Mein Herz raste, als ich das Auto startete und zum Hafen fuhr. Das Industrieviertel war wie eine verlassene Geisterstadt: rostige Metallgebäude und bröckelnde Lagerhäuser. Perfekt, um sich zu verstecken – oder um eine Falle zu stellen. Ich war bereit für beides.
Ich parkte ein paar Straßen entfernt von dem Lagerhaus, das mein Informant erwähnt hatte. Die Nacht war still, fast unheimlich ruhig, nur der Wind wehte leise durch die leeren Straßen. Langsam stieg ich aus dem Auto, zog meine Waffe und näherte mich dem Gebäude. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Wenn er hier war, würde ich Izzy finden – egal, was es kostete.
Ich schlich mich an die Seite des Lagerhauses und entdeckte eine kleine, halb geöffnete Tür. Langsam drückte ich sie auf und glitt hinein. Im Inneren war es dunkel, nur das fahle Licht des Mondes fiel durch die schmutzigen Fenster und warf lange Schatten. Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Alles an mir war angespannt, jeder Muskel bereit, mein Atem flach. Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwartete – ob Delano tatsächlich hier war, ob Izzy hier war, oder ob ich in eine Falle tappen würde. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ich musste sie finden.
Langsam bewegte ich mich durch das Lagerhaus, vorbei an verrosteten Regalen und vergessenen Maschinen. Der modrige Geruch von Feuchtigkeit lag schwer in der Luft, und jeder meiner Schritte schien ein Echo durch die leeren Hallen zu werfen. Ich hielt meine Waffe fest, bereit, sie bei der kleinsten Gefahr einzusetzen.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch und blieb abrupt stehen. Schritte – leise, fast unhörbar, als ob jemand sich genauso vorsichtig bewegte wie ich. Meine Muskeln spannten sich noch mehr an. Ich hob die Waffe und setzte meinen Weg fort, Schritt für Schritt, den Atem kaum wagend, um nicht entdeckt zu werden.
Dann hörte ich es – eine Stimme. Leise, dumpf, kaum mehr als ein Flüstern, aber unverkennbar. Es war Izzys Stimme. Mein Herz setzte für einen Moment aus, bevor es wieder wild in meiner Brust hämmerte. Sie war hier. Sie lebte.
Ich beschleunigte meine Schritte, doch ich blieb vorsichtig. Die Richtung der Stimme war klar, und es dauerte nicht lange, bis ich vor einer großen Metalltür stand. Das leise Murmeln drang von der anderen Seite zu mir durch. Ich legte mein Ohr an die Tür und lauschte. Es war Izzy – und Delano.
Ich schluckte schwer. Er war also tatsächlich hier. Der Mann, den Izzy kaum kannte, den sie fast ihr ganzes Leben für tot gehalten hatte. Der Mann, der ihren Bruder terrorisiert hatte. Ich erinnerte mich nur zu gut daran, wie Miguel in den Wochen vor seinem Tod mich immer wieder vor einem Mann gewarnt hatte. Er hatte das Unheil kommen sehen, das deren Vater in unser Leben bringen würde – und doch hatte ich es nicht geschafft, rechtzeitig zu handeln. Jetzt musste ich die Dinge in Ordnung bringen.
Mit einem letzten tiefen Atemzug drückte ich die Tür einen Spalt auf und spähte hinein. Der Raum war groß, ein altes Büro, wie es schien. Verlassene Möbel standen herum, Papiere lagen verstreut auf dem Boden. In der Mitte des Raumes, auf einem alten Stuhl gefesselt, saß Izzy. Ihr Kopf hing nach vorn, ihre langen Haare verdeckten ihr Gesicht, doch ich konnte sehen, dass sie lebte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, auch wenn ihr Atem flach war.
