Prolog

17 1 7
                                    

FÜNF JAHRE ZUVOR

Der Bass dröhnte in meinen Ohren, und ich konnte kaum verstehen, was Dan zu mir sagte. Er drückte mir ein Handy in die Hand und erklärte mir, dass die Nummer, die ich im Notfall wählen sollte, unter der Kurzwahl 6 gespeichert sei. „Wenn du Hilfe brauchst, drück einfach 6", sagte er beiläufig.

Ich nickte nur, obwohl mich solche Jobs innerlich zermürbten. Es war nicht das erste Mal, dass ich diesen Weg ging, aber jedes Mal fühlte es sich an, als würde ein weiteres Stück von mir zerbrechen. Das Koks in meiner Tasche schien schwerer als sonst, und ich konnte mich kaum auf Dans Worte konzentrieren. Er winkte mich schließlich weg, während er sich auf den Weg machte, weitere Kunden zu bedienen.

Ich entschied mich, zuerst zum Damenklo zu gehen. Hier hatte ich oft meine gesamte Ware verkauft. Der Club war überfüllt mit verschwitzten, leicht bekleideten Menschen. Überall zuckten die Lichter, und die Luft war schwer von Alkohol und Rauch. Der Club hatte mehrere Stockwerke und Bühnen, und der Besitzer, der nur ein paar Jahre älter war als ich, schien den Laden gut im Griff zu haben. Doch irgendetwas sagte mir, dass es eine schlechte Idee war, unsere Drogen hier zu verkaufen.

Der Flur zu den Toiletten war mit schwarzen Samtwänden verkleidet, und ein dicker roter Teppich lag auf dem Boden. Überall hingen Spiegel mit goldenen Rahmen – der perfekte Ort für die Mädchen, um Selfies für Instagram zu machen und zu zeigen, dass sie im angesagtesten Club von San Almenda gefeiert hatten. Die meisten schienen um die 20 zu sein, vielleicht sogar jünger, aber das störte die Türsteher offensichtlich nicht. Dass Dan und ich überhaupt hereingekommen waren, grenzte an ein Wunder. Ich war gerade erst 18 geworden, und der Türsteher hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, nach meinem Ausweis zu fragen – als hätte er auf mich gewartet.

Bei den Toiletten angekommen, standen einige Mädchen im Raum und frischteten ihr Make-up auf. „Was denkt ihr? Schaffe ich es, dem Besitzer zu gefallen? Meint ihr, er nimmt mich mit?" fragte ein Mädchen und zupfte nervös an ihrem viel zu kurzen schwarzen Kleid herum.

„Ich hab da was, das dir noch mehr Selbstbewusstsein gibt", sagte ich mit einem hintergründigen Lächeln. Alle Blicke wanderten von den Spiegeln direkt auf mich. Ich ging in eine der Toilettenkabinen und forderte das blonde Mädchen auf, mir zu folgen. Zu meiner Überraschung tat sie es ohne Zögern.

Aus meiner Tasche zog ich eine kleine Tüte mit einer schwarzen Rose darauf und legte sie auf den Toilettensitz. Ihr Gesicht hellte sich auf, sie kramte in ihrer Clutch und zückte das Geld. „70 Euro", sagte ich knapp. Sie gab mir das Geld ohne Widerrede, und ich verließ die Kabine.

Ihre Freundinnen standen noch da, als ich hinaustrat. Sie streckten mir ebenfalls jeweils 70 Euro entgegen. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, und ich reichte ihnen zwei weitere Tütchen. „Danke, Süße", sagte eine von ihnen, und sie verschwanden ebenfalls in einer der Kabinen.

Ich steckte das Geld in meine Tasche und verließ das Bad. Doch draußen warteten bereits zwei große Männer auf mich. Sie standen so plötzlich da, dass ich erschrocken zurückwich. Mein Versuch, unauffällig zu bleiben, war gescheitert. Ihre Aufmerksamkeit lag bereits auf mir.

Der Bass des Clubs ließ den Boden unter meinen Füßen vibrieren, während ich mich durch die stickige Menge drängte. Meine Tasche fühlte sich schwer an, als würde das Koks darin ein Eigenleben entwickeln. Ich wusste, dass ich mich besser zusammenreißen musste, aber die zwei Männer, die ich draußen vor den Toiletten gesehen hatte, gingen mir nicht aus dem Kopf.

Ein kurzer Blick über meine Schulter bestätigte meinen Verdacht. Sie folgten mir. Ihre breiten Schultern bahnten sich mühelos einen Weg durch die Menge. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich versuchte, mich unauffällig zu verhalten, während ich tiefer in die Menschenmenge eintauchte.

Black Rose: The Bloom |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt