Trust Fall

Kapitel 34

Ich wurde von einem Schrei aufgeweckt.

Ein Schrei von Brianna konnte viele Gründe haben, manche davon eher harmlos. Vielleicht hatte jemand, den sie toll fand, ihre Instagram Story geschaut oder einen Post geliket. Oder sie hatte eine Spinne in ihrem Zimmer entdeckt. Wobei letzteres - je nach Größe der Spinne - nicht unbedingt harmlos war.

Dennoch wollte ich mir nicht vorwerfen müssen, sie in einem Moment echter Not alleine gelassen zu haben, weshalb ich schnell die Decke zurückschlug und barfuß über den Flur lief. Es war bei dem einen Schrei geblieben, ich wusste jedoch nicht, ob ich das als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollte.

„Bri?" Ich klopfte gegen ihre nur angelehnte Tür, bevor ich sie aufschob. Brianna saß auf ihrem Bett und starrte auf ihr Handy. Wie ein Notfall sah das nicht aus. „Was ist passiert?", fragte ich und trat näher zu ihr heran. Sie blickte von ihrem Handy auf und wirkte für einen kurzen Moment überrascht, mich zu sehen. Dann fing sie sich wieder und sagte: „Felix."

Sofort schaltete mein Hirn auf Verteidigungsmodus. „Was hat er gemacht?" Ich kannte ihn kaum, aber das würde mich nicht davon abhalten, mich zwischen ihn und meine beste Freundin zu stellen.

„Was?" Brianna wirkte irritiert. „Achso, nein. Alles gut", sagte sie, als sie meine aufgebrachte Miene richtig deutete. „Der Volltrottel wurde umgebracht."

Der Schrei hatte mich sehr abrupt aus dem Schlag gerissen, weshalb diese Aussage mich für ein paar Sekunden in eine Schockstarre versetzte. Dann erst schaltete mein Gehirn und ich begriff, dass Brianna vom Spiel sprach.

„Felix wurde umgebracht? Ich hatte angenommen, dass du gestern Abend die ganze Zeit bei ihm warst."

„War ich ja auch!", erwiderte Brianna. „Entweder ist das passiert, nachdem wir gefahren sind, oder... oder Dylan ist derjenige, der umgebracht wurde."

„Dylan?" Den hatte ich seit der ersten Party am letzten Freitag - zum Glück - nicht mehr gesehen. „Felix und Dylan sind ein Team?"

Brianna nickte und kaute nun mit nachdenklicher Miene auf ihrer Unterlippe herum. Ich setzte mir zu ihr auf das Bett. „Sind noch andere Teams ausgeschieden?" Mein Handy lag noch im Gästezimmer, da ich es bei meiner überstürzten Rettungsmission nicht mitgenommen hatte.

„Ingesamt sieben."

„Sieben?" Ich starrte sie entgeistert an. „Es sind vierzehn Leute an einem Abend ausgeschieden?"

Wortlos reichte Brianna mir ihr Handy, damit ich mich selbst davon überzeugen konnte. Tatsächlich waren jetzt nur noch zehn Teams im Spiel und damit bereits über die Hälfte ausgeschieden. Nach weniger als einer Woche. Wenn es in diesem Tempo weiterging, war das Spiel bald vorbei.

„Glaubst du, dass du an ihm heraus bekommst, wer der Mörder ist?", fragte ich Brianna, die noch immer tief in Gedanken versunken war. „Selbst wenn Dylan umgebracht wurde, wird er es bestimmt Felix erzählen."

„Keine Chance" Brianna schüttelte den Kopf. „Er ist einer der Spielleiter, schon vergessen? Die drei sind die letzten, die irgendetwas verraten und dadurch ihr eigenes Spiel ruinieren."

Seufzend erhob sie sich. „Ich geh duschen. Hast du was dagegen, wenn wir uns heute einen entspannten Tag machen?"

„Du weißt schon, mit wem du sprichst, oder?", fragte ich grinsend. Entspannung klang wunderbar. Brianna verschwand in ihrem Bad und ich ging zurück ins Gästezimmer, um mich nun, da die Ursache des Schreis geklärt war, in Ruhe fertig zu machen. Als ich mein Handy von Nachttisch nahm, wurden mir zwei neue Nachrichten von Finn angezeigt, was mein Herz sehr freute. Dummes Herz.