___Dans Sicht____
Ich hatte das Gefühl, als würde die Luft im Haus immer dicker werden, drückend und schwer, so als ob jeder Atemzug mir mehr Mühe bereitete. Das mulmige Gefühl, das ich seit unserer Rückkehr hatte, ließ sich nicht abschütteln, aber jetzt? Jetzt war es mehr als das. Es war, als würde die Realität in sich zusammenfallen, als wäre alles, was ich geglaubt hatte, sich sicher zu wissen, plötzlich eine Lüge.Rivera war zurück. Und niemand hatte mir etwas gesagt. Nicht ein verdammtes Wort.
Ich starrte die Tür an. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, und ich fühlte, wie mein Blut kochte. Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt, und mein Verstand lief auf Hochtouren. Die Szene, die ich im Flur beobachtet hatte – die Nähe, die Vertrautheit zwischen ihnen – war wie ein Schlag ins Gesicht. Der Gedanke daran, wie sie sich vielleicht in diesem Moment ansahen, berührten... Es machte mich wahnsinnig.
Izzy. Die Frau, die mir in den letzten Jahren mehr bedeutet hatte, als ich jemals zugeben würde, und Rivera, der verschwundene Schatten aus ihrer Vergangenheit, der zurückgekehrt war und sofort wieder Raum in ihrem Leben eingenommen hatte. Ohne Vorwarnung. Ohne Erklärung.
Ich konnte es nicht ertragen. Nicht eine Sekunde länger. Mit einem heftigen Stoß gegen die Tür trat ich aus dem Haus, die kühle Nachtluft schlug mir entgegen, aber sie reichte nicht aus, um die Flammen der Wut zu löschen, die in mir brannten.
„Verdammt nochmal!" Ich schrie es hinaus in die Nacht, meine Stimme heiser und roh. Mein Herz raste in meiner Brust, und meine Hände zitterten vor unterdrückter Wut. Ich griff nach meiner Jackentasche und zog mit fahrigen Fingern eine Zigarette heraus. Es dauerte zwei Anläufe, bevor ich das Feuerzeug stabil genug halten konnte, um die Flamme zu entzünden.
Ich zog tief an der Zigarette, der Rauch brannte in meinen Lungen, aber es half nicht. Nichts half. Ich atmete schwer aus, ließ den Rauch in die Dunkelheit entweichen, aber die Hitze in mir blieb. Meine Gedanken rasten unkontrolliert. Wie konnte Rivera es wagen, einfach wieder aufzutauchen? Und Izzy... Was bedeutete das alles für uns?
Ich musste mich zusammenreißen, aber die Wut war stärker. In einem Anfall von Frustration schlug ich mit voller Wucht gegen die Mauer des Hauses. Der Schmerz schoss durch meine Faust, doch er war nichts im Vergleich zu dem Chaos in meinem Inneren.
„Scheiße!" Ich fluchte laut und sah auf meine blutenden Finger, die bereits anschwollen. Es war dumm gewesen, aber in diesem Moment war mir alles egal. Alles, außer der brennenden Frage, warum Rivera verdammt nochmal zurückgekommen war und was er hier wollte.
Ich zog noch einmal tief an der Zigarette, doch sie schmeckte schal, als ob sie die Hitze in mir nur verstärkte, statt sie zu beruhigen.
Die Tür des Hauses knarrte hinter mir, und ich hörte Schritte auf dem Kiesweg. Es war Tank. Natürlich. Er wusste immer, wenn etwas nicht stimmte, wenn ich kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren.
„Du bist verdammt wütend", sagte er ruhig, als er sich neben mich stellte und mich von der Seite ansah. Seine Arme waren verschränkt, sein Gesicht im Schatten kaum erkennbar, aber ich wusste, dass er mich beobachtete, jede meiner Bewegungen einschätzte.
„Scheiß drauf", knurrte ich und warf die halb gerauchte Zigarette auf den Boden, trat sie mit der Schuhsohle aus. „Was denkst du, Tank? Warum zur Hölle ist Rivera zurück? Und warum, verdammt nochmal, hat keiner Bescheid gesagt?"
Tank schwieg eine Weile, ließ meinen Ausbruch unberührt an sich vorbeiziehen. Er holte tief Luft, als ob er nach Worten suchte, die das Chaos in meinem Kopf irgendwie ordnen könnten. „Weißt du", sagte er schließlich, „ich hab genauso wenig Ahnung wie du, was das alles zu bedeuten hat. Rivera war jahrelang weg, und jetzt taucht er einfach so auf, als wäre nichts gewesen? Es stinkt, Dan. Das Ganze stinkt zum Himmel."
