Kapitel 49

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Ich starrte auf die Haustür und traute mich nicht, zu klingeln.

Auf dem Weg hierher hatte ich Brianna geschrieben, um sicherzugehen, dass sie auch zu Hause war und mir öffnen konnte. Unsere Nachrichten waren kurz und knapp gewesen, weshalb ich nicht daran zweifelte, dass sie noch immer nicht gut auf mich zu sprechen war und meine Entscheidung, die Nacht mit Finn zu verbringen, stark verurteilte.

Finn hatte sogar angeboten, mich zu begleiten, aber ich wusste, dass ich allein mit Brianna sprechen musste und hatte ihn weggeschickt. Natürlich nicht, ohne mich vorher noch einmal ausschweifend für das ganze Date zu bedanken.

Schließlich klingelte ich doch und wartete dann gefühlt endlos, bis die Tür sich öffnete. Ich schaute Brianna an, Brianna schaute mich an. Selbstverständlich war sie diejenige, die irgendwann das Schweigen brach.

„War er mit dir Bücher shoppen?"

Ich schaute an mir herunter, zu dem Bücherstapel unter meinem Arm. „Sowas in der Art", antwortete ich, da jetzt vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt war, um Brianna in aller Ausführlichkeit von diesem ersten Teil des Dates vorzuschwärmen. Wortlos trat sie einen Schritt beiseite, sodass ich an ihr vorbei gehen und das Haus betreten konnte.

„Hattest du ein schönes Date?", fragte sie und betonte das letzte Wort, als könnte sie nicht glauben, es in diesem Zusammenhang tatsächlich aussprechen zu müssen.

„Hatte ich. Ist es okay, wenn ich mich einmal kurz frisch mache und wir dann in Ruhe sprechen?"

Brianna zuckte mit den Schultern. „Klar." Es war mehr als seltsam, sie derart kurzangebunden zu erleben. Ich hasste die Vorstellung, dass die Sache mit Finn etwas zwischen Brianna und mir verändern könnte.

Oben im Bad sprang ich schnell unter die Dusche. Der Wunsch, mich danach einfach ins Bett zu legen und den verpassten Schlaf der letzten Nacht nachzuholen, war riesig, aber in diesem Moment waren andere Dinge deutlich wichtiger. Also zog ich einen Bikini über – für normale Kleidung war es schlichtweg zu warm – und ging zurück nach unten. Brianna war im Pool, schwamm jedoch zur Leiter, als ich auf die Terrasse trat. Wir setzten uns an den Tisch und sahen uns schweigend an. Das hier war furchtbar.

„Der Kommentar mit dem Studium war völlig daneben", ergriff Brianna schließlich das Wort. Erleichtert atmete ich aus.

„War er", stimmte ich ihr zu.

Brianna seufzte. „Du magst ihn sehr, oder?"

Ich nickte, denn wozu sollte ich das leugnen?

„Pass auf, ich möchte wirklich nicht wegen eines Mannes mit dir streiten", fuhr sie fort. „Aber noch weniger möchte ich, dass du verletzt wirst. Ich vertraue Finley nicht und er ist in meinen Augen kein guter Mensch."

„Wann hast du zum letzten Mal richtig mit ihm gesprochen?", fragte ich, weil es nichts brachte, wenn ich einfach dagegen hielt. Ich musste am Kern des Ganzen ansetzen, wenn ich etwas bewirken wollte.

„Ich habe aufgehört mehr als nötig mit ihm zu sprechen, als er mich nur noch herablassend angeschaut und beleidigt hat."

„Menschen verändern sich. Oder bist du noch die gleiche Person, die du vor sieben Jahren warst?"

„Natürlich nicht", sagte Brianna und verdrehte die Augen. „Aber ich kann zu meinen Fehlern stehen und mich entschuldigen. Etwas, das er bis heute nicht getan hat."

Mein eigentliches Vorhaben, mich nicht einzumischen, geriet stark ins Wanken. Vielleicht brauchten die beiden einen Vermittler. Vielleicht konnte ich helfen. „Er weiß, dass es sich nicht immer richtig verhalten hat. Ich glaube es wäre gut, wenn ihr mal miteinander redet und versucht, die Perspektive des anderen zu verstehen."

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