Kapitel 10

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Mein Handy klingelte, und ich sah Lucas' Namen auf dem Bildschirm. Zögernd öffnete ich die Nachricht. Es war nicht die erste, die er mir schrieb. Er hatte mich das ganze Wochenende über bombardiert.

*Babe, ich mache mir Sorgen. Wie geht es dir? Kann ich irgendetwas für dich tun?*

Ich tippte eine Antwort: *Nein, alles in Ordnung. Ich bin bloß krank, habe mich wohl im Club angesteckt. Es wird aber besser.*

Er schrieb nur ein "Okay" und fragte, ob er vorbeikommen solle. Ich wollte ihn aber nicht hier haben, er nervte mich.

Es klopfte an der Tür, und ohne dass ich die Person hereingebeten hatte, trat Dan ein.

„Hey," sagte er. Ich erschrak und zog meine Decke über mich. Ich hatte nur ein weißes Top und einen schwarzen Spitzen-Tanga an.

„Was willst du hier? Geh!" ich fuchtelte mit meinen Händen und deutete ihm raus zugehen.

„Ich musste nachsehen, wie es dir geht."

„Gut, danke der Nachfrage. Und jetzt geh." Ich konnte seine Anwesenheit gerade nicht ertragen. Immerhin hatte er mich verfolgt, Emilia Drogen verkauft und mir erzählt, dass mein Bruder tot ist.

„Izzy, es tut mir leid. Es ging nicht anders. Wir mussten sicherstellen, dass du es wirklich bist. Wir wollten keinen Fehler machen und noch mehr Aufmerksamkeit auf dich ziehen."

„Ich komm nicht mit," sagte ich plötzlich, ohne es wirklich zu wollen.

Dan setzte sich neben mich aufs Bett, und ich rutschte gleichzeitig weiter nach hinten. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen. Seine Anwesenheit machte mich schwach, und er wusste es. Er nutzte es aus, dass ich schwach wurde. Er griff in meine noch nassen Haare und zog mich an sich. Er presste seine Lippen auf meine, und ich konnte nicht anders, als es zuzulassen.

Er stoppte kurz. „Ich habe zwei Jahre lang gewartet, um deine Lippen wieder zu spüren." Dann drückte er seine Lippen erneut gegen meine.

Ich drückte ihn von mir. „Hör sofort auf damit!"

Ich sprang aus meinem Bett und stand vor ihm. Er war sichtlich gekränkt, dass ich ihn weggestoßen hatte. Ich verschränkte meine Arme und drehte mich von ihm weg.

Er überlegte kurz, was gerade passiert war, hielt einen Moment inne, stand dann auf und schlug mit seiner Faust gegen die Wand.

„Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie es für mich war?" Er schrie mich nun an, packte mich und drückte mich gegen die Wand. „Du hast dich einfach verpisst und mich zurückgelassen!"

„Ich habe dich verdammt nochmal nicht darum gebeten, mir zu helfen!" schrie ich zurück. „Wärst du nicht gewesen, wäre ich vielleicht noch da! Du hast wieder alles dafür getan, um mich in die Scheiße zu reiten! Und lass mich dich daran erinnern, das ist nicht das erste Mal, dass du das gemacht hast!" Ich wurde so wütend, dass ich anfing zu weinen.

Sein Blick senkte sich, und ich merkte, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte. Seine Hände lösten sich nun doch von mir.

„Wegen wem ist El Jefe damals in den Knast gekommen? Wegen wem ist Rivera abgehauen? Richtig, wegen dir! Und wegen dir bin ich auch damals abgehauen! Sei froh, dass mein Bruder nie herausgefunden hat, dass du dafür verantwortlich warst, dass Raúl (El Jefe) ins Gefängnis gekommen ist."

Warum sage ich das? Ich wollte doch gar nicht so gemein zu ihm sein.

Er wandte sich von mir ab und setzte sich wieder auf mein Bett. Sein Blick war nach unten gerichtet. War ich zu hart?

Ich nahm ein leises Schluchzen wahr und merkte sofort, dass ich überreagiert hatte.

„Es tut mir leid, Izzy. Wirklich. Ich wollte nur das Beste für dich und nicht, dass es schlimmer wird. Ich dachte, ich helfe dir, und ich hatte immer die Hoffnung, dass du mich wählst und nicht Rivera." Seine Tränen liefen leise über seine Wange.

Sollte ich mich jetzt entschuldigen? Was soll ich tun? Er war derjenige, der mein Leben zerstört hat.

„Hör zu, Izzy. Dass Rivera damals abgehauen ist, war meine Schuld. Ich habe mich absolut beschissen verhalten. Aber mit Raúl....." weiter kam er nicht.

Tank kam durch die Tür und schlug sie zu. Er schaute uns verdutzt an, kam aber sofort wieder zu sich.

„Sie wissen, dass wir hier sind." Voller Panik und außer Atem forderte Tank uns mit seiner Stimme auf, zu reagieren.

„Wer weiß es?" fragte ich.

„Keine Zeit für fragen ! Wir müssen hier weg. Izzy, pack deine Sachen, wir fahren jetzt los."

„Was? Nein! Ich werde ganz bestimmt nicht mit euch fahren!"

Dan nahm meine Hand und hielt sie fest. „Du bist hier nicht mehr sicher. Sie werden kommen und dich umbringen."

Ich zog meine Hand weg. „Nein, das werden sie nicht tun. Warum auch?"

Tank machte sich an meinen Schränken zu schaffen und warf irgendwelche Klamotten in meine Tasche.

„Vergeltung, Isabella, Vergeltung." Tank warf mir keinen Blick zu, sondern erwähnte es so nebenbei.

„Fuck, ich habe nichts getan."

„Wir wissen das, aber sie nicht. Sie denken immer noch, es wäre deine Schuld gewesen."

Ich blieb wie erstarrt sitzen, als Dan sich aufraffte und aus meinem Bett stieg.

„Jetzt beweg dich endlich!" Dan starrte mich an, und beide standen bereits vor der Tür.

„Darf ich mich erstmal anziehen?" Ich zeigte auf meinen Körper und wollte andeuten, dass ich immer noch nichts anhatte.

„Brauchst du nicht. Du gefällst mir sowieso besser ohne Klamotten," grinste Dan mich an.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt