Trust Fall

Kapitel 42

Ich starrte durch die Windschutzscheibe und konnte meinen eigenen Augen nicht trauen. Was taten wir hier? Musste Finn noch Besorgungen in einem der umliegenden Geschäfte machen? Das passte allerdings nicht zu dem engen Zeitplan, den wir anscheinend hatten. Die Alternative war allerdings, dass unser Date hier stattfand und das ergab erst recht keinen Sinn.

„Du wirkst nicht sehr begeistert", stellte Finn fest und als ich meinen Kopf drehte, um ihn anschauen, musterte er mich mit nachdenklicher Miene.

„Ich bin immer begeistert, wenn ich einen Buchladen sehe", widersprach ich und schaute erneut zu dem mehrstöckigen Barnes & Nobles, vor dem wir parkten. „Jetzt gerade bin ich allerdings verwirrt, weil ich nicht ganz verstehe, was wir hier machen."

„Das hier ist der erste Teil unseres Dates."

„Ich... Aber...", stammelte ich und schüttelte irritiert den Kopf. „Du magst keine Bücher. Und was für eine Art Date hat man überhaupt in einem Buchladen?"

„Du magst Bücher", erwiderte Finn.

Ich nickte zögerlich. „Ja, das stimmt. Aber sollten nicht beide Parteien Spaß an einem Date haben?"

„Warum denkst du denn, dass ich keinen Spaß haben werde?"

„Naja", ich zuckte mit den Schultern, „weil du keine Bücher magst." War das nicht offensichtlich und hatte ich das nicht eben gerade schon gesagt?

Finn grinste, als ich ihn wieder anschaute. „Du weißt doch noch gar nicht, was genau wir machen. Und außerdem würde ich gerne hinzufügen, dass ich Bücher nicht nicht mag. Ich lese nicht gerne, das ist schon ein bisschen was anderes."

„Okay, und was genau machen wir?", fragte ich und erlaubte mir nun endlich, mich meiner Vorfreude hinzugeben. Wir waren vor einem Buchladen. Ganz egal, was genau Finn geplant hatte, es konnte nur grandios werden.

Er positionierte sich anders in seinem Sitz, damit er mich ansehen konnte, ohne seinen Kopf drehen zu müssen. „Ich habe ja schon erwähnt, dass ich dich kennenlernen möchte. Und dein Kommentar mit den Hörbüchern hat mich auf eine Idee gebracht. Ich dachte, wir könnten gemeinsam durch den Buchladen stöbern und du zeigst mir Bücher, die dir gefallen und die du mir empfehlen würdest. Vielleicht ist das auch ein bisschen egoistisch, weil ich mehr über dich erfahre und zusätzlich Hörbuchtipps bekomme, und du... du hast nicht wirklich etwas davon, aber dafür darfst du mich beim Essen mit Fragen löchern. Wie klingt das?" Schon wieder war da dieser nervöse Unterton in seiner Stimme, den ich nun schon ein paar Mal gehört hatte.

„Ich habe nichts davon?", erwiderte ich perplex und zeigte durch die Windschutzscheibe auf das riesige Gebäude vor uns. „Das hier ist mein Paradies. Und dann darf ich auch noch über meine Lieblingsbücher reden? Das ist schon jetzt das beste Date meines Lebens."

Finns Lächeln verwandelte all meine Knochen und Muskeln in Wackelpudding, weshalb ich sehr froh war, gerade nicht zu stehen. Er wirkte so aufrichtig erleichtert und zufrieden, dass mein Herz regelrecht schmerzte, weil es die Wucht an Emotionen nicht gewöhnt war, die ich in diesem Moment empfand. Es würde ein wahrer Kampf werden, Finn nicht zu küssen.

„Bist du bereit?", fragte er mit leuchtenden Augen und ich konnte nur nicken, weil meine Kehle sich viel zu trocken zum Sprechen anfühlte. Sobald er seine Tür öffnete, stieg auch ich aus, damit er bloß nicht auf die Idee kam, mir meine Tür zu öffnen und meinen freien Fall damit noch weiter anzutreiben. Denn ich fiel, in rasantem Tempo.

Ich blieb dabei, ich war nicht in Finn verliebt. Für Liebe brauchte es Zeit. Aber verknallt? Oh ja.

Diese wachsenden Gefühle lösten eine panische Angst in mir aus, da das Ganze kein gutes Ende nehmen würde. Selbst wenn das Ende nicht automatisch mit dem Ende des Sommers einherging, konnte mir niemand garantieren, dass Finn nicht in ein paar Monaten von mir gelangweilt sein würde oder jemanden traf, den er einfach lieber mochte. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass ich nicht genug war. Für niemanden. Ich hasste es. Ich hasste dieses Gefühl, das mich immer begleitete, und ich hasste, dass ich bereits über das Ende nachdachte, noch bevor wirklich etwas passiert war. Noch bevor unser erstes Date richtig begonnen hatte.