Kapitel 38

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Ich sah in den Spiegel und konnte mein eigenes Herz in meinem Brustkorb pochen hören. Das kleine schwarze Kleid, das ich vor Jahren für besondere Anlässe gekauft hatte, lag perfekt an meinem Körper an. Es fühlte sich seltsam an, mich für jemanden herzurichten, den ich nicht ganz durchschauen konnte, aber gleichzeitig gab es mir auch eine seltsame Art von Stärke. Meine Augen ruhten auf meinem eigenen Spiegelbild, und für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob das wirklich ich war, die da stand.

Rivera hatte mich heute Abend auf ein Date eingeladen. Ein echter Abend, kein Versteckspiel in dunklen Ecken oder Treffen in verfallenen Lagerhäusern, sondern ein richtiges Date. Es war schon eine Weile her, seit ich so etwas gemacht hatte. Ein Teil von mir freute sich darauf – die andere Hälfte konnte einfach nicht aufhören, alles in Frage zu stellen.

„Mach dich nicht verrückt, Izzy", murmelte ich zu mir selbst und griff nach meiner Handtasche, um sicherzustellen, dass ich alles hatte. Mein Handy vibrierte auf der Kommode, und ich warf einen schnellen Blick darauf. Eine Nachricht von Emilia. Sie schrieb, dass sie froh war, dass es mir besser ging, und entschuldigte sich noch einmal für die Unannehmlichkeiten der letzten Tage. Ich antwortete kurz, dass alles gut sei, aber meine Gedanken waren längst schon woanders.

Draußen hupte es, und ich wusste, dass Rivera angekommen war. Mit einem tiefen Atemzug griff ich nach meiner Jacke und machte mich auf den Weg nach draußen.

Als ich die Tür öffnete, stand Rivera neben seinem schwarzen Benz. Der Mondschein reflektierte auf dem glänzenden Lack, und er sah genauso perfekt aus wie immer – sein Anzug makellos, sein Haar glatt zurückgekämmt, und seine Augen funkelten, als sie auf mich fielen.

„Du siehst umwerfend aus", sagte er mit einem Lächeln, das mich kurz aus dem Konzept brachte. Ich spürte, wie meine Wangen sich leicht röteten, aber ich lächelte nur und versuchte, meine Nerven zu beruhigen.

„Danke", antwortete ich und stieg in den Wagen. Der Duft seines Parfüms vermischte sich mit dem feinen Leder des Autos, und für einen Moment fühlte ich mich, als wäre ich in einer anderen Welt. In einer Welt, die nichts mit Gangs, Entführungen oder Verrat zu tun hatte.

Die Fahrt verlief schweigend, aber nicht unangenehm. Rivera war immer ruhig und kontrolliert, und irgendwie schaffte er es, diese Ruhe auf mich zu übertragen. Ich konnte das sanfte Summen des Motors hören, während wir durch die Stadt fuhren. Irgendwann verließen wir die hektischen Straßen und fuhren in eine ruhigere Gegend, in der die Lichter sanfter schienen und die Gebäude eleganter wurden.

„Wo bringst du mich hin?" fragte ich schließlich neugierig, als ich sah, dass wir uns einem älteren Teil der Stadt näherten.

Rivera warf mir einen kurzen Blick zu, und in seinen Augen lag ein Hauch von Geheimnis. „Es ist ein Ort, an dem es keine Gangs gibt, keine Rivalitäten, keine Spannungen. Nur du und ich, und ein schöner Abend."

Er hielt vor einem Restaurant, das alt und nobel aussah. Die Fassade war elegant, die Beleuchtung warm und einladend. Es war einer dieser Orte, an denen die Zeit stillzustehen schien. Der Parkplatz war fast leer, nur ein paar Autos standen dort, was darauf hinwies, dass dies ein exklusiver Ort war.

Rivera stieg aus, ging um den Wagen und öffnete mir die Tür. Ich konnte nicht anders, als mich ein wenig geschmeichelt zu fühlen. Er führte mich ins Restaurant, wo wir von einem Kellner begrüßt und zu einem Tisch in einer abgelegenen Ecke geführt wurden. Die Atmosphäre war ruhig und intim, mit gedämpftem Licht und einer angenehmen, leisen Musik im Hintergrund.

„Dieser Ort hat Geschichte", erklärte Rivera, als wir uns setzten. „Er existiert schon seit Jahrzehnten und hat es geschafft, sich von all den Konflikten und Problemen der Stadt fernzuhalten. Hier gibt es keinen Raum für Gewalt oder Zwietracht. Es ist ein neutraler Ort – und genau deshalb habe ich ihn ausgesucht."

Ich nickte, beeindruckt von seiner Wahl. Es war angenehm, für einen Moment all den Lärm und die Dunkelheit der letzten Tage hinter mir zu lassen. Wir bestellten Essen – ein aufwendiges Menü, das ich mir unter normalen Umständen wohl nie hätte leisten können – und begannen, uns zu unterhalten. Die Gespräche flossen leicht, und ich begann zu merken, dass Rivera, wenn er wollte, durchaus charmant und faszinierend sein konnte.

Er erzählte mir Geschichten über seine Kindheit, wie er in die Welt der Gangs geraten war und wie er sich immer wieder hochgearbeitet hatte. Es war seltsam, ihn so offen über seine Vergangenheit sprechen zu hören, als ob er mir einen Einblick in einen Teil von sich geben wollte, den sonst niemand kannte.

„Ich wollte immer mehr", sagte er irgendwann, während er gedankenverloren auf sein Weinglas starrte. „Mehr als nur das übliche Leben. Ich wollte Macht, Kontrolle. Aber jetzt frage ich mich manchmal, ob ich nicht zu weit gegangen bin."

Seine Worte überraschten mich, und ich sah ihn neugierig an. „Warum denkst du das?"

Rivera zuckte mit den Schultern und lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen. „Manchmal verliert man sich in all dem. Man beginnt, Dinge zu tun, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie tun würde. Aber dann trifft man jemanden, der einen daran erinnert, dass es noch mehr gibt als nur das Spiel um Macht."

Ich spürte, wie mein Herz einen Moment lang schneller schlug. Meinte er mich?
Seine Worte heute Abend ließen mich hoffen, dass vielleicht mehr dahintersteckte. Vielleicht war er nicht nur der skrupellose Mann, den ich befürchtete.

Gerade als ich mich entspannen wollte, vibrierte sein Handy auf dem Tisch. Riveras Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als er einen Blick auf das Display warf. Er runzelte die Stirn und nahm den Anruf an, ohne mich anzusehen.

„Ja?" Seine Stimme war scharf, angespannt.

Ich beobachtete ihn, wie er kurz sprach, und bemerkte, wie seine Miene immer ernster wurde. Was auch immer am anderen Ende der Leitung gesagt wurde, es gefiel ihm offensichtlich nicht.

Er verließ den Platz und Telefonierte.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt