Kapitel 23

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„Es ist kein Date", betonte ich zum wiederholten Male, was Brianna jedoch nicht davon abbrachte, mich weiterhin anzuschauen wie eine stolze Mutter, deren Kind sich für den ersten Schultag fertig machte. „Jasper zeigt mir einfach nur einen Teil eurer Heimat, so wie du es die ganze letzte Woche auch schon getan hast. Waren das etwas Dates?"

„Nein", widersprach sie mir, „weil sie mit mir waren und nicht mit einem sehr netten jungen Mann, der praktischerweise Single ist."

Ich weigerte mich, die Verabredung mit Jasper als Date anzusehen. Dann müsste ich mir über noch mehr Dinge Sorgen machen, als ohnehin schon. Bevor er gestern gegangen war, hatte er mir gesagt, dass ich am besten Schuhe und Kleidung wählen sollte, in denen ich mich gut bewegen konnte. Ich war zwar nicht gerade unsportlich, aber ich hatte gesehen, wie trainiert Jasper war und hoffte nun sehr, dass ich mit ihm mithalten konnte - was auch immer wir vorhatten, denn noch immer wusste ich nicht, was genau auf mich zukam.

Und dann waren da noch die seltsamen Dinge, die Finley in mir auslöste. Obwohl ich es niemandem gegenüber zugeben würde, konnte ich die Enttäuschung nicht leugnen, die mich durchfahren hatte, als am Abend keine weitere Nachricht von ihm eingetroffen war. Dieses Gefühl der Enttäuschung war sehr beunruhigend.

Jetzt auf ein Date mit Jasper zu gehen, wäre dementsprechend alles andere als klug. Aber es war kein Date, egal was Brianna behauptete.

„Wenn es kein Date ist, warum hat er mich dann nicht gefragt, ob ich auch mitkommen möchte?", fragte sie nun mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Vielleicht wollte er dir ein paar Stunden Auszeit von der Lexi-Betreuung ermöglichen?", schlug ich vor. „Kommt Felix gleich vorbei?"

Das Ablenkungsmanöver funktionierte. Sie wandte sich ab und ich hörte nur noch ein undeutliches Murmeln, das mich zum Lachen brachte. Als es etwas später an der Tür klingelte, verbannte ich alle Gedanken an Finley in die hinterste Ecke meines Kopfes und versuchte mich einfach darauf zu freuen, mehr von der Gegend kennenzulernen.

Meine Angst vor unangenehmen Momenten der Stille konnte ich nicht ganz ablegen, doch Jasper war im Gegensatz zu mir sehr kommunikativ und sorgte mit interessierten Fragen über meine eigene Heimat für eine lockere Unterhaltung.

„Bri meinte, dass du englische Literatur- und Sprachwissenschaften studierst", wechselte er das Thema, nachdem wir bereits einige Zeit unterwegs waren. Er war ein guter Autofahrer. Obwohl er sich mit mir unterhielt, lag sein Hauptfokus auf dem Verkehr um uns herum, was mir ein sicheres Gefühl gab. Sofort fragte ich mich, was Brianna ihm noch über mich erzählt hatte. „Weißt du schon, was du damit nach dem Abschluss machen möchtest?"

„Vielleicht irgendetwas im Verlagswesen oder im journalistischen Bereich", antwortete ich und merkte selber, wie wenig enthusiastisch das klang. Jasper warf mir auch sofort einen verwunderten Seitenblick zu. „Das klingt aber nicht so, als seist du dir sicher. Oder als würdest du das wirklich wollen."

„Stimmt", gab ich seufzend zu. „Ich lese gerne und viel, deshalb kann ich mir das schon sehr gut vorstellen. Aber eigentlich wollte ich immer in die Filmbranche gehen. Am liebsten Drehbücher zu Romanverfilmungen schreiben."

„Was hält dich davon ab?"

Die Antwort war simpel und doch sprach ich sie nicht aus. Es war meine eigene Angst. Die Angst zu scheitern, in einer hart umkämpften Branche. Lieber hatte ich direkt Plan B gewählt, weil der mir deutlich sicherer erschien. Aber zu Jasper sagte ich: „Ich glaube nicht, dass ich nach Hollywood passe. Dieser Weg erschien mir rational betrachtet klüger."

„Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben", erwiderte er. „Vielleicht ergibt sich irgendwann doch noch mal die Chance, etwas in die Richtung zu machen."

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