Kapitel 37

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An der Tür zum Flur blieb ich noch einmal stehen und drehte mich zu Finn um, der sich ebenfalls vom Bett erhoben hatte und tatsächlich nur noch eine Badehose trug. Im Wasserpark hatte ich ihn mehrere Stunden in einem derartigen Outfit gesehen, und doch hatte der Anblick jetzt, drei Tage später, eine ganz andere Wirkung auf mich. Ich schluckte einmal, bevor ich fragte: „Soll ich dich eigentlich besser wieder Finley nennen? Macht es das für dich leichter?"

Finn kam grinsend auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen, achtete aber darauf, dass wir uns nicht berührten. „Glaub mir, das Bedürfnis dich zu küssen ist immer da. Besonders jetzt, nachdem ich weiß, wie gut sich das anfühlt. Außerdem mag ich es sehr viel lieber, wenn du mich Finn nennst."

„Okay. Finn."

Seine Nasenflügel bebten. Ich grinste. Doch dann trat er noch einen kleinen Schritt näher an mich heran und mein Grinsen löste sich in Luft auf. Jetzt passte zwischen uns vielleicht noch ein Blatt Papier, mehr aber auch nicht. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und sah das blaue Feuer in seinen Augen. Er beugte den Kopf nach vorne. Ich würde ihn nicht stoppen, so vernünftig war ich nicht. Doch wie sich herausstellte, war das gar nicht nötig. Denn Finn trat selbst einen Schritt zurück und nun war wieder er derjenige, der grinste. „Siehst du? Ich habe mich im Griff."

Ich sollte erleichtert sein, stattdessen wünschte ich mir in diesem Moment, er hätte sich nicht im Griff. Wenige Minuten in einem Raum mit ihm reichten anscheinend aus, um mich ernsthaft daran zweifeln zu lassen, dass ein lockerer Sommerflirt eine blöde Idee war. Klar, es war eine blöde Idee, aber Himmel, ich wollte ihn küssen. Und ich ahnte, dass es nicht beim Küssen bleiben würde. Noch nie hatte ich mir körperlich so sehr zu jemanden hingezogen gefühlt, wie zu Finn. Nicht einmal zu Liam. Das machte mir Angst, aber es löste gleichzeitig eine schöne Art der Aufregung in mir aus.

Wie in Trance streckte ich meinen Arm aus und fuhr mit den Fingerspitzen einmal über Finns nackten Oberkörper, von oben nach unten. Als ich den Bauchnabel erreichte, schlossen sich seine Finger um meine Hand. „Was genau wird das?", fragte er und holte mich damit zurück in die Realität. Erschrocken entzog ich ihm meine Hand. Was zur Hölle war in mich gefahren?

„Sorry", murmelte ich betreten. „Offensichtlich habe ich mich nicht im Griff."

Finn zuckte mit den Schultern. „Wir haben vereinbart, Berührungen auf ein Minimum zu beschränken. Das heißt nicht, dass sie gar nicht erlaubt sind. Ich werde dir bestimmt keinen Vorwurf machen, wenn du mich berührst."

„Wenn du dich im Griff hast, sollte ich mich auch im Griff haben", widersprach ich und zeigte mit meinem Daumen über meine Schulter. „Wollen wir?"

„Wollen?" Finn hob eine Augenbraue und sah mich spöttisch an. „Ich will meinem Bruder sagen, dass er von hier verschwinden soll."

Ich war kurz davor ihn zu fragen, was passieren würde, wenn Jasper uns tatsächlich allein ließ. Doch die Antwort – ganz egal wie sie lautete – würde das Chaos in meinem Kopf weiter anwachsen lassen, weshalb ich die Frage für mich behielt.

„Vielleicht verschwindet er auch von selbst, wenn wir uns lange genug hier unten verstecken", überlegte ich.

Finn legte den Kopf schief. „Möglich, aber unwahrscheinlich. Und von verstecken kann man auch nicht wirklich sprechen, da er ganz genau weiß, wo wir sind."

„Wir könnten uns unter der Bettdecke verstecken, da findet er uns bestimmt nicht."

Natürlich war der Vorschlag nicht ernst gemeint. Und doch reagierte mein Puls sofort auf die Vorstellung, mit Finn unter einer Bettdecke zu liegen, indem er in die Höhe schoss.

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