KAPITEL NEUN

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Der basslastige Beat des Clubs dröhnte in meinen Ohren, verschmolz mit dem Schrei von Emilia, die wie durch Watte zu mir durchdrang. „Das ist er! Er hat die Drogen verkauft!" Die Worte hallten in meinem Kopf wider, doch es war nicht die Lautstärke, die mich lähmte – es war die Person, auf die sie deutete. Mein Blick war fest auf den Mann gerichtet, der sich langsam von seinem Barhocker erhob. Ein kaltes, triumphierendes Grinsen zierte sein Gesicht, das in mein Innerstes drang und jede Faser meines Seins erstarren ließ.

Emilia suchte meinen Blick, ihre Augen weit vor Verwirrung. „Kennst du ihn etwa?" Ihre Stimme war ein kaum hörbares Flüstern, aber die Panik dahinter schnitt tief. Der Mann, nur einen Atemzug entfernt, ließ seine Augen über mich gleiten, als könnte er jedes meiner Geheimnisse sehen. Dann zog er seine Lippen zu einem breiten, hämischen Grinsen. „Sofia... also doch."

Meine Welt begann zu schwanken, als die Dunkelheit, die ich so lange von mir ferngehalten hatte, in meinen Verstand drang wie giftiger Rauch. Die Realität um mich herum zerriss, übrig blieb nur die klaffende Wunde meiner Vergangenheit, die schmerzhaft wieder aufbrach.

„Was zur Hölle willst du hier?" Meine Stimme war fest, doch innerlich bebte ich. Reflexartig glitt meine Hand in meine Tasche, tastete nach dem Messer, das ich immer bei mir trug – eine absurde Art von Sicherheit in einem Moment wie diesem. Doch bevor ich die Waffe greifen konnte, blitzte etwas auf.

Der Mann hob sein Shirt ein Stück und enthüllte den schwarzen Griff eines Revolvers, der fest unter seinem Gürtel steckte. „Denk gar nicht dran, Izzy." Seine Stimme war ruhig, selbstbewusst – und das machte sie noch furchteinflößender. Neben mir schnappte Emilia nach Luft und trat instinktiv einen Schritt zurück.

„Izzy? Wer zur Hölle ist Izzy?" Emilias Stimme war fast panisch, ihre Augen flackerten zwischen uns hin und her. Doch ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht von dem Mann lösen. Er war jemand, den ich aus einer Zeit kannte, die ich begraben geglaubt hatte.

„Ja, Sofia? Wer ist Izzy?" Seine Worte waren ein bösartiges Spiel, als würde er jeden Augenblick genießen, den er mir damit stahl.

Ich kniff die Augen zusammen, versuchte die Kontrolle zu behalten. „Mach jetzt keine Show daraus. Woher weißt du, dass ich hier bin? Sind noch andere hier?" Meine Stimme war schärfer, mein Atem schneller.

„Es sind nur Tank und ich hier versprochen!" Tank er war der Türsteher. Ich wusste ich kenne ihn."
„Woher soll ich wissen das ihr allein hier seid.?"

„Du musst mir einfach vertrauen." Sein Lächeln war wie Gift, das sich in meine Gedanken fraß.

„Niemals." Ich spuckte die Worte förmlich aus. „Ich werde niemals einem von euch wieder vertrauen."

Mit einem festen Griff packte ich Emilias Hand und zog sie durch die tanzende Menge. Sie war zu schockiert, um sich zu wehren, ihre Augen weit aufgerissen vor Angst und Unverständnis. Die Panik, die sich in mir ausbreitete, ließ mich schneller werden, bis wir draußen in die kalte Nachtluft stolperten.

Der frische Wind traf mein Gesicht wie eine Ohrfeige, doch es war der Adrenalinschub des Kokains, der mich wach hielt. Es war, als würde jeder meiner Sinne auf Hochtouren laufen, scharf und unnachgiebig.

Ich zog Emilia in eine dunkle Seitengasse, lehnte sie gegen die kühle Wand und hielt ihre zitternden Schultern fest. „Was zur Hölle war das gerade?" Ihre Stimme war brüchig, und ihre Augen flackerten vor Angst. „Wer war das? Und was wollte er von dir? Und wer ist Izzy?" Ihre Worte waren ein Sturm aus Verwirrung und Angst, und ich wusste, dass ich ihr Antworten schuldete – doch ich konnte nicht. Nicht jetzt.

„Emilia, bitte... du musst mir vertrauen. Ich kann dir jetzt nichts erklären. Es gibt Dinge, die ich vergraben habe, Dinge, über die ich noch nicht sprechen kann. Aber ich verspreche dir, dass ich es tun werde, sobald ich das geregelt habe. Sie wollen nur mich. Dir wird nichts passieren."

Dir wird nichts passieren. Meine Worte klangen hohl, selbst in meinen eigenen Ohren, und ich wusste, dass sie nicht beruhigend wirkten. In Emilias Augen spiegelte sich eine Mischung aus Angst und wachsendem Zorn wider.

„Ist das dein Ernst?" Ihre Stimme erhob sich, ihre Wut loderte nun klar und deutlich. „Du kannst nicht darüber sprechen, aber es ist okay, dass ich Koks von einem Typen kaufe, der eine Waffe bei sich trägt und dich mit Izzy anspricht? Ich dachte, du kennst hier niemanden!"

Ich konnte ihr die Enttäuschung und Wut nicht übelnehmen. Ich hatte sie in eine Welt gezogen, die sie nicht verstehen konnte, eine Welt, die ich für immer hinter mir lassen wollte. Doch jetzt zwang sie sich in mein Leben zurück, unaufhaltsam wie ein Fluch.

„Geh nach Hause, Emilia," flehte ich sie an. „Bitte. Ich muss das allein regeln. Du wirst nicht in Gefahr sein."

Emilia starrte mich noch einen Moment an, dann schob sie mich abrupt weg. „Ich will nichts mit dir zu tun haben, solange du mir nicht die Wahrheit sagst!" Ihre Worte waren wie ein kalter Dolchstoß, und ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit.

Ich wollte ihr nachlaufen, sie zurückholen, doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, traten die Männer aus dem Club und stellten sich mir in den Weg. Der Mann, der mich aus der Vergangenheit kannte, und Tank, der Türsteher – beide waren jetzt hier, ihre Gestalten bedrohlich in der Dunkelheit.

„Was wollt ihr von mir?" Meine Stimme klang plötzlich klein und verletzlich. Die Angst, die ich so lange verdrängt hatte, kroch unerbittlich in mein Bewusstsein zurück.

Der Mann vor mir verzog seine Lippen zu einem schiefen Grinsen. „Wir müssen reden, aber nicht hier." Er deutete auf das schwarze Auto, das direkt am Straßenrand parkte.

„Ich werde nicht mit euch irgendwohin gehen!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wollte an ihnen vorbeigehen, doch sie ließen mich nicht.

„Isabella," sagte er langsam und genüsslich, als würde er den Namen schmecken, „es geht um deinen Bruder."

Seine Worte ließen mich erstarren. Mein Kopf ruckte in seine Richtung, und die Welt schien für einen Moment stillzustehen.

Mein Bruder.

Ohne ein weiteres Wort folgte ich ihm zum Auto. Die Dunkelheit verschlang mich, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt