Kapitel 65

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Das erste was ich am nächsten Morgen sah, war Brianna, die aufrecht im Bett saß, mit gerunzelter Stirn auf ihr Handy starrte dabei auf ihrer Unterlippe kaute. Verschlafen richtete auch ich mich auf.

Wir hatten bis spät in die Nacht Filme geschaut und geredet, weshalb ich nicht mehr zurück ins Gästezimmer gegangen war.

„Alles okay?", fragte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Beim Klang meiner Stimme zuckte Brianna zusammen, als hätte sie gar nicht mitbekommen, dass ich aufgewacht und mich hingesetzt hatte.

„Oh, guten Morgen", murmelte sie und schenkte mir ein Lächeln, das sehr angestrengt wirkte.

„Ist alles okay?", wiederholte ich meine Frage, dieses Mal mit mehr Nachdruck. Brianna seufzte und warf ihr Handy beiseite. Es landete zum Glück kurz vor der Bettkante und knallte nicht auf den Fußboden. „Ja, alles okay", antwortete sie. „Tilly war gestern mit den anderen im Roxy und meinte, dass Felix sich irgendwie komisch verhalten hat."

„Der auch?", fragte ich und dachte an unser gestriges Gespräch über Jasper. „Aber was genau heißt denn komisch?"

Brianna zuckte mit den Schultern. „Er war wohl sehr... sehr offen gegenüber anderen Frauen. Und eigentlich darf mich das auch gar nicht stören, wir sind schließlich kein Paar oder so. Aber..."

„Aber es stört dich", beendete ich ihren Satz, als sie verstummte. „Habt ihr nie darüber geredet, ob ihr zumindest während des Sommers exklusiv miteinander seid?"

„Bisher war das einfach nie Thema", murmelte Brianna und verzog das Gesicht. „Ich hatte nie etwas mit anderen Typen, während ich was mit ihm hatte, aber vielleicht handhabt er das schon die ganzen letzten Jahre anders und ich habe es nur nicht mitbekommen. Wie sprechen kaum über uns, wir... machen einfach. Wenn ich jetzt anfange, über solche Dinge zu reden, wird es bestimmt komisch."

Mit einem Stöhnen ließ sie sich rücklings auf die Matratze fallen und zog sich die Decke hoch über ihr Gesicht. Durch den Stoff gedämpft fügte sie hinzu: „Ich hasse Männer."

„Nein, du hasst Männer nicht", widersprach ich ihr lachend. „Und Felix am allerwenigsten. Ich weiß, du willst es nicht hören, aber ich fürchte, genau das ist das Problem. Es sind Gefühle im Spiel und ihr sprecht beide nicht darüber, weil ihr Angst habt, damit etwas kaputt zu machen."

Brianna schnaubte. „Von seiner Seite sind eindeutig keine Gefühle im Spiel, er will nur Sex."

„Warum bist du dir da so sicher?"

Ich zupfte an der Decke, bis ihr Gesicht wieder zum Vorschein kam.

„Das ist jetzt der dritte Sommer, der auf diese Weise abläuft. Wenn er mich mag, warum meldet er sich dann den Rest des Jahres nie bei mir? Ich bin nur gut genug für den Sommer, nicht für etwas langfristiges."

„Oh nein", protestierte ich. „Du bist Brianna Williams und du bist die selbstbewussteste Person, die ich kenne. Lass dir von keinem Mann dieser Welt einreden, dass du nicht gut genug für ihn bist, denn in Wahrheit muss der Mann, der gut genug für dich ist, noch erfunden werden."

Brianna verdrehte die Augen. „Ha ha. Mein Männergeschmack ist einfach richtig schlecht, das ist das Problem."

„Wirst du ihn auf die Sache im Roxy ansprechen?"

„Ich weiß es nicht. Aktuell bin ich mir ja noch nicht einmal sicher, was genau er eigentlich gemacht hat. Und Vorwürfe kann ich ihm ohnehin nicht machen."

„Könntest du schon", warf ich ein. „Auch wenn ihr außerhalb des Sommers immer getrennte Wege geht, wissen hier doch alle, dass ihr während des Sommers unzertrennlich seid. Ich finde es nicht abwegig, dann von Exklusivität auszugehen."

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