Kapitel 8

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Mein Wecker klingelte, aber ich war noch nicht in der Lage aufzustehen. Emilia war, wie immer, schon fertig und komplett gestylt. Seit Freitagabend lag ich nur im Bett, unfähig, etwas zu tun außer zu weinen und in Selbstmitleid zu versinken.

„Ich habe dich abgemeldet, bleib ruhig liegen." Sie deutete auf meinen Laptop, auf dem mein E-Mail-Postfach geöffnet war. Ich liebte sie dafür.

„Danke, wirklich danke." Ich versuchte, ein Lächeln über meine Lippen zu bringen.

„Dafür nicht, aber vielleicht solltest du mal duschen, du riechst nach vergammelten Eiern." Wir beide lachten.

„Ich weiß zwar nicht, was passiert ist oder warum dich dieser Drogenaffe von Freitag ins Wohnheim brachte, aber ich denke, wir beide müssen dringend reden."

Ich nickte und versprach ihr, ihre Fragen zu beantworten, sobald sie zurück sei.

Sobald sie aus der Tür war, roch ich an mir selbst. Oh Gott, Emilia hat recht, dachte ich und verzog das Gesicht. Ich raffte mich auf und ging ins Bad.

Ich verbrachte bestimmt fast eine Stunde unter der Dusche. Das heiße Wasser fühlte sich extrem gut an. Ich stellte die Dusche aus und griff nach meinem Handtuch. Meine Haare wickelte ich in ein weiteres, kleines Handtuch. Der Spiegel war beschlagen und mit einer Handbewegung wischte ich ihn frei. Zwar sah ich mich noch nicht scharf, da der Spiegel wieder beschlug, aber meine tiefschwarzen Augenringe waren nicht zu übersehen. Ich klatschte mir irgendwelche Cremes ins Gesicht in der Hoffnung, dies etwas retten zu können.

Nachdem ich mich halbwegs hergerichtet hatte, ging ich zurück in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett. Und musste erstmal tief durchatmen und klarkommen. Ich griff nach der kleinen Schachtel und dem Brief, die Dan mir gegeben hatte. Meine Hände zitterten, als ich den Brief öffnete.

Liebe Izzy,

ich hoffe, du findest irgendwann die Zeit, diesen Brief zu lesen. Ich weiß, dass du weg gehen möchtest, um ein besseres Leben zu führen. Das hast du verdient. Aber ich kann dich nicht gehen lassen, ohne dir ein paar Dinge zu sagen.

In der Schachtel findest du etwas, das dir helfen wird. Es ist ein Schlüssel zu einem Schließfach. Dort findest du ein paar Unterlagen und genug Geld, um ein neues Leben zu beginnen, wenn du das willst. Aber das Wichtigste ist, dass du sicher bist. Wenn du das Gefühl hast, dass du in Gefahr bist, nimm das Geld und verschwinde.

Ich liebe dich, kleine Schwester. Sei vorsichtig und mach das Beste aus deinem Leben.

Dein Bruder

Diesen Brief musste er schon vor meinem Verschwinden geschrieben haben. Dan hatte erwähnt, dass er wusste, dass ich gehen wollte. Aber was für Unterlagen meint er?

Ich öffnete die Schachtel und darin lag tatsächlich ein kleiner Schlüssel. Tränen liefen mir über die Wangen. Es fühlte sich an, als ob er immer noch auf mich aufpasste. Ich wollte immer wieder zurück und zu ihm. Er war der Einzige, der mir blieb, er zog mich groß und war nicht nur mein Bruder, sondern auch mein Vater. Er zog mich groß und egal was war, ich stand immer ganz oben bei ihm. Aber ich konnte nicht vergessen, was er von mir verlangte, in all den Jahren, als er nur noch nach Macht strebte.

Ich saß eine Weile da, hielt den Schlüssel fest in meiner Hand und dachte nach. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Worte meines Bruders hallten in meinem Kopf wider: "Wenn du das Gefühl hast, dass du in Gefahr bist, verschwinde."

Er hatte das so oft zu mir gesagt, aber nie konnte ich es durchziehen. Bis zu diesem einen Tag, es war eher aus Panik und Schock. Ich verließ San Alamenda noch am selben Abend, ohne irgendwem etwas zu sagen. Niemand bekam etwas davon mit.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt