Kapitel 5

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„Das ist komplett verrückt", informierte ich Brianna einige Minuten später und wusste nicht, ob ich fasziniert oder entgeistert sein sollte. „Wie viel Zeit haben die in die Planung und Organisation gesteckt? Allein diese App..." Kopfschüttelnd blickte ich auf mein Handy. Brianna und ich hatten uns soeben für das Spiel registriert und dabei festgestellt, dass diese App in jeder Hinsicht hochprofessionell wirkte.

„Naja, Jasper studiert das Zeug. Würde mich nicht wundern, wenn er irgendetwas gedreht hat, damit er sich das sogar anrechnen lassen kann", sagte Brianna lachend.

„Was genau studiert er?" Warum hatte ich ihn das nicht bei unserem Gespräch gefragt? Ach ja, weil ich nicht dazu in der Lage war, eine vernünftige Konversation zu führen. Doch es war nicht Brianna, die meine Frage nun beantwortete.

„Softwareentwicklung."

Ich fuhr herum. Jasper trat neben mich, ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht. „Spielst du mit?"

Eine simple Frage und doch brachte ich nur ein Nicken als Antwort zustande, weil seine bloße Anwesenheit meinen Puls in die Höhe schnellen ließ. Briannas Pläne, was Jasper und mich betraf, machte die Sache nicht gerade besser, ganz im Gegenteil.

„Cool", sagte er und fügte dann leise hinzu: „Und keine Sorge, hier wird niemand wirklich umgebracht. Ich glaube, das haben wir eben vergessen zu erwähnen."

Nun entwich mir ein Lachen, das gar nicht mal so zittrig klang, wie ich mich fühlte. „Das habe ich mir schon fast gedacht. Aber danke für die Bestätigung."

Ein Blick zu meiner anderen Seite zeigte mir, dass Brianna es in erstaunlicher Geschwindigkeit geschafft hatte, ein Gespräch mit einer anderen jungen Frau zu beginnen. Ich war in Sachen Jasper also wieder einmal auf mich alleine gestellt. Welch ein Zufall.

„Also, Lexi", lenkte der meine Aufmerksamkeit nun wieder auf sich, „wie gefällt es dir bisher in Morson Hills? Hat meine liebe Cousine dir schon die schönsten Hotspots gezeigt?"

„Wir waren bei Martha und mehr braucht es ehrlich gesagt gar nicht, um mich für diesen Ort zu begeistern."

„Klar, Marthas Erdbeertörtchen sind bekannt dafür, große Gefühle auszulösen", erwiderte Jasper und lachte, wobei zwei kleine Grübchen auf seinen Wangen zum Vorschein kamen. „Solltest du irgendwann mal eine Pause von Bri brauchen, biete ich mich auch gerne als Tourguide an. Ich bilde mir ein, ein paar geheime Plätzchen zu kennen, von denen sogar Bri nichts weiß."

Mit einem Kloß im Hals starrte ich ihn an. Hatte er mir gerade wirklich angeboten, Zeit mit mir zu verbringen? Nur mit mir, ohne Brianna? Bevor mein Schweigen unangenehm werden konnte, tippte jemand Jasper auf die Schulter. Er drehte sich zu Felix um, der eine Kopfbewegung in Richtung der Veranda machte und sagte: „Weiter geht's."

Jasper schenkte mir noch ein Lächeln und legte seine Hand kurz auf meinen unteren Rücken. „Bis später, Lexi."

Die Stelle wo er mich berührt hatte, kribbelte noch als er schon längt wieder oben auf der Veranda stand. Es fiel mir schwer genug, mich mit neuen Leuten zu unterhalten. Wenn die auch noch so aussahen wie Jasper und derart nett zu mir waren, setzten in meinem Kopf offensichtlich wesentliche Funktionen aus. Das könnte in den nächsten Tagen und Wochen zum Problem werden. Doch erst einmal konzentrierte ich mich auf die drei Personen auf der Veranda. Auch alle anderen wurden ruhiger, Gespräche wurden beendet, Blicke wieder nach vorne gerichtet.

Jasper, Felix und Jesse standen vor dem Laptop, der mit dem Beamer verbunden war und schienen sich über das, was sie dort sahen, sehr zu freuen. Schließlich trat Felix einen Schritt zur Seite und sagte ins Mikrofon: „Alles klar, bevor wir weiter im Programm gehen, müssen wir uns einmal bei euch bedanken. Wir haben gigantische 42 registrierte Mitspieler!"

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