Kapitel 44

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„Also", sagte Finn, stütze seine Arme auf dem Tisch ab und beugte sich mir entgegen. „Hast du schon eine Entscheidung getroffen?"

Das Essen war hervorragend gewesen. Zwischen uns stand noch der leere Teller, von dem wir uns gerade ein köstliches Tiramisu geteilt hatten.

„Eine Entscheidung?" Meine Gedanken waren noch immer beim Essen, weshalb ich ihm nicht ganz folgen konnte.

„Soll ich dich jetzt zurück zu Brianna fahren?"

Natürlich hatte ich die Auseinandersetzung mit Brianna nicht vergessen. Immer wieder waren meine Gedanken zu ihr gedriftet, obwohl ich mich viel lieber voll und ganz auf Finn konzentriert hätte. Aber meine Entscheidung hatte bereits gestern Abend festgestanden, und die Auseinandersetzung mit Brianna hatte keinerlei Einfluss darauf.

Ich spiegelte seine Armhaltung und beugte mich ebenfalls nach vorne. „Kannst du mir versprechen, dass an diesem See keine gefährlichen Tiere leben, die mich heute Nacht fressen könnten?"

Finns Gesicht leuchtete geradezu auf, als er die Bedeutung meiner Frage verstand. „Hoch und heilig!", versicherte er mir. „Heißt das, du möchtest?"

„Ich möchte was?" Ich nutzte die Chance, ihn etwas zappeln zu lassen. Wenn unsere Unterhaltung während des Essens nicht derart mühelos und angenehm verlaufen wäre, hätte ich vermutlich nicht den Mut dazu aufgebracht und einfach nur genickt. Aber ich fühlte mich in Finns Gegenwart immer wohler, weshalb ich mit jeder Minute mehr ich selbst sein konnte.

„Möchtest du zum See fahren, Sterne beobachten und danach mit mir campen?"

Die Mischung aus Ungeduld und Vorfreude in seiner Stimme, bereitete mir zu viel Freude, als dass ich ihn schon erlösen wollte. „Das klingt sehr romantisch. Wo ist der Finn, der mir erst letzten Mittwoch gesagt hat, er würde nur mit mir sprechen, weil wir in einem Team sind?"

Empört schüttelte er den Kopf. „Das habe ich so nie gesagt!"

„Stimmt", gab ich ihm Recht. „Du hast mich als Zeitvertreib bezeichnet."

„Hättest du mir in dem Moment geglaubt, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich Zeit mit dir verbringen möchte?"

Ich versuchte mich zurück in die Zeit zu versetzen, in der ich Finn noch unsympathisch gefunden hatte. Ich musste nicht lange überlegen, bevor ich den Kopf schüttelte. „Nein, vermutlich nicht."

Er schaute mich kurz vielsagend an, bevor er bemerkte: „Ich habe noch immer keine Antwort auf meine Frage erhalten."

„Ja, Finn", erwiderte ich lächelnd. „Ich möchte sehr gerne zum See fahren, Sterne beobachten und danach mit dir campen."

Sein Lächeln war so aufrichtig, dass ich augenblicklich alles um uns herum vergaß. Nur noch Finn und ich existierten. Er schaute mich an, als wäre ich etwas Besonderes, als würde er mich mögen. Als würde ich ihn genauso durcheinander bringen wie er mich. Wir würden die Nacht zusammen verbringen und ich verspürte ausschließlich Vorfreude, keine Zweifel oder gar Angst.

Dennoch schlug mein Herz unfassbar schnell, als wir zurück zum Auto gingen. Was erhoffte Finn sich von dieser Nacht? Was erhoffte ich mir? Wie weit war ich bereit zu gehen? Tausend Fragen tauchten in meinem Kopf auf, weshalb ich zunächst nicht mitbekam, dass Finn stehen blieb. Doch dann fluchte er und ich drehte mich zu ihm um.

Er stand mitten auf dem Gehweg und hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt. Verwirrt folgte ich seinem Blick. Die Sonne war bereits untergegangen, aber die Wolken, die den Himmel bedeckten, sah ich trotzdem.

„Das war nicht angekündigt", behauptete Finn, hörbar unglücklich. „Ich habe mir jeden Wetterbericht angeschaut, den es gibt, und überall war klarer Himmel angesagt."

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