Kapitel 11

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Was zur Hölle passiert hier gerade? Meine Gedanken kreisen unaufhörlich, während ich verzweifelt versuche, die letzten Stunden zu rekonstruieren. Alles ist so schnell passiert, dass ich kaum verstanden habe, dass ich jetzt tatsächlich mit Dan und Tank nach Hause fahre – oder was auch immer "Zuhause" für mich bedeutet.

Ich sitze hinten im Auto und beobachte die beiden Männer vor mir. Dan sitzt am Steuer, sein Blick starr nach vorne gerichtet. Tank neben ihm, wortlos, seine Augen stur auf die vorbeiziehende Landschaft gerichtet. Keiner spricht ein Wort, und die Stille drückt schwer auf mich.

Plötzlich erinnere ich mich daran, wie Tank hektisch meine Tasche gepackt hat. Ich blicke auf meine Handtasche, die halb auf meinem Schoß liegt. Habe ich wirklich nur das Nötigste eingepackt? Wahrscheinlich fehlen die Hälfte meiner schönsten Klamotten. Aber was soll's.

Wie wichtig können Kleider sein, wenn man nicht einmal sicher ist, ob man den nächsten Tag erlebt?

Die Straße vor uns scheint endlos zu sein. Jedes vorbeiziehende Licht fühlt sich an, als würde es schneller an uns vorbeirasen als das letzte. Meine Finger spielen nervös mit dem Reißverschluss meiner Tasche. Ich muss herausfinden, was los ist. Wer sind diese Leute, die hinter uns her sind? Und warum wollen sie mich?

Emilia !
Fuck Ich habe ganz vergessen das ich ihr versprochen habe ihr alles zu erklären.
Ich kramte nach meinem Handy, natürlich war der Akku leer. Ich saufzte und fragte dan nach einem Ladekabel.
Er reichte mir eins nachhinten. Aber er drehte sich nicht einmal um, was ein arsch erst entführen sie mich und jetzt tut er so als wäre ich nicht da.

Ich lehne mich nach vorne, versuche, die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, die mir sagt, dass ich einfach die Klappe halten und mitspielen soll. Doch meine Neugier brennt in mir wie ein Feuer. Ich räuspere mich leicht, meine Stimme ist brüchig und leise, als ich frage: „Tank... Dan... wer sind diese Leute, die uns verfolgen? Warum glauben sie, dass ich... schuld bin?"

Tank starrt geradeaus, als hätte er mich nicht gehört. Dan hingegen seufzt schwer, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. „Es ist kompliziert, Izzy. Sie denken immer noch, dass du verantwortlich bist für... all das, was passiert ist. Es gibt jemanden, der sicherstellen will, dass du für deine vermeintlichen Fehler bezahlst."

„Wer?" Ich kann den Schmerz und die Verzweiflung in meiner eigenen Stimme hören. „Wer will das? Und was passiert, wenn wir ankommen? Was erwartet mich da?"

Dan bleibt stumm, sein Kiefer verkrampft sich. Die Antwort, die ich brauche, bleibt unausgesprochen im Raum hängen. Die Angst in mir wächst, und plötzlich fühlt es sich so an, als würde die Luft um mich herum dünner werden. Mein Atem wird flacher, und Panik steigt in mir auf. Meine Hände beginnen zu zittern, und ich kann die Tränen, die sich in meinen Augen sammeln, nicht mehr zurückhalten.

„Dan...", meine Stimme bricht ab, und ich spüre, wie die Kontrolle über meine Emotionen mir entgleitet. „Ich... ich weiß nicht, ob ich das kann. Was, wenn ich dort ankomme und es wird nur schlimmer? Was passiert, wenn ich..."

Bevor ich meinen Satz beenden kann, zieht Dan das Auto auf den Seitenstreifen und stellt den Motor ab. Ich sehe, wie Tank kurz zu ihm hinüberschaut, dann aber wortlos aussteigt, als ob er genau wüsste, was als Nächstes kommt.

