Trust Fall

Kapitel 3

Grund Nummer 1: Ich wollte einen schönen, entspannten Sommer mit Brianna verbringen. Nicht mit ihrem Cousin oder sonst jemandem. Ebenso wenig wollte ich riskieren, dass ein mögliches Gefühlschaos die kommenden Wochen beeinträchtigte.

Grund Nummer 2: Lockeres Daten war nicht mein Ding. Das wusste ich, ohne es jemals ausprobiert zu haben. Ich entwickelte sehr schnell Gefühle und konnte mir gleichzeitig nicht vorstellen, mit einer Person intim zu werden, für die ich nichts empfand. Aber auf etwas festes mit Jasper zu hoffen, der nicht einmal annähernd in meiner Nähe wohnte, war idiotisch.

Grund Nummer 3: Jasper sah sehr gut aus. War Brianna sich überhaupt sicher, dass er Single war?

Grund Nummer 4: Und selbst wenn er Single war - Männer wie er standen in der Regel auf sehr attraktive Frauen. Nicht auf eher durchschnittliche schöne Frauen, die in großen Gruppe nie besonders auffielen.

Grund Nummer 5: Ganz egal wie lange die Sache mit Liam jetzt schon her war, ich wusste nicht ob-

„Was spricht dagegen?", unterbrach Brianna meine gedankliche Aufzählung. „Wenn du immer noch an diesem Idioten hängst, ist es umso wichtiger, dich endlich auf andere Gedanken zu bringen."

„Quatsch", murmelte ich, denn es war wirklich nicht so, als hinge ich noch immer an Liam. Die Zeiten waren lange vorbei. Dennoch hinterließ es Spuren, wenn der Junge, den man für seine große Liebe hielt, einen nach fünf gemeinsam Jahren wie aus dem Nichts abservierte. Und das nicht etwa, weil er jemand neues kennengelernt hatte, sondern einfach nur, weil er mich nicht mehr liebte. Weil das, was ich ihm bot, ihn nicht mehr glücklich machte, ihm nicht mehr reichte. Es hatte Monate gedauert, bis ich ihn nicht mehr in den alltäglichsten Momenten vermisst hatte. Er hingegen hatte sich sehr schnell an das Leben ohne mich gewöhnt, was mich daran zweifeln ließ, ob ich überhaupt irgendjemandem mit meiner Anwesenheit einen Mehrwehr bot. Ganz rational betrachtet wusste ich, wie dämlich dieser Gedanke war. Doch ich war mir wirklich nicht sicher, wie ich mich jemals wieder auf eine Person einlassen sollte, wenn mich die ganze Zeit die Angst begleitete, irgendwann nicht mehr genug zu sein.

„Kann man einen Menschen hassen, dem man nur viermal begegnet ist?", fragte Brianna und musterte mich mit gerunzelter Stirn. Ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Ich hasse ihn. Dafür, dass er dir das Herz gebrochen hat und dafür, dass du seinetwegen Angst davor hast, dich gegenüber anderen Menschen zu öffnen. Aber damit ist jetzt Schluss."

Neugierig hob ich die Augenbrauen. „Ach ja? Und ausgerechnet dein Cousin soll mir dabei helfen?"

„Vielleicht bin ich etwas befangen, weil wir miteinander verwandt sind, aber er ist wirklich ein Guter. Kein Draufgänger, gut erzogen und respektvoll."

„Vergiss nicht, dass er sehr gut aussieht und klug genug für die Brown ist", fügte ich hinzu und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. So sehr ich meine beste Freundin mochte, das hier war absolut albern. „Wenn er sooo perfekt ist, warum ist er denn dann Single?", konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.

Brianna zuckte mit den Schultern. „Er hatte bisher einfach nicht so ein Glück mit Frauen. Ihr könnt meine Hilfe also beide sehr gut gebrauchen."

Ich seufzte und schüttelte dann den Kopf. „Ich weiß, dass du es nur gut meinst, Bri. Aber ich möchte die nächsten Wochen mit dir verbringen. Ich möchte diesen Sommer einfach nur genießen, ohne Drama und ohne deinen Cousin zu daten."

„Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen", murmelte Brianna und zog eine traurige Grimasse. „Ist es trotzdem in Ordnung, wenn wir ab und an mal etwas mit ihm zusammen machen?"

Sofort nickte ich, obwohl in meinem Kopf augenblicklich wilde Szenarien Gestalt annahmen, in denen ich mich auf unterschiedliche Weise blamierte. Manchmal wünschte ich, meinen Kopf einfach aus- oder zumindest stummschalten zu können. „Das hier ist dein Zuhause. Nur weil ich mit dir hier bin, heißt das nicht, dass wir den ganzen Sommer zu zweit verbringen müssen."