„Verdammt, es ist nicht nur das", fuhr ich fort und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Es geht um Izzy. Sie hat... Sie hat mich verdammt nochmal gebraucht, und jetzt ist er wieder da und sie wirft sich ihm in die Arme, als hätte es all die Jahre nichts bedeutet."
Tank sah mich lange an, und in seinem Blick lag etwas, das mich innehalten ließ. „Du musst vorsichtig sein, Dan", sagte er mit ernster Stimme. „Izzy steckt gerade in einer Hölle aus Gefühlen, die du dir kaum vorstellen kannst. Sie hat so viel durchgemacht, und jetzt... jetzt kommt Rivera wieder ins Bild. Es war klar, dass sie aufgewühlt sein würde."
„Aufgewühlt?" Ich lachte bitter. „Das ist noch untertrieben. Aber was ist mit mir? Was ist mit dem, was wir durchgemacht haben, Tank? Alles, was ich für sie getan habe, zählt das etwa nichts?"
Tank legte mir eine schwere Hand auf die Schulter. „Es zählt, Dan. Aber Izzy muss das für sich herausfinden. Rivera einfach zurückzuholen, das war sicher nicht ihre Entscheidung. Sie hat genauso wenig Kontrolle darüber wie du. Aber ich sage dir eines..."
„Was?" fragte ich scharf und sah ihn fordernd an.
„Wir müssen herausfinden, warum Rivera wirklich zurückgekommen ist. Da stimmt etwas nicht. Und ich wette, er weiß mehr, als er zugibt. Wenn wir das nicht klären, könnte das verdammt gefährlich werden – für uns alle."
Seine Worte trafen mich hart, und zum ersten Mal an diesem Abend begann die Wut in mir, Platz für etwas anderes zu machen. Angst. Angst vor dem, was Rivera wirklich im Schilde führte. Was, wenn er nicht nur aus sentimentalen Gründen zurückgekommen war? Was, wenn er sich in etwas verstrickt hatte, das uns alle in Gefahr bringen würde?
„Du hast recht", stimmte ich schließlich zu, meine Stimme leiser, aber fester. „Wir können ihm nicht einfach vertrauen. Nicht nach allem, was passiert ist. Wir müssen herausfinden, was er wirklich will."
Tank nickte. „Genau. Und wir müssen dafür sorgen, dass Izzy nicht in etwas hineingezogen wird, das sie zerstören könnte."
Ich sah auf meine blutende Faust und fühlte, wie die letzten Reste meiner Wut langsam abklangen. „Verdammt, Tank... Wie konnte es nur so weit kommen?"
Tank schnaubte leise. „So ist das Leben in unserem Spiel, Dan. Es gibt keine klaren Linien. Kein richtig oder falsch. Nur Überleben. Und wir müssen dafür sorgen, dass wir am Ende diejenigen sind, die noch stehen."
Wir standen noch eine Weile schweigend nebeneinander, die Nacht um uns herum war kalt und still. Aber in meinem Inneren brodelte noch immer ein Feuer, das nicht so leicht gelöscht werden konnte. Die Rückkehr von Rivera hatte alles durcheinandergebracht. Und ich würde nicht zulassen, dass er alles zerstört, wofür wir gekämpft hatten.
„Was jetzt?" fragte ich schließlich.
Tank stieß die Luft aus und sah in die Dunkelheit. „Wir beobachten ihn. Sehen, was er vorhat. Aber sei auf der Hut, Dan. Vertraue ihm nicht. Egal, was er sagt oder tut. Rivera hat immer seine eigenen Ziele verfolgt, und das hat sich nicht geändert."
Ich nickte stumm, wissend, dass er recht hatte. Doch tief in mir blieb eine Frage unbeantwortet: Was bedeutete das alles für Izzy? Und für mich?
Denn eines war sicher – Rivera war zurück. Und nichts würde mehr so sein wie früher.
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Black Rose: The Bloom |
RomantizmSofia Martinez hat alles hinter sich gelassen, um an der Universität ein neues Leben zu beginnen. Doch als ein alter Bekannter plötzlich auftaucht, scheint ihre sorgfältig aufgebaute Tarnung zu bröckeln. Sie wird unerwartet mit ihrer düsteren Vergan...