_____Dan's Sicht_____
Ich wachte früh auf, das erste Licht des Morgens schlich sich durch den dünnen Vorhang und legte sich sanft über das Zimmer. Neben mir spürte ich Izzy's Wärme, ihren ruhigen Atem, der gleichmäßig ging. Sie lag an mich geschmiegt, ihr Gesicht tief in meinem Arm vergraben. Für einen Moment ließ ich mich in dem Gefühl treiben, dass alles in Ordnung war, dass sie sicher war und wir nichts mehr zu befürchten hatten. Aber die Realität hing wie eine drohende Wolke über uns.
Rivera.
Verdammt, dieser Name ging mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte Izzy die Wahrheit gesagt, zumindest einen Teil davon. Aber ich hatte ihr nicht erzählt, wie tief Riveras Verrat wirklich ging. Vielleicht konnte ich es einfach nicht, vielleicht wollte ich sie nicht noch weiter verletzen. Sie hatte schon genug durchgemacht. Trotzdem wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis alles ans Licht kam – und das machte mir mehr Angst, als ich zugeben wollte.Langsam und vorsichtig löste ich mich aus ihrer Umarmung. Sie murmelte etwas im Schlaf, verzog das Gesicht, als würde sie gegen böse Träume ankämpfen. Ich stand auf und ging ins Bad, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Der Blick, der mir aus dem Spiegel entgegenstarrte, wirkte fremd – tiefe Ringe unter den Augen, ein Ausdruck von Müdigkeit und Sorgen, der kaum zu ignorieren war.
Ich musste stark für sie sein, auch wenn ich innerlich zerbrach.
Wieder draußen im Zimmer zog ich mich leise an. Izzy schlief noch immer tief, und ich wollte sie nicht wecken. Sie brauchte die Ruhe. Ich warf einen Blick auf mein Handy – mehrere Nachrichten von Tank, der darauf drängte, dass wir bald losfahren sollten. Ich wusste, er hatte recht. Es war nicht sicher, länger hier zu bleiben, aber ich hasste den Gedanken, Izzy aus diesem Moment der Ruhe zu reißen.
Ich trat ans Fenster und zog den Vorhang leicht zur Seite. Der Regen der letzten Nacht hatte nachgelassen, aber der Himmel war noch immer grau und bedrohlich. Die Welt draußen wirkte genauso zerrissen wie ich.
Tank stand draußen beim Auto und rauchte, seine Gestalt kaum mehr als ein Schatten im frühen Morgenlicht. Er wirkte genauso angespannt wie ich. Das war kein Leben, das wir führen sollten – ständig auf der Flucht, immer in Angst vor dem nächsten Angriff. Aber wir hatten keine Wahl, nicht solange diese Leute hinter uns her waren.
Ein leises Geräusch hinter mir ließ mich herumfahren. Izzy bewegte sich langsam im Bett, rieb sich die Augen und versuchte, sich zu orientieren. Sie sah mich an und ich konnte in ihrem Blick die Erschöpfung, die Verwirrung und die Angst sehen, die sie tief in sich trug.
„Wir müssen los", sagte ich sanft, trat näher und setzte mich auf die Bettkante. „Tank wartet schon."
Sie nickte nur, ihre Bewegungen waren mechanisch, als hätte sie kaum Energie, um wirklich zu reagieren. Ich half ihr aufzustehen.
Die Stille zwischen uns war schwer, gefüllt mit allem, was unausgesprochen blieb.
Als wir das Zimmer verließen und zum Auto gingen, spürte ich die Spannung zwischen uns. Tank warf uns nur einen kurzen Blick zu, nickte und stieg ein. Wir fuhren los, die Straße vor uns schien endlos, aber zumindest entfernten wir uns von dem Motel und all den Erinnerungen, die dort hängen geblieben waren.
Stunden vergingen. Niemand sprach ein Wort. Izzy starrte aus dem Fenster, und ich konnte nicht aufhören, über Rivera nachzudenken. Was würde passieren, wenn wir zurückkamen? Würde er wieder in unser Leben treten, als wäre nichts gewesen? Würde er erneut versuchen, Izzy zu manipulieren?
Meine Finger verkrampften sich am Lenkrad, als ich daran dachte. Ich konnte es nicht zulassen. Nicht wieder.
Schließlich erreichten wir das Hauptquartier was gleichzeitig Izzy's zuhause war. Das Gebäude sah aus, als hätte es seit Jahren keine Aufmerksamkeit mehr bekommen.
Es wirkte alt, müde, genauso wie ich mich fühlte.
Tank stieg als Erster aus, und ich folgte ihm, warf einen Blick zu Izzy, die zögernd hinter uns herging. Ich wusste, dass sie unsicher war, was sie hier erwarten würde. Ich war es auch.
Als wir die große Eingangstür öffneten, wurden wir von einer eisigen Stille empfangen. Die wenigen Mitglieder, die sich im Flur aufhielten, sahen uns misstrauisch an. Keiner sprach ein Wort, aber die Blicke, die Izzy zugeworfen wurden, sagten alles. Sie war die Schwester eines Mannes, der einst große Macht hatte, aber nun... nun war alles anders. Ich konnte sehen, wie sie sich unwohl fühlte, wie die Unsicherheit sie beinahe überwältigte.
Dann, plötzlich, tauchte er auf.
Rivera.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich ihn sah. Er trat aus dem Schatten, als wäre er nie weg gewesen. Sein Gesicht war so kalt und undurchdringlich wie immer, aber es war seine Anwesenheit, die mich erschütterte. Izzy erstarrte, ihre Augen weit aufgerissen, als sie ihn erblickte. Sie sagte nichts, aber ich sah, wie sich ihre Haltung veränderte.
Rivera hatte immer diese Wirkung auf sie gehabt – ein Teil von ihr war ihm immer noch verfallen, auch wenn sie es nie zugeben würde.
„Izzy", sagte er mit dieser sanften, fast lieblichen Stimme, die mich innerlich rasend machte. „Schön, dich wiederzusehen."
Ich wollte etwas sagen, wollte ihn anschreien, wollte ihm sagen, dass er verschwinden soll, dass er sich von ihr fernhalten soll, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Izzy stand nur da, regungslos, als er auf sie zuging.
Und ich... ich konnte nichts tun.
Rivera hob seine Hand und strich ihr leicht über die Wange. „Ich habe dich vermisst", sagte er leise, fast zärtlich. Und ich sah, wie Izzy's Mauer zu bröckeln begann.
Verflucht.
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Black Rose: The Bloom |
RomanceSofia Martinez hat alles hinter sich gelassen, um an der Universität ein neues Leben zu beginnen. Doch als ein alter Bekannter plötzlich auftaucht, scheint ihre sorgfältig aufgebaute Tarnung zu bröckeln. Sie wird unerwartet mit ihrer düsteren Vergan...