Dan schnappt sich seinen Schlüssel, steigt aus dem Auto aus und kommt langsam auf meine Seite zu. Er öffnet die hintere Tür und klettert zu mir auf die Rückbank. Ich wische mir hektisch die Tränen weg, aber er hat sie längst bemerkt.

„Hey," flüstert er leise, während er sich neben mich setzt. Seine Hand legt sich sanft auf meinen Rücken, und für einen Moment spüre ich eine beruhigende Wärme. „Es wird alles gut. Ich weiß, es fühlt sich gerade an, als ob die ganze Welt auf dir lastet, aber ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert. Du musst mir nur vertrauen."

„Aber wie?" Ich sehe ihm in die Augen, und in ihnen liegt eine Tiefe, die ich nicht mehr gewohnt bin. „Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir immer noch nicht alles sagst? Wie kann ich sicher sein, dass du die Wahrheit sagst?"

Er seufzt wieder, dieses Mal tiefer, und fährt sich mit der Hand durch das Haar. „Ich weiß, dass du viele Fragen hast, und ich wünschte, ich könnte dir alle Antworten sofort geben. Aber manche Dinge... manche Dinge musst du selbst herausfinden. Das hier ist größer als wir beide, Izzy. Ich wollte dich beschützen, doch vielleicht habe ich dich dadurch noch mehr in Gefahr gebracht."

Ich kann das Gewicht seiner Worte spüren. Sie hängen schwer in der Luft, und ich verstehe, dass er es ernst meint, auch wenn die Klarheit, die ich mir erhoffe, immer noch nicht da ist. Mein Körper entspannt sich ein wenig, und ich lehne mich zurück. Die Tränen hören langsam auf zu fließen, und ich kann endlich wieder atmen.

„Okay," sage ich schließlich. „Ich vertraue dir. Aber du musst mir versprechen, dass du mir irgendwann alles erklärst."

Dan nickt langsam. „Das verspreche ich dir."

Er streckt die Hand aus, um eine Haarsträhne aus meinem Gesicht zu streichen, und für einen Moment gibt es nichts anderes als diesen kurzen, fast zärtlichen Moment zwischen uns. Aber die Realität holt uns schnell wieder ein, als Tank sich lautstark räuspert und an die Scheibe klopft.

„Wir sollten weiterfahren," sagt er, seine Stimme ungeduldig. „Es ist nicht sicher, hier stehen zu bleiben."

Dan nickt, löst sich von mir und steigt wieder aus dem Auto. Während er die Tür schließt, merke ich, dass mein Herz nicht mehr ganz so heftig schlägt. Es fühlt sich an, als hätten wir zumindest einen kleinen Moment der Klarheit gefunden, auch wenn der Weg vor uns noch voller Ungewissheiten ist.

Nachdem das Auto wieder Fahrt aufgenommen hat und die nächtliche Stille uns erneut umhüllt, sind meine Gedanken immer noch aufgewühlt. Ich versuche, mich zu beruhigen, indem ich stur aus dem Fenster starre, aber ich komme nicht wirklich zur Ruhe. Der Gedanke, bald „zuhause" anzukommen, löst eine Mischung aus Angst und Unbehagen in mir aus. Was erwartet mich dort? Was wird passieren, wenn ich den Ort wieder betrete, den ich so lange hinter mir gelassen habe?

Tank bricht schließlich das Schweigen : „Wir müssen noch einen Zwischenstopp einlegen. Es ist zu riskant, jetzt weiterzufahren. Wir sind zu nah an deren Gebiet."

Dan nickt, als hätte er das erwartet. „In Ordnung. Wir suchen ein Motel. Irgendwas Unauffälliges."

Ich schließe die Augen und seufze leise. Ein Zwischenstopp. Vielleicht ist das meine letzte Chance, ein wenig Klarheit in dieses Chaos zu bringen, bevor wir wieder ins Zentrum des Sturms geraten.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt