Kapitel 32

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___Dan's sicht____

Als ich aus der Tür des Krankenhauses trat, umschloss mich die kalte Abendluft wie eine eisige Hand. Sie biss in meine Haut, durchdrang meine Kleidung und ließ mich innerlich zittern. Doch die Kälte konnte den brodelnden Zorn in mir nicht dämpfen. Wut, gepaart mit Verzweiflung und einer Prise Schuld, hatte sich tief in meine Brust eingegraben und drohte, mich von innen heraus zu zerreißen.

Ich kramte eine zerknitterte Zigarettenschachtel aus meiner Jackentasche hervor, zog eine Zigarette heraus und zündete sie mit zittrigen Händen an. Der erste Zug fühlte sich wie ein kleiner Triumph an, ein Moment der Kontrolle inmitten des Chaos. Ich inhalierte tief, ließ den Rauch für einen Moment in meiner Lunge verweilen, bevor ich ihn langsam in die kühle Nachtluft ausstieß. Doch anstatt mir die gewünschte Ruhe zu bringen, schürte der Nikotinrausch nur noch mehr das Feuer in mir.

Rivera. Allein der Gedanke an ihn ließ mich die Zigarette fester zwischen meinen Lippen pressen. Dieser selbstgefällige Bastard hatte die Dreistigkeit besessen, ins Krankenhaus zu kommen, als ob er der große Retter wäre. Als ob er sich um Izzy kümmern würde.

Die Vorstellung war lächerlich und doch so gefährlich zugleich. Wie konnte er sich nur in ihre Nähe wagen, nachdem er sie im Stich gelassen hatte? Ich spuckte die Zigarette aus und zerdrückte sie mit meinem Absatz auf dem kalten Asphalt.

Meine Hände zitterten. Nicht vor Kälte, sondern vor unkontrollierbarer Wut. Ich konnte nicht stillstehen. Meine Gedanken rasten, und ich musste etwas tun – irgendetwas, das mir das Gefühl gab, die Kontrolle zurückzugewinnen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und scrollte hastig durch meine Kontakte, bis ich Tanks Nummer fand. Der Anruf war nötig. Er war der einzige, dem ich noch vertrauen konnte. Rivera hatte es endgültig vermasselt. Aber Tank... er war immer loyal gewesen.

Ich wählte seine Nummer und hielt das Handy ans Ohr. Jeder Rufton, der durch die Leitung drang, ließ meine Anspannung steigen. Schließlich hob Tank ab.

„Dan?" Tanks Stimme war rau und klang müde, als hätte er gerade erst geschlafen oder war vielleicht selbst noch in den Nachwehen des Chaos.

„Tank, hör mir zu", begann ich, ohne mir die Mühe zu machen, ihn zu begrüßen. „Etwas stimmt hier gewaltig nicht. Ich kann es fühlen. Irgendwas geht hier vor sich, das wir übersehen haben."

„Was meinst du?", fragte Tank, plötzlich aufmerksam. „Was ist passiert?"

„Es ist Rivera", knurrte ich. Allein sein Name ließ meine Stimme vor Zorn vibrieren. „Er hat uns von Anfang an belogen. Der Kerl spielt ein verdammtes Doppelspiel, und wir laufen wie Idioten hinter ihm her. Irgendwas in der ganzen Geschichte ergibt keinen Sinn. Er wusste mehr, als er zugibt. Er muss... er muss es von Anfang an gewusst haben!"

Tank schwieg einen Moment. Ich konnte hören, wie er tief durchatmete. „Dan, beruhig dich. Was genau ist los? Hast du neue Informationen?"

Ich fuhr mir durch das Haar und begann, vor dem Krankenhaus auf und ab zu gehen. Der Rauch der Zigarette, die ich noch vor wenigen Minuten geraucht hatte, hing immer noch in meiner Lunge und vermischte sich mit der Wut, die in mir brodelte. „Ich weiß es nicht genau, verdammt. Aber irgendwas ist faul. Er wusste, dass Delano hinter Izzy her war. Er wusste, dass wir angegriffen würden. Aber er hat nichts unternommen, nichts gesagt, als es am wichtigsten war! Das ergibt doch keinen Sinn. Er ist immer einen Schritt voraus. Wie konnte er wissen, wo Izzy war? Wie konnte er genau im richtigen Moment auftauchen?"

Tank schwieg wieder, doch diesmal war es keine Pause des Unverständnisses, sondern eher der Überlegung. „Du denkst also, Rivera plant etwas? Was wäre, wenn er von Anfang an ein Teil des Problems war?"

„Exakt!", schrie ich beinahe ins Telefon. „Er hat sie manipuliert, uns alle manipuliert! Und ich wette, er hat mehr mit der Entführung zu tun, als er zugibt. Denk nach, Tank. Er taucht auf, nachdem sie entführt wird, als wäre er der Held. Aber in Wahrheit war er nicht da, als sie ihn wirklich brauchte."

„Das ist eine schwere Anschuldigung, Dan", sagte Tank schließlich. „Wenn du recht hast... dann bedeutet das, dass alles, was wir dachten, was wir wussten, falsch war."

„Falsch? Es wäre ein verdammtes Lügenkonstrukt!", brüllte ich und spürte, wie mein Herzschlag in meinen Ohren hämmerte. „Wie konnten wir so blind sein? Wie konnte ich so blind sein?"

Ich hielt inne, um tief durchzuatmen, und ließ meine Gedanken sich setzen. Ich war mir sicher, dass etwas nicht stimmte. Ich fühlte es tief in meinem Inneren. Rivera war nicht nur der Mann, der sie verraten hatte – er war der Drahtzieher. Aber wie konnte ich das beweisen? Was konnte ich tun, um Izzy jetzt zu beschützen?

„Hör zu, Tank", sagte ich, nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte. „Ich habe keine handfesten Beweise, aber wir müssen vorbereitet sein. Wir können nicht mehr einfach zusehen und warten. Wir müssen handeln."

„Was schlägst du vor?", fragte Tank.

„Wir müssen herausfinden, was Rivera wirklich vorhat. Er hat sich zu viele Freiheiten genommen, und ich werde nicht länger zusehen. Izzy ist in Gefahr, und ich werde es nicht zulassen, dass er ihr nochmal so nahekommt. Egal, was es kostet."

Tank war einen Moment still, bevor er antwortete. „Ich bin bei dir, Dan. Was immer es ist, wir packen es an. Aber wir müssen klug vorgehen. Wir brauchen einen Plan."

Ein Plan. Genau das. Aber wie sollte der aussehen? Ich steckte mein Handy in die Tasche und atmete tief durch.

Rivera war ein verdammter Schachspieler. Er plante immer fünf Schritte voraus.

Aber ich war nicht mehr bereit, das Spiel mitzuspielen. Wenn er dachte, er hätte die Kontrolle, dann würde ich ihm zeigen, dass er falschlag.

Ich zog eine weitere Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an, während ich mir vorstellte, wie wir diesen Mistkerl zu Fall bringen würden. Tank und ich würden nicht zulassen, dass er uns noch einmal täuschte. Rivera musste gestoppt werden. Wenn das bedeutete, dass ich das Gesetz umgehen musste, dann sollte es so sein. Alles, um Izzy zu retten.

Die Flammen in meinem Inneren brannten jetzt heller denn je, aber sie waren nicht mehr nur die Wut eines Mannes, der zu spät gehandelt hatte. Sie waren das Feuer eines Mannes, der entschlossen war, alles zu tun, was nötig war, um das zu schützen, was ihm wichtig war.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt