Weshalb genau hatte ich zugestimmt, den Tag in einem Wasserpark zu verbringen, mit lauter Menschen, die ich kaum kannte und nach dem ersten Eindruck auch nicht unbedingt kennenlernen wollte? Ach ja, genau. Meiner besten Freundin zuliebe. Blöd nur, dass die vor einer Viertelstunde aufgebrochen war, um etwas zu trinken zu holen und noch immer nicht wieder aufgetaucht war. Ich ging sehr stark davon aus, dass sie nicht von einem Piraten entführt wurde und auch nicht ins Wasser gefallen war, sondern sich vermutlich mit alten Freundin unterhielt, die sie unterwegs getroffen hatte. Noch war es eindeutig zu früh, um sich Sorgen zu machen und nach ihr zu suchen. Also holte ich mein Buch, das ich selbstverständlich mitgebracht hatte, aus meiner Tasche und lehnte mich auf der Liege zurück, die ich mir vorhin gemeinsam mit Brianna gesichert hatte. Ihre war nun leer, doch ihr ausgebreitetes Handtuch würde hoffentlich andere Parkbesucher davon abhalten, sie zu belegen.
Ein Schatten fiel auf mein Gesicht und im selben Moment sagte jemand: „Wer zur Hölle nimmt ein Buch mit in einen Wasserpark?"
Ich schloss kurz die Augen und holte tief Luft, bevor ich das Buch sinken ließ und zu Finley aufschaute. „Ich, offensichtlich", entgegnete ich, nicht gewillt, mein Verhalten zu rechtfertigen. Finley setzte sich nun auf Briannas Liege. „Da ist besetzt", protestierte ich, woraufhin er sich suchend umsah.
„Ich kann niemanden entdecken, dem ich sie streitig machen könnte."
„Brianna holt nur was zu trinken, sie ist gleich wieder hier."
Finley gab ein leises Glucksen von sich. „Klar."
„Was soll das denn heißen", fragte ich und runzelte irritiert die Stirn. Hatte er sie irgendwo gesehen und den Eindruck bekommen, dass sie nicht so schnell hierher zurück kommen würde? Aber er zuckte nur mit den Schulter, schwang seine Füße auf die Liege und lehnte sich zurück. Konnte er sich nicht irgendeine andere Liege in diesem riesigen Park suchen? Musste es ausgerechnet die neben meiner sein?
Ich entschied, mich nicht weiter von ihm stören zu lassen und widmete mich wieder meinem Buch.
„Kannst du nicht schwimmen?"
Ohne den Blick von meinem Buch zu heben, stieß ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor: „Doch, kann ich."
„Warum tust es dann nicht, sondern liest stattdessen?"
Weil ich nicht alleine durch einen Wasserpark laufen wollte, zwischen Menschen, die alle mit ihren Freunden unterwegs waren. Aber das würde ich so bestimmt nicht aussprechen, schon gar nicht gegenüber Finley, der sich ohnehin pausenlos über mich lustig zu machen schien. Ich klappte das Buch nun doch zu und deutete mit einer Hand zwischen uns beiden hin und her.
„Was wird das?"
„Was wird was?" Er klang fast ein bisschen gelangweilt und ich musste mich sehr anstrengen, um mich davon nicht provozieren zu lassen.
„Wieso bist du hier, wieso muss es ausgerechnet die Liege sein und wieso sprichst du mit mir?"
Seine Mundwinkel kräuselten sich. Warum musste er immer so spöttisch schauen? „Das sind sehr viele Fragen, Alexis-Lexi."
Machte es ihm Spaß, mich zu nerven oder hatte er einfach sehr viel Langeweile? Ich verdrehte nur die Augen und schwieg. Wenn er mir nicht antworten wollte, sollte er es halt bleiben lassen. Ich schaute nicht auf die Uhr, doch es konnte keine Minute vergangen sein, als Finley sagte: „Ich bin aus dem gleichen Grund hier wie du, wegen des Spiels. Wenn ich diese Einladungen nicht annehme, wird mein Bruder mir früher oder später vorwerfen, ich würde das Spiel sabotieren. Es muss diese Liege sein, weil sie neben deiner steht. Ich habe keine Lust, mich mit irgendwem hier zu unterhalten, aber mit dir muss ich ohnehin ab und an sprechen, und irgendwie muss ich mir die Zeit ja vertreiben."
DU LIEST GERADE
Trust Fall
RomanceNichtsahnend begleitet Lexi ihre beste Freundin Brianna im Sommer vor ihrem letzten gemeinsamen Jahr am College in ihren Heimatort Morson Hills und findet sich plötzlich mitten in einem ausgefeilten Murder Mystery Spiel wieder. Anstatt mit ihrer bes...