Es ist fast Mitternacht, als wir endlich in einem heruntergekommenen Motel am Stadtrand ankommen. Das Leuchtschild blinkt träge, die Fenster sind vergilbt und das ganze Gebäude hat den schäbigen Charme eines Ortes, den man am besten schnell wieder verlässt. Aber für uns ist es perfekt. Unauffällig, billig und niemand stellt Fragen.
Tank bezahlt für drei Zimmer – eins für jeden von uns. Mein Zimmer liegt direkt neben den Jungs, und als ich die Tür hinter mir schließe, umfängt mich eine beklemmende Einsamkeit. Das Zimmer ist klein, muffig und schlecht beleuchtet. Ein einzelnes Bett in der Mitte des Raums, das nicht gerade einladend wirkt, und eine alte Kommode, die schon bessere Tage gesehen hat.
Ich lasse meine Tasche achtlos auf den Boden fallen und ziehe mir die Jacke aus. Das Adrenalin, das mich auf der Fahrt wachgehalten hat, beginnt nachzulassen, und ich fühle mich plötzlich erschöpft. Doch meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen.
Plötzlich klopft es leise an meiner Tür. Ich zucke zusammen und gehe langsam hinüber, öffne die Tür einen Spalt und sehe Dan auf der anderen Seite stehen. Seine Augen sind ernst, doch in ihnen liegt auch etwas Weiches, das mich unruhig macht.
„Kann ich reinkommen?" fragt er leise, fast so, als würde er darauf hoffen, dass ich ablehne. Doch ich tue es nicht. Irgendetwas an seiner Präsenz beruhigt mich, und bevor ich es mir anders überlegen kann, trete ich zur Seite und lasse ihn eintreten.
Dan schließt die Tür leise hinter sich und lehnt sich gegen die Wand. Für einen Moment spricht keiner von uns, aber die Spannung im Raum ist fast greifbar.
„Ich wollte nur sicherstellen, dass es dir gut geht," sagt er schließlich, seine Stimme leise und sanft.
Ich schüttle den Kopf und setze mich auf die Bettkante. „Ich weiß nicht, was 'gut' überhaupt noch bedeutet. Nichts ist gut, Dan. Alles ist verdammt noch mal ein einziges Chaos." Meine Stimme bricht, und ich senke meinen Blick, um die Tränen zu verbergen, die drohen, wieder hochzukommen.
Dan kommt näher, setzt sich neben mich, und ich spüre seine Wärme. „Es tut mir leid, Izzy. Ich hätte dich nie in das hier reinziehen wollen. Aber jetzt... jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Du musst stark bleiben, und ich werde bei dir sein, egal was passiert."
Seine Worte sind wie ein sanfter Schlag. Ich weiß, dass er es ernst meint, aber die Ungewissheit über das, was kommt, macht mich verrückt. Plötzlich ist die Nähe zwischen uns unerträglich. Ich stehe auf, gehe zu dem kleinen Fenster und sehe hinaus in die dunkle Nacht. „Warum kannst du mir nicht einfach alles sagen? Wer steckt hinter all dem? Warum ich?" frage ich leise, während ich meine Hände auf das Fensterbrett stütze.
Dan steht auf, geht zu mir hinüber und dreht mich sanft zu sich. „Izzy, ich wünschte, ich könnte dir alles sagen. Aber die Wahrheit ist... es gibt Leute, die uns beide tot sehen wollen, wenn wir uns nicht richtig bewegen. Es ist komplizierter, als du denkst."
Seine Nähe bringt mein Herz erneut zum Rasen, und bevor ich es verhindern kann, sehe ich ihm in die Augen – und da ist diese vertraute Anziehungskraft. Ich hasse es, dass er so viel Macht über mich hat. Dass er es schafft, mich so schwach zu machen, selbst inmitten dieses Chaos.
Ohne zu wissen, wie es passiert, sind wir uns näher gekommen. Seine Hand liegt auf meiner Hüfte, seine andere streicht sanft über mein Gesicht. „Izzy...", flüstert er, und plötzlich sind seine Lippen auf meinen.
Für einen Moment lasse ich alles los. Die Angst, die Zweifel, die Fragen. Alles verschwindet, als seine Küsse intensiver werden. Doch genauso schnell wie es begonnen hat, breche ich den Kuss ab und trete zurück.
„Dan, wir können das nicht... nicht jetzt," sage ich atemlos. „Es ist alles zu viel. Ich weiß nicht, wem ich trauen kann. Nicht einmal mir selbst."
Dan nickt langsam, seine Augen durchdringen mich, als würde er versuchen, meine Gedanken zu lesen. „Ich verstehe," sagt er schließlich. „Aber ich werde dich nicht im Stich lassen. Egal, was passiert."
Ich nicke und spüre, wie eine Mischung aus Verwirrung und Erleichterung mich überkommt. Dann tritt er leise zur Tür und verlässt das Zimmer, ohne ein weiteres Wort.
Doch kaum hat sich die Tür hinter ihm geschlossen, durchzuckt mich ein unerklärliches Gefühl der Panik. Etwas stimmt nicht. Irgendetwas liegt in der Luft, etwas Dunkles, Bedrohliches. Und ich weiß, dass diese Nacht noch lange nicht vorbei ist.
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Black Rose: The Bloom |
RomanceSofia Martinez hat alles hinter sich gelassen, um an der Universität ein neues Leben zu beginnen. Doch als ein alter Bekannter plötzlich auftaucht, scheint ihre sorgfältig aufgebaute Tarnung zu bröckeln. Sie wird unerwartet mit ihrer düsteren Vergan...