Trust Fall

Kapitel 40

Weder im Laufe des Samstags noch am Sonntag kam eine Einladung über die App. Ich versuchte mir meine Enttäuschung darüber, Finn deshalb erst am Montag wiederzusehen, gegenüber Brianna nicht anmerken zu lassen. Er hatte sich seit unserer Verabschiedung an der Haustür nicht wieder bei mir gemeldet, sodass ich am Sonntagabend noch immer nicht wusste, was mich am nächsten Tag erwartete. Mit jeder Stunde, die verging, wurde ich nervöser.

Als ich spät abends im Bett lag, überlegte ich, ob ich eventuell Finn schreiben sollte, um ihn daran zu erinnern, dass er versprochen hatte, mir mitzuteilen was wir machen würden. Wenn er morgen einfach irgendwann vor der Tür stand, weil er mich überraschen wollte, würde ich vielleicht aufgrund von Überforderung und Nervosität an Ort und Stelle ohnmächtig werden.

Ich war kurz davor ihm tatsächlich zu schreiben, als eine Nachricht von ihm eintraf. Vor Schreck ließ ich erst einmal mein Handy auf mein Gesicht fallen.

Schläfst du schon?

Während ich mir meine schmerzende Nase rieb, tippte ich einhändig eine Antwort.

Nein, du?

Ich musste meine Decke wegstrampeln, weil mir plötzlich sehr warm war. Es war mehr als beunruhigend, wie stark mein Körper auf Finn reagierte. Als das Handy dann auch noch zu vibrieren begann und Finns Name auf dem Bildschirm auftauchte, saß ich augenblicklich aufrecht im Bett. Ich musste rangehen, denn er wusste, dass ich gerade am Handy war. Konnte er mir nicht einfach schreiben, was er mir mitzuteilen hatte? Mein Daumen zitterte, als ich den grünen Hörer nach rechts schob und den Anruf damit entgegennahm.

„Hi", sagte ich, doch es kam sehr viel schriller aus meinem Mund als geplant. Ich räusperte mich und wiederholte, in etwas normalerer Tonlage: „Hi."

„Ich habe eine Frage." Das war jetzt das zweite Mal, dass ich mit Finn telefonierte, und schon wieder verzichtete er auf eine Begrüßung. „Kennst du viele Menschen, die im Schlaf Nachrichten verschicken?"

Was war denn das für eine seltsame Frage? Hatte er mich deshalb angerufen? Um diese Frage zu stellen? „N-nein...?", antworte ich zögerlich, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, worauf er hinauswollte.

„Warum fragst du mich dann, direkt nachdem ich dir geschrieben habe, ob ich schon schlafe?"

Irritiert nahm ich das Handy vom Ohr, schaltete den Lautsprecher ein und öffnete den Chat mit Finn. Las seine Nachricht erneut, und dann meine. Zum Glück konnte er mich nicht sehen, denn ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg und es mit Sicherheit knallrot färbte.

„Das war ein Versehen", sagte ich, während ich mich selbst fragte, was genau in meinem Kopf passiert war, als ich die Nachricht geschrieben hatte. „Ich war gerade etwas durcheinander, weil ich dir in dem Moment schreiben wollte, als deine Nachricht eingetroffen ist."

„Du wolltest mir schreiben?" Er klang positiv überrascht, dabei musste er doch mittlerweile wissen, dass sich meine Gedanken fast ausschließlich um ihn drehten. „Was wolltest du mir denn schreiben?"

„Hi Finn", begann ich die Nachricht zu rezitieren, die ich mir in meinem Kopf zurechtgelegt und optimiert hatte, nur um sie dann doch nicht abzuschicken. „Da morgen schon Montag ist und ich bisher noch nichts von dir gehört habe, wollte ich mich einmal ganz höflich erkundigen, ob du mich über die Einzelheiten unseres Dates in Kenntnis setzen könntest. Es wäre zum Beispiel gut zu wissen, wann-"

„Liest du das gerade irgendwo ab?", unterbrach mich Finn und ich konnte hören, dass er ein Lachen unterdrückte.

„Nein", erwiderte ich und fuhr ohne weitere Erklärung fort: „Es wäre zum Beispiel gut zu wissen, wann wir uns treffen, damit ich zu dem Zeitpunkt nicht gerade unter der Dusche stehe oder dazu gezwungen werde, mein Buch an der spannendsten Stelle wegzulegen. Außerdem wüsste ich auch gerne, was wir machen, damit ich mich mental darauf vorbereiten kann und weiß, was ich anziehen muss. Es dankt und grüßt ganz herzlich, Lexi mit i."