Black Rose: The Bloom |

Kapitel 23

Die Sekunden, die vergingen, während der Informant am anderen Ende der Leitung zögerte, zogen sich wie Stunden. Der Wind draußen war kühl, doch ich konnte die Hitze unter meiner Haut spüren. Delano – dieser Name war der Schlüssel zu allem, das spürte ich. Aber was genau verband ihn mit meinem Bruder? Und warum hatte ich diesen Namen noch nie gehört?

„Izzy", sagte die Stimme am anderen Ende schließlich, und ich erkannte die raue Tonlage meines Informanten sofort wieder. Jake war jemand, der sich mit Vorsicht und Bedacht in der Unterwelt bewegte. Er wusste Dinge, die andere nicht wussten – oft Dinge, die sie nicht wissen sollten.

„Jake, ich brauche alles, was du über jemanden namens Delano weißt", sagte ich hastig. „Mein Bruder hat mir einen Hinweis hinterlassen, und es scheint, als wäre Delano irgendwie darin verwickelt. Es ist... es ist wichtig."

Ein Seufzen kam durch die Leitung, und ich konnte fast das Gewicht seiner Worte spüren, bevor er sie aussprach.

„Izzy", begann er langsam, „es gibt viele Delanos da draußen, aber ich glaube, ich weiß, von wem du sprichst. Das Problem ist, dass die Informationen, die ich habe, nicht angenehm sind. Du spielst hier mit dem Feuer, und ich hoffe, du bist dir dessen bewusst."

Mein Magen zog sich zusammen. „Ich bin bereit. Sag mir, was du weißt."

Er machte eine kurze Pause, als würde er die Worte sorgfältig abwägen. „Delano ist nicht einfach nur irgendein Name, Izzy. Er ist kein einfacher Krimineller, der in den unteren Rängen der Unterwelt spielt. Er..." Jake räusperte sich und fuhr dann fort, seine Stimme noch leiser: „Delano ist jemand, der weitreichende Verbindungen hat. Er bewegt sich nicht in deiner oder meiner Welt, sondern weit darüber. Wenn dein Bruder ihm auf der Spur war, dann war er in etwas verstrickt, das viel größer ist, als du dir vorstellen kannst."

Ich biss mir auf die Lippe, während meine Gedanken rasten. „Aber wer ist er?", fragte ich und versuchte, die Nervosität in meiner Stimme zu unterdrücken. „Was will er? Warum ist er wichtig?"

Ein weiteres langes Schweigen folgte, bevor Jake endlich antwortete. „Delano ist nicht nur ein Name", flüsterte er fast. „Es ist ein Alias. Sein echter Name ist Michael DeLuca... und er..."

Er brach ab, als wollte er die Worte nicht aussprechen.

„Jake, verdammt, was ist es? Sag es mir!"

„Er ist dein Vater, Izzy."

Die Welt um mich herum schien stillzustehen. Für einen Moment hörte ich nichts mehr außer dem Rauschen des Blutes in meinen Ohren. Mein Atem stockte, und es fühlte sich an, als wäre der Boden unter meinen Füßen weggezogen worden. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein.

„Das ist unmöglich", stieß ich hervor, meine Stimme zitterte. „Mein Vater... er ist tot. Das hat mir mein Bruder immer gesagt!"

„Ich weiß, was man dir gesagt hat", antwortete Jake leise. „Aber die Wahrheit ist, dass er lebt. Michael DeLuca, alias Delano, ist dein Vater. Und dein Bruder... dein Bruder hat das gewusst. Er hat versucht, dich zu beschützen, indem er diese Informationen von dir ferngehalten hat. Aber als er tiefer in diese Sache verwickelt wurde, hatte er keine andere Wahl, als zu fliehen. Er wusste, dass du irgendwann die Wahrheit erfahren würdest."

Ich konnte es nicht fassen. Es fühlte sich an, als würde sich alles, was ich jemals über mein Leben geglaubt hatte, in Luft auflösen. Mein Vater lebte? Und nicht nur das – er war ein berüchtigter Verbrecher, jemand, der in den dunkelsten Ecken der Unterwelt agierte? Warum hatte meine Mutter das vor mir geheim gehalten? Warum hatte Rivera nichts gesagt?

„Jake", flüsterte ich, als ich versuchte, die Fassung zu bewahren, „warum sollte mein Bruder mir das nicht sagen? Warum hat er das verheimlicht?"

„Weil er wusste, dass die Leute, die mit deinem Vater arbeiten, dich überwachen", erklärte Jake ruhig. „Er wollte nicht, dass du in diese Welt hineingezogen wirst, aber jetzt... jetzt bist du mittendrin. Wenn dein Vater herausfindet, dass du nach ihm suchst, wird er nicht zögern, dich zu benutzen, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Dein Bruder wollte dich schützen, aber er hat auch gewusst, dass es einen Punkt geben würde, an dem du die Wahrheit erfahren müsstest."

Ich lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Die Wahrheit war, dass ich keine Wahl hatte. Ich war bereits tief in dieser Sache verwickelt, und der einzige Weg, da herauszukommen, war, weiterzugehen.

„Was soll ich tun, Jake?", fragte ich schließlich und öffnete die Augen wieder, obwohl ich mich immer noch benommen fühlte.

„Du musst vorsichtig sein", sagte er ernst. „Delano... dein Vater ist gefährlich. Er hat Leute um sich, die nicht zögern würden, dich zu eliminieren, wenn sie glauben, dass du ihnen im Weg stehst. Du musst herausfinden, was dein Bruder über ihn wusste, aber tu es leise. Halte dich bedeckt und traue niemandem."

„Und was ist mit dem zweiten Schließfach?", fragte ich. „Ist es sicher, dorthin zu gehen?"

„Das ist schwer zu sagen", antwortete Jake langsam. „Aber wenn dein Bruder dir den Hinweis darauf gegeben hat, dann ist es wahrscheinlich der Schlüssel zu allem. Geh hin, aber sei wachsam. Die Leute, die nach ihm gesucht haben, könnten auch dich im Auge haben."

Ich nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. „Danke, Jake. Ich... ich werde vorsichtig sein."

„Pass auf dich auf, Izzy", sagte er sanft. „Und vergiss nicht – manchmal ist die Wahrheit gefährlicher als jede Lüge."

Ich beendete den Anruf und steckte das Handy in meine Tasche. Die Welt um mich herum fühlte sich plötzlich anders an, dunkler, bedrohlicher. Mein Vater... lebte. Und er war Michael DeLuca, alias Delano – ein Mann, der tiefe Verbindungen in die kriminelle Unterwelt hatte.

Ich musste dieses zweite Schließfach finden. Dort würde die Antwort auf alles liegen. Aber jetzt wusste ich, dass ich mich auf ein gefährliches Spiel einließ. Ein Spiel, bei dem die Einsätze höher waren, als ich je gedacht hätte.