Die Straßen von San Almenda zogen an mir vorbei, während ich hinter dem Steuer meines Wagens saß und die schmale Straße entlangfuhr. Mein Herz klopfte heftig in meiner Brust, als ich den kleinen Schließfachschlüssel in meiner Jackentasche spürte. Die Erkenntnis, dass ich gerade im Begriff war, eine neue, möglicherweise zerstörerische Wahrheit über Rivera herauszufinden, trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Die Lichter der Stadt spiegelten sich in der Windschutzscheibe, und die drückende Dunkelheit um mich herum schien mich einzuengen, als würde sie mich daran hindern wollen, weiterzugehen.Doch ich musste weitermachen. Es gab keinen Weg zurück mehr. Zu viele Fragen waren unbeantwortet geblieben, und das Misstrauen in meinem Herzen wuchs mit jeder Sekunde. Was versteckte Rivera vor mir? Welche Geheimnisse lagen in diesem Schließfach verborgen?
Als ich schließlich das heruntergekommene Lagerhaus am Stadtrand erreichte, hielt ich den Wagen am Straßenrand an und atmete tief durch. Die dunklen Fenster des Gebäudes starrten mich an wie tote Augen, und ein Gefühl des Unbehagens breitete sich in mir aus. Ich stieg aus dem Auto, zog den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Kinn hoch und machte mich auf den Weg zur Tür. Meine Schritte hallten auf dem leeren Asphalt wider, und die Stille um mich herum war fast unerträglich.
Ich öffnete die alte, rostige Metalltür des Lagers und trat in die kalte, dunkle Halle. Mein Atem bildete kleine Wolken in der Luft, während ich durch den Raum ging. Das Licht war spärlich, und die Dunkelheit schien an den Wänden zu kleben, als wolle sie mich verschlingen. Doch ich blieb standhaft, meine Finger schlossen sich fester um den kleinen Schlüssel in meiner Tasche.
Am Ende der Halle entdeckte ich die Schließfächer, verrostet und alt. Ich hielt inne, zog den Schlüssel aus meiner Tasche und trat langsam vor das Schließfach mit der Nummer 204. Mein Herz pochte wie wild, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und es mit einem leisen Klicken öffnete.
Was ich darin fand, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Der Inhalt des Schließfachs bestand aus einer dicken Mappe mit Dokumenten und einem Stapel alter Fotos. Ich zog die Mappe heraus und schlug sie auf. Mein Atem stockte, als ich die Seiten überflog. Die Papiere enthielten detaillierte Informationen über kriminelle Machenschaften – aber das Schlimmste war, dass Riveras Name auf fast jedem dieser Dokumente stand.
Er war in all das verwickelt. Alles, was er mir erzählt hatte, war eine Lüge. Rivera war kein Beschützer, kein Verbündeter. Er war ein Spieler in einem gefährlichen Spiel, und ich war nichts weiter als eine Spielfigur für ihn gewesen.
Meine Finger zitterten, als ich ein weiteres Dokument aus der Mappe zog. Es handelte sich um eine handgeschriebene Notiz, die anscheinend von Rivera selbst verfasst worden war. Es war eine Art Plan, der minutiös darlegte, wie er mich manipulieren wollte, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Ich las mit wachsendem Entsetzen, wie er beschrieb, dass er meine Schwächen gezielt ausnutzen würde, um mich auf seine Seite zu ziehen. Es war nicht nur eine Lüge – es war ein perfider Plan, mich vollständig zu kontrollieren.
„Izzy muss vollständig auf mich vertrauen", las ich flüsternd. „Nur dann kann ich sie dazu bringen, sich gegen ihre Freunde zu wenden und mich als ihren einzigen Beschützer zu akzeptieren."
Mir wurde übel. Ich hielt mich an der Wand fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Alles, was ich geglaubt hatte, alles, was ich in den letzten Monaten gefühlt hatte, war eine Lüge gewesen. Rivera hatte mich benutzt, um seine Macht auszubauen und seine Pläne zu verwirklichen.
Das Geräusch eines Autos, das in der Nähe hielt, ließ mich aufschrecken. In Panik steckte ich die Dokumente zurück ins Schließfach, schloss es und zog mich in den Schatten zurück. Ich hörte, wie die Tür des Lagerhauses geöffnet wurde und Schritte auf mich zukamen. Mein Herz raste. Ich musste hier raus, bevor Rivera herausfand, dass ich hinter sein Spiel gekommen war.
Ich schlich mich leise zur Hintertür des Lagers und entkam in die Nacht. Als ich draußen war, rannte ich zurück zu meinem Auto, sprang hinein und fuhr los, ohne mich umzusehen. Die Straßen verschwammen vor meinen Augen, und meine Gedanken rasten.
Ich musste Dan und Tank erreichen. Sie waren die Einzigen, denen ich noch vertrauen konnte. Sie mussten die Wahrheit erfahren. Aber als ich mein Handy griff und Dans Nummer wählte, ging niemand ran. Ich versuchte es erneut. Nichts.
Meine Panik wuchs. Ich wählte Tanks Nummer. Auch er ging nicht ans Telefon. Mein Herz begann zu rasen, als mir bewusst wurde, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Rivera hatte möglicherweise schon gehandelt, um sie zum Schweigen zu bringen.
Ich versuchte, mich zu beruhigen. Es musste einen Weg geben, sie zu finden. Ich musste zu meinem Haus zurückkehren. Vielleicht würde ich dort Hinweise finden, vielleicht war Rivera dorthin gegangen, um mich zu treffen.
Als ich mein Haus erreichte, hielt ich erschöpft an und eilte zur Tür. Das Haus wirkte still und verlassen, aber als ich eintrat, spürte ich sofort, dass jemand da gewesen war. Ein leises Geräusch kam aus dem Wohnzimmer, und als ich um die Ecke blickte, sah ich ihn. Rivera saß auf meiner Couch, sein Gesicht ruhig, fast entspannt.
„Izzy", sagte er, als wäre nichts geschehen. „Ich habe auf dich gewartet."
Mein Herz setzte einen Schlag aus, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Ich musste so tun, als wüsste ich nichts. Ich musste herausfinden, was er vorhatte, bevor er es bemerkte.
„Rivera", sagte ich und setzte ein schwaches Lächeln auf, während ich näher trat. „Ich war draußen, um ein paar Dinge zu erledigen. Es war ein langer Tag."
Rivera stand auf, kam zu mir und legte seine Hände sanft auf meine Schultern. „Du siehst erschöpft aus", sagte er leise. „Warum legst du dich nicht hin und ruhst dich aus?"
Ich nickte und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Vielleicht hast du recht."
In diesem Moment klingelte sein Handy. Rivera zog es aus seiner Tasche, sah auf das Display und runzelte die Stirn. „Ich muss das kurz nehmen", sagte er und ging in den Flur.
Ich wartete, bis er außer Sicht war, dann griff ich hastig nach meinem Handy und wählte wieder Dans Nummer. Doch bevor der Anruf durchgestellt werden konnte, hörte ich, wie Rivera zurückkam. Schnell steckte ich mein Handy weg und zwang mich, ruhig zu bleiben.
„Ich muss los", sagte Rivera, als er wieder ins Wohnzimmer trat. „Ein paar geschäftliche Angelegenheiten." Er beugte sich vor, küsste mich sanft auf die Stirn und lächelte. „Ich werde bald zurück sein."
Dann drehte er sich um und verließ das Haus.
Kaum war er weg, holte ich mein Handy erneut hervor und wählte die Nummer eines alten Freundes. Jemanden, der mir in der Vergangenheit geholfen hatte und der immer noch Verbindungen in die Unterwelt von San Almenda hatte. Wenn irgendjemand wusste, wo Dan und Tank festgehalten wurden, dann er.
„Hey", sagte ich leise, als er abhob. „Ich brauche deine Hilfe. Es geht um Dan und Tank. Sie sind verschwunden, und ich habe das Gefühl, dass Rivera dahintersteckt."
„Ich habe schon von der Sache gehört", antwortete mein Freund am anderen Ende der Leitung. „Ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Bleib in Sicherheit, Izzy."
Ich beendete das Gespräch und sank erschöpft auf die Couch. Mein Kopf schwirrte von all den Informationen, die ich in den letzten Stunden erhalten hatte. Rivera hatte mich manipuliert, er hatte Dan und Tank entführt, und er war dabei, einen Plan umzusetzen, der wahrscheinlich verheerende Folgen haben würde.
Aber ich würde nicht tatenlos zusehen. Ich musste sie finden. Und wenn das bedeutete, dass ich mich selbst in Gefahr bringen musste, dann würde ich das tun.
DU LIEST GERADE
Black Rose: The Bloom |
RomansaSofia Martinez hat alles hinter sich gelassen, um an der Universität ein neues Leben zu beginnen. Doch als ein alter Bekannter plötzlich auftaucht, scheint ihre sorgfältig aufgebaute Tarnung zu bröckeln. Sie wird unerwartet mit ihrer düsteren Vergan...