Kapitel 47

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Die Minuten vergingen langsam, während ich auf der Couch saß und die Stille des Hauses mich umgab. Mein Kopf war ein einziges Chaos aus Gedanken und Gefühlen, und die Schwere der Wahrheit lastete auf mir wie ein dunkler Schatten, der mich zu erdrücken drohte. Rivera – der Mann, dem ich vertraut hatte, der Mann, dem ich so viel mehr von mir gegeben hatte, als ich je zugeben wollte – hatte mich die ganze Zeit über manipuliert. Alles, was er gesagt und getan hatte, war nichts weiter als Teil eines perfiden Spiels gewesen, um mich auf seine Seite zu ziehen und mich von den Menschen zu entfremden, die wirklich auf meiner Seite standen.

Ich war so dumm gewesen. So blind.

Das Summen meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war die Nummer meines alten Freundes, der Kontakte in die Unterwelt hatte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich den Anruf entgegennahm.

„Izzy", sagte die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich habe ein paar Informationen für dich, aber du musst vorsichtig sein. Rivera hat Dan und Tank tatsächlich in einem alten Lagerhaus festhalten lassen. Es liegt am Rande der Stadt, in der Nähe der alten Hafenanlage. Aber hör zu – die Männer, die er auf sie angesetzt hat, sind gefährlich. Du kannst da nicht alleine hingehen."

Mein Herz raste, während ich versuchte, die Informationen zu verarbeiten. „Ich habe keine Wahl", flüsterte ich. „Ich muss sie da rausholen. Sie sind meine Freunde."

„Izzy, das ist zu gefährlich", warnte er. „Rivera spielt ein Spiel, das du nicht gewinnen kannst."

„Ich muss es versuchen", sagte ich entschlossen. „Danke für deine Hilfe."

Ich beendete den Anruf und atmete tief durch. Das Lagerhaus am Hafen also. Es war eine Chance – vielleicht die einzige, die ich hatte. Rivera hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen, aber ich würde nicht zulassen, dass er Dan und Tank etwas antat. Ich schnappte mir meine Schlüssel und lief zur Tür. Die Zeit drängte.

Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken daran, was er ihnen antun könnte. Vor allem Dan... Ich konnte mir nicht verzeihen, dass ich ihm nicht von Anfang an geglaubt hatte. Er hatte die ganze Zeit über recht gehabt, und ich war so dumm gewesen, Rivera zu vertrauen.

Aber jetzt war keine Zeit für Selbstvorwürfe. Ich musste Dan und Tank retten, bevor es zu spät war.

Ich stand auf, griff nach meiner Tasche und verließ das Haus, ohne einen weiteren Blick zurückzuwerfen. Mein Puls raste, als ich ins Auto stieg und den Motor startete. Die Straßen von San Almenda lagen vor mir wie ein unheilvolles Labyrinth, doch ich war entschlossen, den Weg zu finden. Mein alter Freund hatte mir versprochen, Informationen zu sammeln, aber ich konnte nicht einfach herumsitzen und warten.

Ich fuhr durch die dunklen Straßen, meine Gedanken rasten, während ich die Möglichkeiten abwog. Wenn Rivera wirklich Dan und Tank gefangen hielt, dann musste es an einem Ort sein, der ihm allein gehörte, an dem er die Kontrolle hatte. Es gab nicht viele solche Orte in der Stadt, aber ein Name drängte sich immer wieder in meinen Kopf: die alte Lagerhalle am Stadtrand, wo ich das Schließfach gefunden hatte.

Es war der perfekte Ort für Rivera, um sie festzuhalten. Abgelegen, verlassen und kaum jemand würde dorthin gehen. Ich entschied, dass dies mein nächstes Ziel sein würde.

Mein Herz hämmerte unaufhörlich, als ich mit meinem Wagen die verlassenen Straßen entlangfuhr und schließlich die Lagerhalle erreichte. Das Gebäude stand einsam und düster in der Dunkelheit, und obwohl ich es schon einmal gesehen hatte, schien es heute noch bedrohlicher zu wirken. Die Schatten schienen sich zu bewegen, als würden sie mich beobachten, und die Nachtluft fühlte sich schwer an, als ob sie vor Vorahnung strotzte.

Ich stellte mein Auto ab, atmete tief durch und griff nach der Taschenlampe im Handschuhfach. Mit wackligen Knien stieg ich aus dem Wagen und ging langsam auf das Gebäude zu. Jedes Knirschen meiner Schritte auf dem Kiesboden ließ mich zusammenzucken, als ob Rivera jeden Moment auftauchen und mich entdecken könnte.

