieses Kind war Zucker!
Normalerweise hatte ich für alles unter einundzwanzig Jahren nichts übrig, aber jetzt saß ich hier, ließ mir von dem niedlichsten Sonnenschein weltweit den Insulinspiegel versauen und schaffte es sogar, die beiden Volldeppen rechts und links neben mir zu ignorieren.
Mittlerweile waren wir beim Keksdosenboden angekommen und der dösdeppige Muskelprotz hatte garantiert 'nen Zuckerschock von den gefühlt zweihundert Plätzchen, die ihm der kleine Rauschgoldengel in den Schlund gestopft hatte.
Maxim war vor geraumer Zeit mit Alessia verschwunden und hatte ich mich kurz gewundert, woher sich die beiden kannten, so wurde ich von Klein Kiara rasch aufgeklärt. „Wir hatten eine Teeparty," erzählte sie stolz wie Oskar und deutete auf Diego.
„Er hat mich von zu Hause mitgenommen und mir dann Cornflakes gemacht! Und dann haben wir mit Tante Irira Tee getrunken! Und ich durfte allen Tante Iriras Schmuck umhängen."
Aha ...
Mal abgesehen davon, dass ich buchstäblich Millionen gezahlt hätte, nur um ein Foto dieser Teeparty in die Hände zu bekommen - jetzt hatte ich zudem auch eine gute Ahnung davon, wohin Alessia und Maxim verschwunden waren.
Der Ring war anscheinend doch noch nicht in Besitz des Bratwa-Arschlochs, sondern das Mädel hatte ihn irgendwo versteckt und als die zwei Vollversager hier neben mir danach gesucht und nichts gefunden hatten, hatten sie Kiki als Druckmittel mitgenommen.
Das einzige, was der wandelnde Missbrauch von Proteinpulver zu meiner Rechten nicht bedacht hatte, war, dass diese kleine Maus einfach derart goldig war, dass er Vatergefühle entwickelte und das Kind somit den Spieß kurzerhand hatte umdrehen können.
Ich entschuldigte mich zu den Toiletten und kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, hatte ich den übelsten Lachflash meines Lebens!
Ohne Scheiß!
Das konnte sich doch niemand ausdenken!
Ich stützte mich am Waschbecken ab und versuchte das Bild der drei Massenmörder aus dem Kopf zu kriegen, die, mit Mrs. Suderows sündhaft teuren Schmuck behangen, auf dem Boden saßen und Tee tranken.
Immer noch vor mich hin kichernd wischte ich mir die Lach Tränen und das verlaufende Make-up weg und atmete tief durch.
Nachdem ich mich gesammelt und einigermaßen wieder hergerichtet hatte, ging ich zurück und zu meinem Erstaunen waren Maxim und Alessia wieder da.
Maxim hatte einen merkwürdig nachdenklichen Gesichtsausdruck und Lessia? Nun, sie wirkte irgendwie abgelenkt und konnte den arroganten Schönling nicht mal richtig ansehen. Zum Glück war der niedliche Winzling da und verstand noch nichts von der Welt der Erwachsenen.
Auch wenn der Stellvertreter meines Zukünftigen zwar in einer Tour Blondinenwitze in meiner Gegenwart riss - zumindest dann, wenn er nicht mit Folter und Mord drohte - ich war alles andere als dumm und natürlich war mir klar, dass die beiden miteinander gevögelt hatten.
Das störte mich aber nicht.
Noch waren wir nicht verheiratet und von mir aus konnte er sich durch die gesamte westliche Hemisphäre bumsen.
Ich war schließlich auch kein einsames Schäfchen und vergnügte mich öfters mit meinem Liebsten und Bodyguard Rafael. Ich sah Alessia jedoch ihr mega schlechtes Gewissen an und beschloss es ihr leichter zu machen und mich vorerst aus der Gleichung zu nehmen.„Ich bin dann mal weg. Hab heute noch viel zu erledigen ... der Latte macchiato mit Karamell ist übrigens köstlich! Wird vielleicht sogar mein neuer morgendlicher Muntermacher. Danke für den Tipp, Lessia. Wir sehen uns ..."
