„Hotdogs?", fragte ich irritiert und wandte meinen Blick von dem Stand auf dem Bürgersteig ab, um Finn mit hochgezogenen Augenbrauen anzuschauen.
„Ich würde meinen Verpflichtungen als New Yorker nicht nachkommen, wenn ich nicht sicherstelle, dass du mindestens einmal einen Hotdog am Straßenrand isst", entgegnete er und schob mich näher an den Stand heran.
„Aber du isst kein Fleisch!", protestierte ich, woraufhin Finn mich ansah, als spräche ich eine andere Sprache.
„Wir sind nicht in Texas, sondern in New York. Hier haben die Leute begriffen, dass Fleisch kein Grundnahrungsmittel ist." Er zeigte auf das Preisschild. Tatsächlich wurde dort neben der klassischen Variante auch ein vegetarischer Hotdog zum Kauf angeboten. „Vegetarisch oder Fleisch?", fragte er an mich gewandt und holte sein Portemonnaie aus der Hosentasche.
Schnaubend schob ich ihn beiseite. „Vergiss es. Ich habe dir nie ein Eis ausgegeben, also bin ich jetzt dran."
Anstatt meine logische Begründung zu akzeptieren, schob Finn mich hinter sich, sodass wieder er vor dem Verkäufer stand, der uns schon leicht genervt musterte. „Ich hab was wieder gutzumachen", behauptete er.
„Erstens habe ich deine Entschuldigung schon angenommen und zweitens bin ich nicht bestechlich. Auch nicht mit Essen", hielt ich dagegen. „Zwei vegetarische Hotdogs, bitte", bestellte ich über Finns Schulter hinweg. Der Verkäufer nickte einmal kurz.
Unbeirrt führte Finn unsere Diskussion weiter: „Du bist mein Gast."
„Ich habe mich selbst zu dir eingeladen."
„Du hast mehrere hundert Dollar ausgegeben, um hierher zu kommen. Darüber wollte ich sowieso mit dir reden, ich kann gerne einen Teil übernehmen."
„Lenk nicht ab, es geht nur um einen verdammten Hotdog."
„Einen verdammt guten Hotdog", mischte sich der Verkäufer mit einem Brummen ein. Und dann, an Finn gewandt, fügte er hinzu: „Lass die Dame doch bezahlen, wenn sie unbedingt will. Ich persönlich bin ja fest davon überzeugt, dass Frauen immer genau das Gegenteil von dem wollen, was sie uns gegenüber sagen, aber dann sind sie selbst schuld."
„Genau, Finley", stimmte ich ihm mit ernstem Tonfall zu. „Lass die Dame bezahlen, sie ist selbst schuld."
Über die Schulter warf Finn mir einen halb belustigten, halb verärgerten Blick zu, bevor er endlich beiseite trat und mich an das Kartenlesegerät ließ, damit ich bezahlen konnte. Mit jeder Sekunde, die wir zusammen verbrachten, wurde mir stärker bewusst, wie sehr ich ihn in den letzten Wochen vermisst hatte.
Der Verkäufer reichte uns die Hotdogs und murmelte eine unverständliche Verabschiedung.
„Dir ist bewusst, dass das hier zu den Dingen gehört, die man mit den Händen essen muss, oder?", merkte Finn an, als wir uns ein paar Schritte vom Stand entfernt hatten.
Seufzend nickte ich. „Ja, schon klar." Vermutlich würde ich in ein paar Minuten Teile des Hotdogs an den Boden oder meine Kleidung verlieren, aber damit musste ich wohl leben. Nach dem ersten Bissen war mir das ohnehin egal, denn dieser Hotdog war es wert, sich potentiell einzusauen. „Mmh", machte ich und schaute Finn mit großen Augen von der Seite an. „Der schmeckt echt gut!"
Er blieb stehen, kaute zu Ende und fragte dann mit gerunzelter Stirn: „Warum klingst du so überrascht?"
„Es ist ein Hotdog am Straßenrand", erklärte ich. „Da waren meine Erwartungen ehrlicherweise nicht sehr hoch."
Kopfschüttelnd ging Finn weiter und murmelte dabei etwas, das ein bisschen wie „Kulturbanause" klang. Wir waren mit der U-Bahn nach Manhattan gefahren und in der Nähe des Central Parks ausgestiegen. „Am besten erkundet man New York definitiv zu Fuß", hatte Finn vorhin gesagt, „aber für den Schnelldurchlauf der wichtigsten Orte müssen wir auch ab und an Bahn fahren."
DU LIEST GERADE
Trust Fall
RomanceNichtsahnend begleitet Lexi ihre beste Freundin Brianna im Sommer vor ihrem letzten gemeinsamen Jahr am College in ihren Heimatort Morson Hills und findet sich plötzlich mitten in einem ausgefeilten Murder Mystery Spiel wieder. Anstatt mit ihrer bes...