Kapitel 20

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„Hat Brianna denn vor, Zeit mit dir zu verbringen?"

„Was ist denn das für eine komische Frage?" Mit Finley über Brianna zu reden, war wirklich keine gute Idee. Ich zweifelte noch immer nicht an der Existenz von Gründen für die gegenseitige Abneigung, aber ich wollte nicht in der Mitte landen. „Brianna verbringt Zeit mit mir. Natürlich nicht jede Sekunde, aber das wäre auch sehr komisch."

„Ich mein ja nur", murmelte Finley und zuckte mit den Schultern. „Ihre eigentlich Priorität ist im Sommer meist jemand anderes."

„Dein Bruder?", fragte ich mit gerunzelter Stirn. Brianna hatte mir gesagt, dass wir vermutlich viel Zeit mit Jasper verbringen würden, und da ich wusste, dass er für sie fast wie ein Bruder war, weshalb ich nichts dagegen einwenden würde und wollte. Aber Finley schüttelte langsam den Kopf. Zu langsam. So, als realisierte er genau in diesem Moment, dass er mehr wusste als ich. „Die Sache mit Felix?"

Die Sache mit Felix? Welche Sache mit Felix? Ich wollte Finley gegenüber nicht zugeben, dass Brianna anscheinend Geheimnisse vor mir hatte, aber ich wollte auch hören, was er zu sagen hatte. Natürlich konnte ich nicht ausschließen, dass er nur irgendetwas erfand, um Brianna in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.

„Was ist mit Felix?", fragte ich seufzend und war froh, dass ich zumindest wusste, wer Felix war.

„Seit ein paar Jahren haben die beiden jedes Jahr im Sommer was miteinander. Sie tun so, als sei es ein Geheimnis, aber eigentlich weiß es jeder." Er verdrehte die Augen.

Brianna und... Felix? Das konnte nicht sein. Unmöglich. Davon hätte sie mir erzählt. Sie hätte seinen Namen in den letzten drei Jahren doch bestimmt mal erwähnt, wenn das stimmte.

„Ich hab die beiden heute Vormittag zusammen gesehen, bevor ich dich gefunden habe", fuhr Finley gnadenlos fort. „Deshalb war ich mir auch ziemlich sicher, dass sie sich so schnell nicht nach dir auf die Suche machen würde."

Ich schloss die Augen und massierte mir die Schläfen, um die viel zu lauten, wirren Gedanken irgendwie zu ordnen. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder log Finley mir dreist ins Gesicht, oder Brianna hatte mir die Sache verheimlicht. Was im theoretisch ihr gutes Recht war, ich erzählte ihr schließlich auch nicht alles. Und dennoch...

„Tut mir leid", sagte Finley leise, woraufhin ich die Augen wieder öffnete. Seine Mimik war schwer zu deuten, aber zumindest grinste er nicht, was ich ihm durchaus zugetraut hätte.

„Können wir vielleicht einfach nicht über Brianna reden?", schlug ich vor. Ich musste in Ruhe überlegen, was ich mit dieser Information anfing und Finley war die letzte Person, deren Hilfe ich dabei brauchte. „Du hast doch noch andere Familienmitglieder. Dein Onkel zum Beispiel. Habt ihr noch andere Sachen zusammen gebaut?" Es war ein zugegebenermaßen recht kläglicher Versuch, das Thema zu wechseln, aber die Art und Weise, wie Finleys Gesicht sich veränderte, ließ mich befürchten, genau das Falsche gesagt zu haben. Mit zusammen gepressten Lippen schüttelte er den Kopf, ohne mir in die Augen zu schauen. Das war eindeutig kein Gesprächsthema, auf das er sich einlassen würde, warum auch immer. Auf Jasper musste ich ihn gar nicht erst ansprechen, das würde garantiert nach hinten losgehen. Vielleicht etwas, das nicht mit seiner Familie zutun hatte? Etwas, das ihn glücklich machte?

„Kennst du deine Freundin schon lange? Habt ihr euch in New York kennen gelernt oder seid ihr zusammen dahin gezogen?"

Das sorgte wenigstens dafür, dass er mir wieder in die Augen schaute. Aber wenn ich seinen Blick richtig deutete, hielt er mich jetzt für komplett bescheuert. Naja, es war nichts neues, dass ich keine normale Konversation mit Menschen führen konnte, die ich kaum kannte.

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