Ich warf einen fünfzig Dollar Schein auf den Tresen, winkte grinsend der kleinen Zuckerschnute, die vor Diego auf der Theke auf und ab hüpfte und sah zu, dass ich hier herauskam.
Rafael löste sich aus dem Schatten des Diners und warf mir einen scharfen Blick zu.
„Alles in Ordnung bei dir, Schatz?", fragte er und hob eine Augenbraue und ich nickte nachdenklich.
Gemeinsam schlenderten wir zu dem Mercedes, der meinem Bodyguard gehörte und machten uns auf den Heimweg.
„Du bist merkwürdig still, Rina ... ist irgendwas vorgefallen?" bohrte Rafa nach und warf mir einen weiteren skeptischen Blick zu. Ich seufzte und antwortete schließlich: „Es ist einfach so unfair! Nur weil zwei alte Männer es beschlossen haben, müssen Maxim und ich unser Leben wegwerfen! Er will mich nicht, ich will ihn nicht! Wie soll denn bitte da unsere gemeinsame Zukunft aussehen? Voller Affären, Beleidigungen, Herzschmerz und Bitterkeit? Wieso das alles? Für Macht und Geld?!"
Mein Geliebter atmete tief ein und knurrte:
„Wir sollten uns einfach verdrücken! Meine Familie in Neapel könnte uns aufnehmen ..."
„Ach, Rafael ... du weißt doch so gut wie ich, dass Italien kein sicheres Land für uns zwei ist. Der Patre der Mafia Siciliana wird uns mit Schleifchen versehen als Geschenk mit allergrößter Freude an Maxim zurückschicken und was der dann machen muss, weißt du ja. Diese dämlichen archaischen Gesetze werden verlangen, dass ich den Soldaten fortan als Hure dienen muss und dir würden diese Wichser zunächst die Haut abziehen und - falls du dann immer noch lebst, dich im Anschluss kastrieren und blenden. Und selbst wenn wir beide bereit wären, dieses Risiko zu tragen, was ist mit Helena? Ich kann sie unmöglich meiner widerlichen Familie überlassen. Mein ach so treu sorgender Vater würde seinen ganzen Unmut an ihr auslassen. Das werde ich niemals erlauben! Ganz egal, was mit mir geschieht!"
Mein Bodyguard schwieg.
Was sollte er auch noch dazu sagen? Zu zweit unterzutauchen war ja schon nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, aber wenn wir Helena mitnehmen würden, kämen wir nicht mal bis zum nächsten Flughafen!Ich schauderte, als das mächtige Portal hinter mir ins Schloss fiel.
Ach ja, Home, Sweet Home ... wie sehr ich es doch verabscheute.
Der einzige Lichtblick meines Lebens stürmte just in dem Moment in meine Arme, als ich klammheimlich mich in mein Zimmer verdrücken wollte.
„Sari! Komm, ich hab mein Kleid für deine Hochzeit gefunden! Es ist so hübsch und rosa und es hat ganz viele Perlen darauf!"
Meine kleine Schwester ergriff meine Hand und zerrte mich in den großen Salon.
Die unzähligen Blumengestecke waren dem Himmel sei Dank verschwunden, stattdessen waren Tischgedecke zur Ansicht im ganzen Raum verteilt.
Ich widerstand dem dringenden Bedürfnis in die Topfpflanze in der Ecke zu kübeln.
Hochzeitswahnsinn, Teil drei ...
Konnte der Tag irgendwie noch beschissener werden? Ich verpasste mir selbst einmal die Facepalm, denn natürlich wurde es schlimmer! Wurde es doch immer ...„SARINA! IN MEIN BÜRO, SOFORT!" brüllte die liebliche Stimme meines Vatileins durch die Gänge und ich flüsterte hastig in Helenas Richtung: „Ich seh mir das Kleid gleich an, Schätzchen, okay?"
