Trust Fall

Kapitel 11

„Also", sagte Brianna als wir alle drei vor einem riesigen Berg Pancakes saßen. „Wir haben drei Morde." Sie zählte die Namen der sechs Leute auf, die bereits ausgeschieden waren. Dann wandte sie sich an Jasper. „Lexi und ich sind gestern früh gegangen. Ist dir irgendetwas aufgefallen?"

Weder mir noch Brianna entging der kurz Blick, den Jasper mir zuwarf. Auch sein Zögern blieb nicht unbemerkt, aber bevor er etwas sagen konnte, winkte Brianna ab. „Ich finde wir können Lexi inoffiziell in unser Team adoptieren", schlug sie vor. „Ich werde ohnehin nichts vor ihr geheim halten."

„Und ich werde bestimmt niemanden über die App beschuldigen", warf ich ein. „Falls ihr also irgendwann rausbekommt, wer der Mörder ist, nehme ich euch den Sieg nicht weg."

Jaspers Blick wanderte noch einige Male zwischen Brianna und mir hin und her. Dann zuckte er mit den Schultern und streckte mir grinsend eine Hand entgegen. „Willkommen im Team."

Ich ergriff seine Hand, die sich überraschend weich anfühlte. Angenehm. Doch Jasper ließ meine Hand schnell wieder los und widmete sich seinem Frühstück. „Ich hab auch nichts mitbekommen", beantwortete er nun Briannas Frage. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass so schnell etwas passiert. Man hat gemerkt, wie nervös und aufmerksam alle gestern Abend waren, ich nehme mal an, dass das in den nächsten Tagen und Wochen immer mehr abnimmt. Mutig, direkt am ersten Abend loszulegen..." Nachdenklich blickte er aus den Fenstern.

„Hast du niemanden gesehen, der auffallend viele Gespräche unter vier Augen geführt hat?", fragte Brianna, woraufhin Jasper den Kopf schüttelte.

„Glaubst du, dass alle Ermordeten dicht halten werden?", mischte ich mich ins Gespräch ein, denn diese Frage wollte mich einfach nicht loslassen. Aus meiner Sicht hing dieses ganze Spiel an einem seidenen Faden, der immer dünner wurde, je mehr Leute den Mörder kannten.

Jasper wechselte einen kurzen Blick mit Brianna, bevor er mich ansah. „Man merkt, dass das dein erster Sommer in Morson Hills ist. Die Leute hier wollen spielen und sie spielen fair. Und sie wissen, dass sie sehr viele Leute gegen sich haben, wenn sie doch etwas verraten. Deshalb bin ich ganz guter Dinge, dass alles gutgeht."

„Jemand könnte unter Alkoholeinfluss mehr reden als gewollt", gab ich zu Bedenken, schließlich hatte ich am Freitag mit eigenen Augen gesehen, wie viel Alkohol geflossen war.

„Klar, so ganz sicher kann man sich nie sein." Jasper zuckte mit den Schultern. „Wenn das passiert, kann man nichts machen."

Mein Blick fiel auf Brianna, die mit gerunzelter Stirn ein Stück Pancake auf ihre Gabel spießte, nur um die Gabel dann beiseite zu legen. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und wandte sich an ihren Cousin. „Was ist mit deinem Bruder?"

Jasper schien zu erstarren. Ganz langsam drehte er sich von mir zu Brianna um, die mir gegenüber saß. „Was soll mit ihm sein?", fragte er und versuchte dabei ein bisschen zu angestrengt, unbeteiligt zu klingen. Das beste Verhältnis schienen die beiden Brüder definitiv nicht zu haben.

„Was, wenn er sich extra schnell ermorden lässt, um dann allen zu verraten, wer der Mörder ist?"

„Wieso sollte er das tun?", fragte ich, bevor Jasper etwas erwidern konnte. Sollte Finley tatsächlich einen solchen Plan verfolgen, sah es auch für mich nicht gut aus.

Brianna schnaubte. „Um uns den Spaß zu verderben." Sie sagte das so, als sei es offensichtlich. Auf mich hatte Finley gestern nicht den Eindruck gemacht, als wollte er irgendwem den Spaß verderben, aber sicher konnte ich mir natürlich nicht sein.

„Glaube ich nicht", murmelte Jasper, ohne sonderlich überzeugt von seinen eigenen Worten zu klingen. Dann bemühte er sich plötzlich sehr, das Thema zu wechseln, indem er Brianna auf irgendeine Person ansprach, die beide von früher kannten und die nun anscheinend auf die ganz schiefe Bahn geraten war. Ich hörte ihnen zu, sah jedoch keine Möglichkeit, mich selbst in das Gespräch einzubringen. Allgemein merkte ich jedoch, dass es mir jetzt, wo wir nur zu dritt waren, ohne zig Leute um uns herum, deutlich leichter fiel, mit Jasper zu sprechen. Dennoch verspürte ich nach wie vor nicht den Wunsch, ihn auf die Weise näher kennenzulernen, die Brianna sich vorstellte.