„Noch immer nichts von Brianna?", fragte Finn, als wir wieder auf den Parkplatz vor der Burgruine einbogen.
„Nein, bisher scheint sie mich nicht zu vermissen."
Es war mittlerweile ein Uhr morgens und ich versuchte nicht zu hinterfragen, weshalb sich Brianna in den vier Stunden, seit wir hier angekommen waren, anscheinend kein einziges Mal gefragt hatte, wo ich eigentlich steckte.
Finn parkte den Wagen, auf dem noch immer gut gefüllten Parkplatz. Es machte nicht den Anschein, als hätten viele Leute die Party verlassen, aber vermutlich ließen auch einige ihr Auto lieber ein paar Stunden hier stehen und holten es dann im nüchternen Zustand wieder ab.
„Stört dich das gar nicht?"
„Was meinst du?", fragte ich, obwohl ich es mir schon denken konnte.
Wir lösten beide unsere Gurte, machten jedoch keinerlei Anstalten, auszusteigen. „Sie weiß, dass du hier niemanden außer ihr kennst und sie weiß, dass du dich auf Partys nicht so wohl fühlst wie sie. Trotzdem macht sie einfach ihr Ding und lässt dich total links liegen. Erst im Wasserpark und jetzt schon wieder."
Zum Glück hatte ich darüber seit Mittwoch bereits nachgedacht und hatte sofort eine Antwort parat: „Ich glaube, sie vergisst manchmal, dass ich aktuell Teil dieser Welt bin. Sie kennt die meisten Leute hier seit ihrer Kindheit und sobald sie mit ihnen zusammen ist, wird sie zu Morson Hills Brianna. Und die ist meine Anwesenheit, im Gegensatz zu College Brianna, nicht gewohnt. Von diesen Partys abgesehen verbringen wir fast jede Minute zusammen, deshalb ist das absolut okay für mich. Ich brauche keinen Babysitter. Ich habe dich zwar am Mittwoch mehr oder weniger gebeten, zum Lagerfeuer zu kommen, aber das bedeutet nicht, dass du jetzt zu jeder Party oder jedem Treffen kommen musst, nur damit ich mich nicht alleine fühle."
War Mitleid der Grund für seine Nettigkeit mir gegenüber? Nach allem, was heute Abend zwischen uns passiert war, konnte ich es mir eigentlich nicht vorstellen.
„So selbstlos bin ich nicht", erwiderte er. „Ich bin nur hier, weil ich dich sehen wollte."
Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte oder aus irgendeinem Grund log. Ich wollte ihm glauben, also tat ich es.
„Möchtest du aussteigen und dich unter die Feiernden mischen?", fragte ich, die Antwort bereits ahnend. Doch anstatt direkt zu verneinen, entgegnete Finn: „Was wäre die Alternative?"
Auf diese Gegenfrage war ich nicht vorbereitet gewesen, weshalb ich etwas ratlos die Stirn runzelte. Auf unbestimmte Zeit im dunklen Auto sitzen zu bleiben, klang nicht allzu verlockend.
„Ich hätte eine Idee", erlöste mich Finn und öffnete seine Tür. „Und ich glaube, sie wird dir gefallen."
Dieser Satz reichte aus, um meine Emotionen wieder einmal auf Achterbahnfahrt zu schicken. Ich war aufgeregt, neugierig und auch ein kleines bisschen ängstlich. Was, wenn mir die Idee gar nicht gefiel? Unwahrscheinlich, aber würde ich den Mut aufbringen, Finn das zu sagen, oder einfach so tun als ob? Das Durcheinander in meinem Kopf führte dazu, dass ich beim Versuch auszusteigen beinahe aus dem Auto fiel. „Alles okay da vorne?", fragte Finn, der inzwischen am geöffneten Kofferraum stand.
„Alles bestens", rief ich und hielt mich an der Tür fest.
Finn schloss den Kofferraum und kam zu mir. Unter dem Arm hielt er... jede Menge Stoff? Eine Decke?
„Machen wir ein Picknick?" Ich wusste selbst nicht genau, warum ich so kritisch klang. Vielleicht weil wir gerade erst gegessen hatten. Er zuckte mit den Schultern und ging an mir vorbei, in Richtung Burgruine. „Lass dich überraschen."
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Trust Fall
Roman d'amourNichtsahnend begleitet Lexi ihre beste Freundin Brianna im Sommer vor ihrem letzten gemeinsamen Jahr am College in ihren Heimatort Morson Hills und findet sich plötzlich mitten in einem ausgefeilten Murder Mystery Spiel wieder. Anstatt mit ihrer bes...