Meine kleine Schwester nickte traurig und ich drückte ihr schnell einen Kuss auf die Schläfe, dann eilte ich los, um den Bigboss unserer Familie nicht noch weiter zu verärgern.
Als ich die opulente Hölle seines Regierungszimmers, aka Büros betrat, saß Väterchen hinter dem Protzschreibtisch in einer ähnlichen Pose wie Maxim heute Morgen und funkelte mich genauso missbilligend an.
Also jetzt mal im Ernst!
Gab es eigentlich einen Crashkurs für jeden Boss des organisierten Verbrechens, wie das Büro einzurichten war und wie die Familie am besten heruntergeputzt werden konnte?! Meine Mutter saß auf dem Sessel am Kamin, die Beine übereinander geschlagen und blätterte scheinbar desinteressiert in einer Illustrierten.
„Setz dich, Sarina!" schnarrte Vater und nachdem ich mich auf der Kante des Stuhls niedergelassen hatte, legte er auch direkt mit dem Verhör, bzw. der Anklage los.
„Wer ist diese Alessia, die sich an deinen zukünftigen Ehemann ranmacht? ERKLÄR MIR DAS? WIE KANNST DU DAS ZULASSEN? Und dieses Kind? Ich will, dass du Maxim klarmachst, dass er sich weit von dieser kleinen dreckigen Schlampe fern halten soll! Hast du mich verstanden?"
„Echt jetzt, Vater? Noch sind Maxim und ich nicht verheiratet ... Rein theoretisch kann der Mann noch tun und lassen, was er will. Zudem werde ich wohl ihm gegenüber kaum die Autorität haben, ihm zu sagen, wen er vögeln darf und wen nicht."
Mein Vater schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte los: „WIE REDEST DU MIT MIR? WIE KANNST DU ERWARTEN, DASS ICH DIESE BELEIDIGUNG UNSERES FAMILIENNAMENS HINNEHMEN WERDE!"
Naaaaatürlich ...
Hier ging es nur um die „Ehre" und den „Familiennamen".
Kein Wort darüber, dass es eventuell für mich blamabel sein könnte, wenn mein zukünftiger Mann vor meinen Augen sich mit jemanden anderen vergnügte ...
Nope ... das war ihm völlig schnuppe!
Solange die Heirat zustande kam, scheiß auf mich!
Tja ... meine Miene hatte ich in dem Moment wohl nicht so gut unter Kontrolle, sodass meine Verachtung für ihn durchschimmerte, denn mein Vater schnellte erstaunlich agil aus seinem Drehstuhl empor, beugte sich über den Schreibtisch und zimmerte mir eine. Und das mit Schmackes!Mein Kopf ruckte so hart zur Seite, dass meine Halswirbel knackten und mein Gesicht augenblicklich taub wurde.
Tränen stiegen auf und für ein, zwei Herzschläge wurde mir fast schwarz vor den Augen.
„Ich werde dir schon noch Respekt einbläuen, du undankbares Stück. Wenn du Maxim nicht zur Vernunft bringen kannst, werde ich halt die Versuchung für ihn entfernen! VITALI? REINKOMMEN!"
Mir klingelten immer noch die Ohren und ein hoher Pfeifton ließ alles andere irgendwie in den Hintergrund treten.
Aber selbst in diesem halb ausgeknockten Zustand erschauerte ich.
Vitali ... gegen diesen gestörten Psychopathen wirkte selbst Diego wie ein mit Bauklötzchen spielendes Kleinkind.
Und auf einmal hatte ich wahnsinnige Angst um Alessia und ihre süße kleine Tochter ...
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Es begann mit einem Ring
ActionWer hätte das gedacht? Eigentlich war meine Planung doch so einfach. Alles was ich wollte, war: 1. In Ruhe gelassen werden. 2. mir mindestens drei Katzen zulegen. 3. ja niemandem auffallen. 4. mich soweit wie irgendmöglich mich von meiner Alkoholi...