Kapitel 64

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Ein Frühstück mit Brianna, Jasper und Finn war eine richtig idiotische Idee gewesen. Gut, sie stammte nicht von mir, aber ich hätte Brianna sofort widersprechen müssen, als sie den Vorschlag gemacht hatte. Brianna und Jasper ignorierten Finn und andersrum genauso. Jasper schien ohnehin nur körperlich anwesend zu sein. Er war noch immer unnatürlich blass und für seine Verhältnisse ungewöhnlich still. An den Blicken, die Brianna Jasper immer wieder zuwarf, erkannte ich, dass ihr sein komischen Verhalten nicht entging. Weil er auf ihre Fragen kaum etwas erwiderte und sich offensichtlich nicht am Gespräch beteiligen wollte, fokussierte sie sich irgendwann nur noch auf mich. Finn hatte anscheinend kein Problem damit, von seinem Bruder und seiner Cousine wie Luft behandelt zu werden, zumindest vertilgte er sein Frühstück in aller Ruhe. Wie immer hatte er sich den Platz neben mir gesichert und ich bezweifelte, dass die ständigen Zusammenstöße unserer Knie zufällig passierten.

Erst als Brianna und ich kurz davor waren, zurück zu ihr zu fahren, ergriff Jasper von sich aus das Wort. „Ein paar von uns gehen heute Abend ins Roxy. Kommt ihr auch mit?"

Die Frage richtete sich eindeutig nur an Brianna und mich, nicht an Finn. Ich wusste nicht, was das Roxy war, aber vermutlich handelte es sich um einen Club oder eine Bar, und ich hatte nach den letzten Tagen und Abenden wirklich keine Energie mehr für derartige Events. Wenn Brianna gehen wollte, musste sie das alleine tun. Doch sie schüttelte den Kopf.

„Wir haben schon was anderes vor."

„Haben wir?", fragte ich überrascht.

Brianna schenkte mir ein Lächeln. „Filmabend. Nur wir beide."

Ich sollte mich darüber freuen, dass sie Pläne für uns zwei gemacht hatte und dabei die Dinge berücksichtigte, die ich mochte. Unsere Filmabende am College waren mittlerweile Tradition. Dennoch konnte ich den Verdacht nicht unterdrücken, dass sie damit in erster Linie verhindern wollte, dass ich eine weitere Nacht mit Finn verbrachte. Dabei war das heute überhaupt nicht nötig, da er bestimmt wieder mit Ben unterwegs sein würde und ich gar nicht vorhatte, die beiden erneut zu begleiten. Meine soziale Batterie war nahezu komplett entladen und ich würde Finn bestimmt nicht bitten, Zeit alleine mit mir zu verbringen, während sein bester Freund zu Besuch war.

„Ich komm gleich", sagte ich zu Brianna, die bereits an der Haustür stand, und ging zu Finn, der wieder an der Fensterbank im Speisezimmer lehnte.

Er lächelte als ich näher kam und breitete seine Arme aus, damit ich mich hinein fallen lassen konnte.

„Kommt Ben hierher oder seid ihr woanders verabredet?", fragte ich und atmete so viel von seinem Geruch ein, wie ich konnte.

„Ich fahre gleich erst einmal zum Hotel und dann schauen wir mal. Möchtest du mitkommen?"

Die Vorstellung, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen, war natürlich verlockend, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf. „Ein bisschen Ruhe tut mir glaube ich zwischendurch mal ganz gut."

Finn nickte und grinste. „Okay. Falls du irgendwann im Laufe des Tages doch Lust auf Unruhe hast, melde dich einfach."

Plötzlich erinnerte ich mich wieder an eine Frage, die Ben Finn gestern Abend gestellt hatte. „Wird Ben versuchen, dich zu überreden, ihn morgen zurück nach New York zu begleiten?", fragte ich deshalb und versuchte, die in mir aufsteigende Panik auf einem niedrigen Level zu halten.

„Bestimmt", erwiderte Finn. Mehr nicht.

Ich schluckte. „Ohne dramatisch klingen zu wollen... Sollte ich mich schon einmal von dir verabschieden? Oder ist die Sache mit deinem Bruder so wichtig, dass du auf jeden Fall noch bleiben musst?" Ich sprach extra leise, obwohl wir alleine im Raum waren.

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