Kapitel 45

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„Team-Rex?"

„Ja", erwiderte Finn grinsend. „Weil du T-Rex-Lex bist."

Der Spitzname war mir natürlich nicht neu, aber als Teamname ergab das sehr wenig Sinn. „Was ist denn mit dir? Du bist doch auch Teil des Teams."

Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin niemand."

Ich war mir sehr sicher, dass das eine Anspielung auf unser erstes Gespräch sein sollte, in dem ich behauptet hatte, niemand zu sein. Auch wenn ich demnach bezweifelte, dass er die Aussage ernst meinte, verspürte ich das Bedürfnis, ihm zu widersprechen.

„Du bist nicht niemand", sagte ich mit Nachdruck. „Du bist... zu gut, um wahr zu sein." Die Wahrheit kam mir über die Lippen, bevor ich mir sicher war, ob ich sie wirklich aussprechen wollte. Aber es stimmte. Es schien keinen Haken zu geben. Klar, da waren die Probleme mit Brianna, und Finns Schweigsamkeit, wenn es um Jasper ging. Doch wenn es nur um uns beide ging, war Finn alles, was ich mir jemals hätte erträumen können.

Finn verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Nein, Lex. Das klingt so, als hätte ich keine Fehler und das stimmt einfach nicht."

„Jeder hat Fehler und so meinte ich das auch nicht. Du bist gut zu mir."

„Weil ich dich mag."

Mein Herz stolperte. Es schien für einen kurzen Moment tatsächlich aufzuhören zu schlagen, nur um dann nahezu davon zu rasen. Finn hatte das bereits angedeutet und sein Verhalten war auch recht eindeutig, aber es ausgesprochen zu hören, war noch einmal etwas ganz anderes. Die Zeltwände schienen noch einmal näher zu kommen.

„Ich mag dich auch", erwiderte ich mit kratziger Stimme.

Er lächelte. „Gut."

Obwohl ich den Moment nicht zerstören wollte, musste ich nun endlich eine der Fragen stellen, die mich schon einer Weile verfolgten. „Ich weiß, dass du den Sommer eigentlich nicht hier verbringen wolltest und du musst mir den Grund nicht nennen, weshalb du es trotzdem tust. Aber was passiert, wenn wir aus dem Spiel ausscheiden? Bist du dann... weg?" Das letzte Wort kam nur noch sehr leise über meine Lippen und ich fühlte mich ein bisschen erbärmlich, weil mir die Vorstellung eine derartige Angst einjagte.

„Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleibe", antwortete Finn. „Auf jeden Fall, bis das Spiel vorbei ist. Danach vermutlich auch noch ein paar Tage, aber irgendwann muss ich wieder arbeiten."

Natürlich musste er das. Diese Antwort war sogar positiver, als erwartet, denn laut Brianna dauerte es oft Wochen, bis diese Spiele ein Ende fanden. Aber irgendwann würde er zurück nach New York gehen und auch ich würde diesen Ort irgendwann verlassen. Ich wollte da jetzt noch nicht dran denken, doch ich konnte die Gedanken nicht so einfach aus meinem Kopf verbannen. Was bedeutete es schon, dass er mich mochte, wenn wir in ein paar Wochen ohnehin getrennte Wege gehen würden? Ich hatte das von Anfang an gewusst, und dennoch saß ich jetzt hier und brachte nicht die Kraft auf, eine vernünftige Grenze zwischen uns zu ziehen.

„Lex?"

Ich ahnte, dass ich sehr lange geschwiegen hatte. Zu lange, um behaupten zu können, dass mich dieser drohende Abschied völlig kalt ließ. „Sorry", murmelte ich. „Ich war kurz in Gedanken."

„Möchtest du darüber reden?"

Wir sollten darüber reden. Aber ich wollte es nicht. Ich wollte diesen Abend, diese Nacht, dieses bisher perfekte Date nicht ruinieren. „Nicht heute", sagte ich deshalb. Noch nie in meinem Leben hatte ich meinen Verstand so konsequent ignoriert, wie in den letzten Tagen.

„Wenn doch, sag Bescheid, okay?"

Ich nickte, dankbar für den Raum, den Finn mir gab. Gleichzeitig wünschte ich, in seinen Kopf schauen zu können. Wie dachte er darüber? Er hatte gesagt, dass er niemanden datete, ohne sich etwas langfristiges vorstellen zu können. Aber wie sollte das in diesem Fall funktionieren? War ich die Ausnahme zu dieser Regel?

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