Vor ihr stand Er Michael DeLuca alias Delano. Er war älter geworden, grauer und dünner, aber die harten Züge seines Gesichts hatten sich nicht verändert. Er war noch immer derselbe gefährliche Mann, der einst alles zurückgelassen hatte, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Seine Augen waren kalt und berechnend, während er auf Izzy hinabsah, als wäre sie nichts weiter als ein Werkzeug für seine Pläne.
„Du hast keine Ahnung, was ich alles getan habe, um hierher zu kommen, Izzy," sagte Er mit einer bitteren Stimme. „Dein Bruder hat es nicht verstanden. Er war zu schwach. Aber du... du wirst stark sein. Du wirst überleben."
Meine Wut brodelte, während ich ihm zusah, wie er mit Izzy sprach, als gehöre sie ihm. Ich konnte es nicht länger ertragen.
„Das reicht, Delano." sagte ich und trat in den Raum, die Waffe fest auf ihn gerichtet. „Lass sie los. Sofort."
Delano fuhr herum, und für einen Moment konnte ich die Überraschung in seinen Augen sehen, bevor sie von einem hämischen Grinsen ersetzt wurde. „Dan," sagte er und trat einen Schritt auf mich zu. „Ich habe dich erwartet. Immer der treue Hund, nicht wahr?"
Ich ignorierte seinen Spott und trat einen Schritt näher, die Waffe noch immer auf ihn gerichtet. „Lass sie los. Sie hat nichts mit dir zu tun. Sie ist nicht Teil deines verdammten Spiels."
Delano lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nicht Teil meines Spiels? Oh, Dan, du verstehst es nicht. Sie ist der Mittelpunkt. Sie ist der Schlüssel zu allem."
Meine Gedanken rasten. „Was redest du da?" fragte ich scharf.
Er legte den Kopf schief und trat noch einen Schritt zurück, seine Hände erhoben, als wolle er zeigen, dass er keine Gefahr darstellte. „Izzy ist meine Tochter," sagte er langsam. „Mein Blut fließt durch ihre Adern. Sie gehört zu mir, ob sie es will oder nicht. Und du, Dan... du verstehst das einfach nicht. Du bist nur ein Außenseiter in dieser Geschichte."
„Du bist krank, Delano." sagte ich ruhig, aber mit gefährlicher Schärfe in der Stimme. „Izzy schuldet dir nichts. Sie ist nicht deine Puppe, die du nach Belieben manipulieren kannst."
„Du verstehst es nicht," entgegnete er mit einem grausamen Lächeln. „Am Ende wirst du es begreifen. Izzy ist die Zukunft. Sie wird endlich das tun, was Miguel nie geschafft hat."
Plötzlich griff Delano nach einem Messer an seinem Gürtel. Ohne zu zögern drückte ich ab. Der Schuss hallte durch den Raum, und Delano schrie auf, als er zurücktaumelte, seine Schulter blutete stark.
Sofort rannte ich zu Izzy, meine Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. Ich kniete mich neben sie und schnitt die Fesseln an ihren Handgelenken durch. „Izzy, wach auf," sagte ich, meine Stimme rau vor Sorge.
Sie rührte sich kaum. Ich hob sie vorsichtig hoch und hielt sie fest in meinen Armen. „Ich bringe dich hier raus," flüsterte ich.
Noch bevor ich die Tür erreichte, hörte ich Delanos Stimme hinter mir. „Das hier ist noch nicht vorbei, Dan. Izzy gehört zu mir. Sie wird immer zu mir gehören."
Ich drehte mich um, mein Blick voller Zorn. „Sie gehört dir nicht. Sie gehört sich selbst." Mit diesen Worten trug ich Izzy hinaus in die Nacht und ließ ihn in der Dunkelheit zurück.
DU LIEST GERADE
Black Rose: The Bloom |
RomanceSofia Martinez hat alles hinter sich gelassen, um an der Universität ein neues Leben zu beginnen. Doch als ein alter Bekannter plötzlich auftaucht, scheint ihre sorgfältig aufgebaute Tarnung zu bröckeln. Sie wird unerwartet mit ihrer düsteren Vergan...