Kapitel 60

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„Okay, ihr seid also ein Team in diesem komischen Mörderspiel", fasste Ben zusammen, als wir an einem Tisch in der Bar saßen. „Das erklärt aber nicht, weshalb du", er zeigte auf mich, „früh morgens an sein", er zeigte auf Finn, „Handy gehst."

Ich schaute zu Finn, der - natürlich - neben mir saß. „Es ist einfach schwierig, während des Zähneputzens zu telefonieren", sagte der und zuckte mit den Schultern.

Ben verdrehte theatralisch die Augen und ich tastete unter dem Tisch nach Finns Hand, weil es eine Qual war, im so nahe zu sein ohne ihn zu berühren. Finn verschränkte unsere Finger miteinander und malte mit seinem Daumen sanfte Kreise auf meinen Handrücken. Eine Gänsehaut wanderte meinen Arm hinauf und überzog schnell meinen ganzen Körper. Es war alles andere als einfach, dem Drang zu widerstehen, auf der Sitzbank näher an Finn heran zu rücken.

Zu meinem Glück erschien in diesem Moment der Kellner, brachte unsere Getränke, und gab meinen Händen damit etwas anderes zutun. Ich umklammerte meine Bierflasche mit beiden Händen und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie stark die körperliche Anziehung zu Finn war.

„Prost", sagte Ben und hob seine eigene Flasche, um sie erst gegen meine und dann gegen die von Finn zu stoßen. Als ich im Anschluss mit Finn anstieß und dabei seinem Blick begegnete, erkannte ich an dem Funkeln seiner Augen, dass ihn meine Nähe auch nicht ganz kalt ließ.

„Wie hoch stehen die Chancen, dass wir Samstag gemeinsam zurück fahren?", fragte Ben, die zusammen gekniffenen Augen auf Finn gerichtet. Sofort verkrampften sich meine Finger. Aber Finn antwortete mit ruhiger Stimme: „Sehr niedrig."

„Weil dein Bruder dich braucht?" Der leicht scharfe Unterton entging mir nicht, ebenso wenig wie Finns leises Seufzen.

„Unter anderem, ja."

Es sah wirklich alles danach aus, als hätte Finn Ben genauso wenig über die Gründe für seine Anwesenheit an diesem Ort erzählt, wie mir. Trotz meiner stetig wachsenden Neugier beeindruckte mich seine Loyalität zu seinem Bruder.

„Unter anderem?" Bens Augen huschten kurz zu mir und ich sah das Interesse in seinen Augen. Auch ich frage mich, was hinter der Formulierung steckte. Doch leider ließ Ben Finn keine Gelegenheit, zu erklären was er damit meinte. Stattdessen sagte er: „Es ist Sommer. Letztes Jahr warst du um diese Zeit herum fast jedes Wochenende unterwegs. Ist dir und vor allem deinem Bruder bewusst, wie viele Jobs dir gerade durch die Lappen gehen?"

„Er hat angeboten, mir den finanziellen Verlust zu bezahlen", antwortete Finn.

Überraschte drehte ich mich zu ihm um. „Jasper bezahlt dich?"

Ihm entwich ein spöttisches Schnauben, bevor er einen Schluck aus seiner Flasche nahm. Erst dann sagte er: „Nein, tut er nicht."

„Aber du hast doch gerade gesagt, dass er-"

„Er hat es mir angeboten, ja", unterbrach er mich.

„Und du hast natürlich dankend abgelehnt", murmelte Ben und klang ziemlich genervt.

Finn grinste seinen Freund und Mitbewohner an. „Klar."

Die beiden lieferten sich etwa eine halbe Minute lang ein Blickduell, das ich gespannt verfolgte. Mit einem Seufzen stellte Ben schließlich seine Flasche ab und stütze sich mit beiden Unterarmen auf den Tisch. „Was hat er ausgefressen? Wofür sollst du jetzt den Kopf hinhalten?"

Ich sah zurück zu Finn, dessen Grinsen sich inzwischen in ein grimmiges Lächeln verwandelt hatte. „Ich halte für überhaupt nichts den Kopf hin."

„Stell dich nicht blöder als du bist, Finn. Natürlich wird es wieder darauf hinauslaufen."

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