Kapitel 32

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Wie hieß es noch gleich in dem einen Taylor Swift Lied? ‚And you kiss me in a way that's gonna screw me up forever'? Jap, das beschrieb es ziemlich genau. Es wäre illusorisch zu glauben, dass ich in meinem Leben einer weiteren Person begegnen würde, die es nur mit einem Kuss schaffte, meinen Körper von innen heraus in Flammen zu setzen. Für den Rest meines Lebens würde ich jeden Kuss mit diesem vergleichen.

Und das war ein großes Problem.

Finn und ich... das war jetzt. Vielleicht ein paar Wochen, höchstens zwei Monate, dann war es Geschichte. Sollte ich nach ihm einfach keine Männer mehr küssen, um die zwangsläufige Enttäuschung zu vermeiden? Würde mir die bloße Erinnerung an das Gefühl seiner Lippen auf meinen reichen? Wie lange konnte ich davon zehren, bevor die Sehnsucht mich zerriss?

Als Finn den Kuss beendete, wollte ich schreien, ihn anflehen mir noch ein paar Sekunden Perfektion mehr zu gönnen. Aber mir entwich nur ein sehr kläglich klingendes Geräusch, irgendwo zwischen Stöhnen und Seufzen. Er schlang seine Arme um meine Schultern und zog mich so eng an sich heran, dass mein Gesicht in die Kuhle über seinem Schlüsselbein gepresst wurde. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie sein Geruch mir derart vertraut war.

„Shit", meinte ich ihn leise murmeln zu hören. In der Tat. Shit. Jetzt war es so richtig kompliziert.

Vermutlich bereute er den Kuss und wenn ich vernünftig wäre, würde ich ihn auch bereuen. Aber ich konnte nicht. Ich konnte mir nur wünschen, Finn immer und immer wieder zu küssen. Ich fragte mir, wie er mich überhaupt so nah an seinem Körper ertrug, denn ich brannte noch immer.

Das hier war ein Spiel mit dem Feuer und ich. Brauchte. Platz. Zum. Atmen.

Entgegen meines eigentlichen Willens, schaffte ich es, mich aus Finns Umarmung zu lösen und weit genug von ihm wegzurücken, sodass unsere Körper sich an keiner Stelle mehr berührten. Ich legte mich wieder auf den Rücken, schwer atmend, meine Arme verschränkt, die Hände zwischen meinem Oberkörper und meinen Oberarmen eingeklemmt. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war, doch ich konnte Finn nicht ansehen. Egal was ich in seinen Augen finden würde, ob Bedauern oder Verlangen, ich würde es nicht ertragen.

„Darf ich etwas sagen?"

Ich nickte. Wenn ich könnte, würde ich auch etwas sagen, da ich mir sicher war, dass jede verstreichende Sekunde, in der wir beide schwiegen, die Situation nur noch verschlimmerte. Allerdings kam von Finn keine weitere Wortmeldung. Hatte er mein Nicken nicht gesehen? Es sich anders überlegt? Das hier war die Hölle. Die wenigen Zentimeter zwischen uns fühlten sich unüberbrückbar an und gleichzeitig kostete es mich sehr viel Stärke, die Entfernung nicht direkt wieder zu schließen. Wie war das überhaupt möglich? Nichts in meinem Kopf ergab mehr einen Sinn.

„Okay, vergiss es", seufzte Finn schließlich. „Ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll."

Das schlimmste an der Situation war das Unwissen. Wie hatte Finn den Kuss empfunden? Hatte er in ihm die gleichen Dinge ausgelöst wie in mir? Stand er auch in Flammen? Oder war es für ihn ein Kuss wie jeder andere gewesen? War er enttäuscht?

Ganz langsam drehte ich meinen Kopf. Finn hatte sich ebenfalls wieder auf den Rücken gedreht, doch sein Blick lag schon auf mir. „Das war ein Fehler, oder?", fragte ich leise. Es war gut, dass wir alleine waren und die Musik hier oben nicht zu hören war, denn ich konnte gerade nicht lauter sprechen. Ein Wunder, dass mir überhaupt ein Ton über die Lippen kam.

Finn verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. „Ein Fehler?" Okay, das klang enttäuscht. Also kein Fehler?

„Nicht?" Es war jämmerlich, wie hoffnungsvoll ich klang.

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