Kapitel 50

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Ein paar Stunden später kam die offizielle Einladung über die App auf meinem Handy an. Es war, wie Brianna gesagt hatte: wir waren eingeladen, die Nacht in der örtlichen High School zu verbringen, inklusiver „nächtlicher Überraschungen", worunter vermutlich die Nachtwanderung fiel.

„Was zieht man denn zu so einem Event an?", fragte ich Brianna, da ich ahnte, dass ein übergroßes T-Shirt in diesem Fall nicht die richtige Wahl war. Sofort hellte sich Briannas Miene auf. „Gute Idee, lass uns shoppen gehen!"

Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ich habe nicht vorgeschlagen, shoppen zu gehen."

„Hast du ein passendes Outfit?" Sie sah mich streng an.

„Die Frage könnte ich dir beantworten, wenn ich wüsste, wie ein passendes Outfit aussieht."

„Bequem, aber schick."

„Schick?" Das konnte man sehr verschieden interpretieren. Für Leute, die wie Brianna Kreditkarten ohne Limit besaßen, bedeutete schick mit Sicherheit etwas anderes als für mich. „Ich habe bequeme Sachen dabei, aber..." Ich versuchte mir meinen Schrankinhalt gedanklich vor Augen zu führen. Schicke Kleidung, in der ich schlafen wollte, war nicht dabei.

Brianna nickte geschäftsmäßig. „Wir gehen shoppen." Widerspruch schien zwecklos und so saß ich zehn Minuten später neben ihr im Auto. Das Shopping Center, zu dem wir fuhren, war riesig. Die Auswahl an Geschäften war nahezu erschlagend, weshalb ich froh darüber war, Brianna an meiner Seite zu haben, die sich hier bestens auskannte. Doch als sie einen Unterwäscheladen ansteuerte, blieb ich vor dem Eingang stehen.

„So etwas werde ich bestimmt nicht anziehen, wenn ich mit 40 Leuten, die ich kaum bis gar nicht kenne, in einer Sporthalle übernachte", protestierte ich, aber Brianna griff nach meinem Ellenbogen und zog mich weiter. „Schon klar, um dein Outfit kümmern wir uns gleich. Erst einmal brauche ich etwas, damit Felix kapiert was er an mir hat. Du kannst mich beraten."

„Felix sollte wissen, was er an dir hat", erwiderte ich. „Auch ohne teure Unterwäsche." Im Vorbeigehen fiel mein Blick auf ein Preisschild und ich zuckte vor Schreck buchstäblich zusammen. Für so wenig Stoff so viel Geld auszugeben, war völliger Irrsinn.

Brianna ignorierte meinen Kommentar und begann, sich im Laden umzuschauen. Mein Handy klingelte und hielt mich glücklicherweise davon ab, die wirklich schöne Unterwäsche zu genau zu mustern und am Ende vielleicht doch in Versuchung zu geraten. Finns Name auf dem Display ließ mein Herz schneller schlagen und brachte mich augenblicklich zum Lächeln.

„Na, vermisst du mich schon?", fragte ich ihn, sobald ich den Anruf entgegen nahm.

„Immer", kam seine Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Jede Sekunde, die ich nicht mit dir verbringe, ist ein einziger Kampf. Ich denke nur an dich, kann nichts essen und nichts trinken. Es ist, als würde ein Teil von mir fehlen und ich-"

„Finn", unterbrach ich ihn lachend, „halt die Klappe."

„Entschuldigung?", empörte er sich. „Ich versuche in Worte zu fassen, wie sehr du mir fehlst, und du sagst mir, ich soll die Klappe halten?"

„Ja, weil du Blödsinn redest." Und weil ich naiv genug war, um seine Worte viel zu ernst zu nehmen.

Nun lachte auch er. „Vielleicht ein bisschen. Wie war das Gespräch mit Brianna?"

Es rührte mich, dass er sich danach erkundigte. Obwohl ich telefonieren normalerweise so gut es eben ging vermied, wusste ich es sehr zu schätzen, dass er nicht einfach nur eine Nachricht geschrieben hatte, sondern mich direkt anrief. Mit Finn war alles anders, das bestätigte sich immer wieder.

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