Kapitel 29

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Ich entsperrte mein Handy. „Wie ist dein Venmo Benutzername? Dann schick ich dir das Geld."

Finn ignorierte mich einfach. Ließ mich eiskalt stehen und schlenderte zu dem leicht erhöhten Teil des Tresens, wo er sich auf einen Barhocker setzte.

„Finn", zischte ich und folgte ihm.

Das brachte mir seine Aufmerksamkeit zurück. „Wie hast du mich gerade genannt?"

„Lenk nicht ab", warnte ich ihn. „Es gibt keinen Grund, weshalb ich mein Essen nicht selber bezahlen kann."

Er legte den Kopf schief. „Also sind wir jetzt Freunde?"

„Vielleicht reicht ja die Handynummer", überlegte ich laut und kopierte sie aus seinem Kontakt in die App. Bingo! Sein Account erschien auf meinem Display. Gerade als ich den Betrag, den ich ihm schuldete, eintippen wollte, schlossen sich Finns Finger um mein Handgelenk. Er zog mich nach vorne und hatte den Barhocker so gedreht, dass ich plötzlich zwischen seinen Beinen stand.

„Darf ich dich zum Essen einladen?" Seine Stimme war samtweich. „Bitte?"

„Na gut", lenkte ich nach kurzem Überlegen ein und steckte das Handy wieder weg. „Wenn ich dich nächstes Mal einladen darf."

Seine Augen funkelten amüsiert. „Nächstes Mal?"

„Der Sommer ist noch lang", erinnerte ich ihn, ohne zu wissen, ob Finn überhaupt den ganzen Sommer hier verbringen würde. Was passierte, wenn wir aus dem Spiel ausschieden? Wann musste er wieder nach New York?

Fragen für einen anderen Zeitpunkt, entschied ich, als Finn seine Hände auf meinen Rücken legte und mich noch näher zu sich heran zog. Ich hatte praktisch gar keine andere Wahl, als meine Hände auf seinen Oberschenkeln zu platzieren. Diese Nähe sollte sich nicht derart vertraut anfühlen, oder? Noch immer hatte ich keine Ahnung, wer Finn eigentlich war und doch ging das hier weit über rein körperliche Anziehung hinaus. Zumindest für mich, in seinen Kopf konnte ich nicht schauen.

„Nächstes Mal lasse ich mich gerne von dir einladen. Wir könnten zum Beispiel ein Eis essen gehen", schlug Finn grinsend vor.

„Wenn du sieben Kugeln isst, okay. Dann sind wir vermutlich quitt."

„Eine Kugel", erwiderte Finn. „Ohne Streusel."

In einem Versuch, böse zu schauen, kniff ich die Augen zusammen. Das sorgte allerdings nur dafür, dass Finns Grinsen breiter wurde. Bis es plötzlich komplett verschwand. „Bereit für eine Portion Ehrlichkeit?", fragte er mit gerunzelter Stirn.

Nervös und neugierig zugleich nickte ich. „Klar."

„Ich weiß nicht, was ich hier mache, aber ich weiß, dass es keine gute Idee ist."

Das war nicht die Art von Ehrlichkeit, die ich mir erhofft hatte. Dennoch war mein Verstand bereits zu dem gleichen Schluss gekommen. Ich wollte einen Schritt zurücktreten, aber Finns Hände verharrten an meinem Rücken und hielten mich in meiner Position.

„Du musst mir bitte genau sagen, wo du die Grenze ziehst", fuhr er fort, und seine Stimme hatte nun einen flehenden Unterton. „Wenn ich dich anschaue oder berühre, verschwimmt leider alles in meinem Kopf, aber wenn du mir sagst, dass ich dich nicht mehr anfassen soll, dann werde ich das auch nicht tun, versprochen. Umarmungen scheinen okay zu sein, aber was ist hiermit?"

Ich schaute auf meine Hände, die noch immer auf seinen Oberschenkeln lagen. Spürte seine Hände an meinem Rücken, wenn auch nur durch den Stoff meines Tops. Langsam ließ ich meinen Blick wieder nach oben wandern, bis zu seinen Augen, die mich sofort gefangen nahmen.

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