Kapitel 48

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Wir schliefen keine Sekunde.

Wir redeten, wir lachten, wir berührten uns, erkundeten einander. Es gab keine Hemmungen mehr, nur noch tiefes Vertrauen und Intimität auf allen Ebenen.

Natürlich waren da noch immer viele Dinge, die ich nicht über Finn wusste, und Aspekte seines Handelns, die ich nicht verstand. Es war möglich, dass er mich verletzen würde, mit oder ohne Absicht. Wie sollte ich das auch ausschließen? Dennoch konnte ich diese rasant schnell entstandene tiefe Verbindung zwischen uns nicht leugnen. Er war ein guter Mensch, das spürte ich, und es war mir egal, wie naiv das klang.

Irgendwann wurde es draußen heller und Finn öffnete den Zelteingang. „Mit einem Sternenhimmel konnte ich gestern nicht dienen, aber dafür hiermit", sagte er, als ich neben ihn krabbelte. Die Sonne war gerade dabei über dem See aufzugehen und tauchte den Himmel in ein sattes Orange.

„Wow", murmelte ich. Es war natürlich nicht der erste Sonnenuntergang, den ich sah und vermutlich auch nicht der außergewöhnlichste. Aber es war der erste Sonnenuntergang, den ich nach einer gemeinsamen Nacht mit Finn sah, und aus irgendeinem Grund machte das den Anblick hundertmal schöner.

„Wollen wir uns was überziehen und uns ein bisschen raussetzen?", fragte Finn, während er mir die Haare hinter mein Ohr strich und seine Lippen meine Schläfe berührten.

Ich antwortete nicht sofort. Wenn wir uns anzogen und das Zelt verließen, war diese Nacht beendet. Das machte mir mehr Angst, als es sollte. Denn noch immer wusste ich nicht, wie es jetzt weiterging. Ich musste mit Brianna sprechen und ich musste mir vorher überlegen wie viel ich mit ihr teilen wollte. Finn würde zurück in sein Elternhaus fahren und unsere Wege würden sich damit vorerst trennen. Nach dieser Nacht gab es nichts, was ich weniger wollte. Und das war nicht gut, denn unsere Wege würden sich bald erst recht trennen.

„Lex?", erinnerte Finn mich an seine Frage.

„Klar", erwiderte ich und schaute mich im Zelt nach meiner Tasche um. Noch immer war ich tief in meinen Gedanken versunken, weshalb ich mich schweigend anzog und Finns Blick mied. Er sollte nicht merken, wie chaotisch es schon wieder in meinem Kopf aussah.

Vor dem Zelt richtete ich mich auf und wurde durch die Helligkeit zum Blinzeln gezwungen. Ich hörte, wie Finn hinter mich trat und spürte im nächsten Moment, wie er sein Kinn auf meine Schulter legte. Dann schlossen seine Arme sich um meinen Bauch. „Was ist los?"

„Nichts." Meine Antwort kam zu schnell, das wusste ich selbst. Finn seufzte. „Du verlierst dich ständig in Gedanken und tust so, als sei alles in Ordnung. Rede mit mir, Lex. Wir sind ein Team, schon vergessen?"

„Ja, im Spiel", sagte ich und hasste mich selbst ein bisschen dafür.

„Nein", widersprach mir Finn. „Nicht nur im Spiel. Wir. Sind. Ein. Team."

Wenn ich ihm gegenüber nicht ehrlich war, machte ich es uns nur noch schwerer. „Ich habe ein bisschen Angst vor dem Gespräch mit Bri", gestand ich ihm. „Und ich habe Angst, dass ich dich schon jetzt viel zu sehr mag."

Das war möglicherweise etwas zu ehrlich, aber zurücknehmen konnte ich die Worte auch nicht. Finn ließ mich los und trat um mich herum, sodass er mir gegenüberstand und gleichzeitig verhinderte, dass die aufgehende Sonne mich blendete. „Wenn ich dir bei der Sache mit Brianna irgendwie helfen kann, sag Bescheid. Und wenn du ihr nicht erzählen möchtest, was hier passiert ist, können wir auch alles zwischen uns privat halten. Mir ist es egal, ob sie davon weiß oder nicht. Was den zweiten Punkt betrifft..." Seufzend beugte er sich vor und gab mir einen zärtlichen Kuss. „Vielleicht kann ich dir da ein wenig die Angst nehmen, indem ich dir sage, dass ich dich auch sehr mag?"

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