Kapitel 21

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„Felix und du. Was läuft da?"

Ich hatte genug Zeit gehabt um mir zu überlegen, ob und wie ich die Sache ansprechen wollte, und mich letztendlich für die ganz direkte Variante entschieden. Als wir gestern Abend sehr spät den Heimweg angetreten hatten, waren wir beide unfassbar müde und Brianna zudem leicht angetrunken gewesen, weshalb unsere Gespräche eher alberner Natur waren. Bei ihr zuhause angekommen, waren wir beide nur noch ins Bett gefallen, doch nun saßen wir auf der großen Terrasse am Frühstückstisch und ich konnte die Frage nicht länger ungestellt lassen.

Brianna verschluckte sich prompt an ihrem Kaffee und schaute mich mit großen Augen an. „Mit Felix? Wieso? Wegen dem Kuss? Das war doch nur im Spiel." Sie schickte ein nervös klingendes Lachen hinterher.

„Das war definitiv nicht euer erster Kuss und so wie alle anderen, inklusive Felix, reagiert haben, läuft das etwas zwischen euch." Wer mich noch vor dem Kuss auf diese Fährte gebracht hatte, ließ ich unerwähnt. Mit Brianna nicht über Finley, und mit Finley nicht über Brianna zu sprechen, erschien mir aktuell am klügsten.

In Briannas Gesicht konnte ich ablesen, dass sie innerlich gerade mit sich selbst kämpfte. Schließlich stellte sie seufzend den Kaffeebecher ab und zog eine Grimasse. „Möchtest du die kurze oder die lange Version hören?"

„Ist die Frage ernst gemeint?" Belustig schüttelte ich den Kopf. „Die lange natürlich, wenn du sie mir erzählen möchtest."

„Weil du es bist", erwiderte sie und verdrehte die Augen. „Felix und ich sind zusammen zur Highschool gegangen. Er war Kapitän der Football Mannschaft, ich war Cheerleaderin und der ganze Jahrgang hat ständig gemeint, wie perfekt wir doch zueinander passen, mal im Ernst, mal als Scherz. In Wahrheit stand ich total auf ihn, hatte aber nie das Gefühl, dass er sich für mich interessiert. Trotzdem hab ich irgendwie immer gehofft, dass er mich zum Abschlussball einladen würde, was er aber nicht getan hat. Ich bin mit einem anderen Spieler aus seiner Mannschaft gegangen und er mit einer anderen Cheerleaderin. Ich stand zwar auf ihn, aber war nicht verliebt oder so, weshalb ich trotzdem einen tollen Abend hatte. Aber als mein Date kurz irgendwo anders war, hat er mich völlig aus dem Nichts angesprochen und zum Tanzen aufgefordert. Ich war total baff, aber natürlich auch hin und weg. Nachdem wir zu ein paar Songs getanzt haben, hat er mich nach draußen geführt und... naja, wir haben uns geküsst. Das war nicht mein erster Kuss, aber er war ganz anders als alle bisherigen. Und danach hat Felix gesagt, dass er das schon seit einiger Zeit machen wollte, sich aber nie getraut hat. Ich dachte, das sei der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte, aber Pustekuchen. Nach dem Abschluss haben wir uns ewig nicht gesehen, erst als er zu Weihnachten wieder bei seiner Familie war. Er hat sich nie bei mir gemeldet und meine Nachrichten alle ignoriert. Am Anfang hat mich das verletzt, aber irgendwann war es mir dann auch egal. Du weißt ja selber, wie aufregend unser erstes Semester am College war." Oh ja, das wusste ich. Sehr viele Partys und sehr viele Nächte, die Brianna nicht auf unserem Zimmer verbracht hatte. „In den Weihnachtsferien haben wir uns einmal kurz gesprochen und da hat er so getan, als sei die Sache auf dem Ball nie passiert. Aber im Sommer danach... da hat er zusammen mit Jasper und Jesse zum ersten Mal eines der Spiele organisiert, weshalb wir relativ viel Zeit miteinander verbracht haben. Irgendwann haben wir uns wieder geküsst und er hat mir gesagt, dass er mich vermisst. Ziemlich schnell ist dann mehr draus geworden, also auf körperlicher Ebene. Keine Beziehung oder so, nichts offizielles. Wir waren uns einig, dass das zu kompliziert sei und wollten zurück am College beide weiter unsere Freiheiten genießen. Nach dem Sommer ist der Kontakt dann wieder komplett abgebrochen, bis zum nächsten Jahr. Und seitdem... seitdem können wir während der Sommermonate quasi nicht die Finger voneinander lassen und ignorieren uns den Rest des Jahres." Brianna zuckte mit den Schultern und lächelte ein sehr gezwungenes Lächeln.

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