Die Eingangstür der Lagerhalle war nicht verschlossen – das gleiche, fast unsichtbare Detail, das mir beim ersten Mal entgangen war. Vorsichtig drückte ich die Tür auf, und der Geruch von feuchtem Beton und Rost schlug mir entgegen. Die Lagerhalle war düster und bedrückend, doch ich schaltete meine Taschenlampe an und ging vorsichtig vorwärts, meine Sinne angespannt wie ein Bogen.

„Dan? Tank?" rief ich leise, meine Stimme hallte durch den leeren Raum, doch es kam keine Antwort. Mein Herz zog sich zusammen, während ich weiterging, immer tiefer in die Dunkelheit hinein.

Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch – ein Stöhnen, kaum hörbar, aber da. Ich fror für einen Moment ein, horchte angestrengt und folgte dann dem Geräusch. Meine Hände zitterten, als ich langsam den Strahl meiner Taschenlampe über den Boden der Halle wandern ließ, bis ich schließlich in einer Ecke eine Gestalt entdeckte. Tank.

Er lag auf dem Boden, seine Arme und Beine gefesselt, sein Gesicht blutverschmiert, aber er lebte. Er stöhnte leise, als ich mich zu ihm kniete und vorsichtig seine Fesseln untersuchte.

„Tank", flüsterte ich, meine Stimme bebte vor Angst und Erleichterung zugleich. „Ich bin hier. Ich werde dich rausholen."

Er öffnete die Augen, seine Lippen waren aufgesprungen und blutig, aber er schaffte es, ein schwaches Lächeln zustande zu bringen. „Izzy... du... hier..." murmelte er schwach.

„Shh", flüsterte ich und begann hastig, die Fesseln an seinen Handgelenken zu lösen. „Alles wird gut. Ich bringe dich hier raus."

Es dauerte einige Minuten, bis ich die Knoten gelöst hatte und Tank auf die Beine half. Er wankte ein wenig, aber er war stark, und obwohl er sichtlich erschöpft war, kämpfte er darum, aufrecht zu bleiben.

„Dan..." keuchte er, seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „Er... ist weiter hinten... gefesselt."

Mein Herz zog sich erneut schmerzhaft zusammen, als ich begriff, dass Dan noch immer gefangen war. „Bleib hier, Tank", sagte ich bestimmt. „Ich werde Dan finden."

Er nickte schwach und setzte sich an die Wand, während ich mich hastig auf den Weg machte, um Dan zu suchen. Der Gedanke daran, was Rivera ihm angetan haben könnte, machte mich beinahe wahnsinnig vor Angst, doch ich durfte nicht aufgeben. Ich musste ihn finden.

Ich folgte dem schwachen Geräusch eines weiteren Stöhnens, das aus einer Ecke der Lagerhalle kam. Meine Schritte beschleunigten sich, und schließlich fand ich ihn. Dan war an einen alten Stuhl gefesselt, sein Gesicht war blass und seine Augen geschlossen. Ein tiefer Schnitt zierte seine Stirn, und Blut klebte an seinen Wangen, aber er atmete.

„Dan!" Ich kniete mich neben ihn, meine Hände zitterten vor Erleichterung und Angst zugleich. Ich löste die Fesseln an seinen Handgelenken, und als er schließlich die Augen öffnete, blickte er mich erschöpft an.

„Izzy..." Seine Stimme war rau, kaum mehr als ein Flüstern, aber er schaffte es, ein schwaches Lächeln zu zeigen.

„Es tut mir so leid", flüsterte ich, während ich ihn aus den Fesseln befreite. „Du hattest die ganze Zeit recht. Rivera... er hat uns alle betrogen."

Dan schüttelte schwach den Kopf. „Es... ist nicht deine Schuld, Izzy. Er... er hat uns alle getäuscht."

In diesem Moment fühlte ich eine tiefe Verbundenheit mit ihm, als ob all die Missverständnisse und Fehler der Vergangenheit plötzlich keine Rolle mehr spielten. Ich half ihm auf die Beine, und als wir uns ansahen, spürte ich eine unerwartete Zärtlichkeit zwischen uns.

Doch bevor wir etwas sagen konnten, wurden wir plötzlich durch ein lautes, langsames Klatschen unterbrochen.

„Bravo, Izzy", sagte eine kalte, vertraute Stimme. „Ich muss sagen, ich bin beeindruckt."

Rivera trat aus den Schatten hervor, seine Augen funkelten gefährlich im schwachen Licht der Taschenlampe. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, während er uns ansah, als wäre er der Puppenspieler, der seine Marionetten beobachtete.

„Rivera", flüsterte ich, mein Herz setzte einen Schlag aus.

Er lächelte breiter und trat näher. „Du bist klüger, als ich gedacht habe, Izzy. Du hast es tatsächlich herausgefunden. Aber leider für dich... ist das Spiel noch nicht vorbei."

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt