"Wohin gehen wir Papa?", fragte mein kleiner Engel während ich das Auto parkte. "Wir gehen zu deinem Onkel Cem und seiner Frau Eylül."
"Aber hier sind doch garkeine Wohnungen. Wer lebt hier denn Baba?", fragte die Kleine und blickte durch ihre großen Augen zu mir rüber.
"Hier leben die, die nicht mehr leben mein Schatz. Die die schon da oben sind.", sagte ich und zeigte nach oben.
Sie schaute verwirrt während ich ihren Gurt öffnete und sie vom Sitz nahm. Als ich sie auf dem Boden absetzte hockte ich mich zu ihr runter und hielt ihre Hände. "Das hier ist der Friedhof, hier werden Menschen begraben die Gott von dieser Welt genommen hat."
"Hmm ich glaube ich hab es verstanden."
Ich lief mit schweren Schritten und meiner Tochter an der Hand zum Grab meines Bruders und seiner Frau. Dort angekommen gab ich Eylül die Wasserkanne, dass sie die Blumen gießen kann.
"Hey Bruderherz, ich bins, Can. Ich dachte ich besuche euch mal an eurem Jahrestag. Hallo Yenge. Wisst ihr, ihr fehlt uns allen sehr. Ich wünschte, ihr könntet sehen wie mein Kind aufwächst. Ich wünschte ich könnte euer Kind aufwachsen sehen, und zuschauen wie es mit meiner Tochter spielt. Als ich erfahren habe, dass meine Frau schwanger ist, das war kurz nachdem ich erfahren habe, dass euer Flugzeug abgestürzt ist, habe ich entschieden es nach euch zu benennen. Wäre es ein Junge geworden hätte ich ihn Cem genannt. Cem, kardesim. Wieso musstest du unbedingt einen Flug zu den scheiß Malediven buchen? Wieso nicht Antalya, Izmir, Griechenland? Hätte das nicht gereicht? Wieso die scheiß Malediven? Wieso musstest du uns so früh verlassen? Genau dann, wenn wir dich endlich glücklich mit deiner Liebe gesehen hätten, hast du uns verlassen." Ich spürte wie die Tränen über mein Gesicht liefen und sah sie auf die nasse Erde fallen.
"Baba, wieso weinst du?", fragte Eylül Junior. "Ich vermisse meinen Bruder.", gab ich ehrlich zu.
"Kannst du ihn denn nie mehr wieder sehen?", fragte sie so unschuldig. "Doch klar, aber das dauert glaube ich noch eine Weile."
"Solang können wir ja Mensch Ärgere Dich Nicht spielen, dann vergeht die Zeit schneller."
Ich lächelte leicht und nahm sie fest in den Arm. Ihre kleinen Arme reichten gerade so um meinen Hals und ich schwor mir, sie vor allem zu beschützen. Ihre Augen, die genau so aussehen wie Cems sollen niemals weinen.
"Ich glaube wir sollten langsam gehen, meine Frau wartet auf uns, das kennst du sicher, Cem. Yenge, pass gut auf meinen kleinen Bruder auf, er macht immer Unsinn. Ich weiß, wie sehr ihr euch geliebt habt und ich bete jeden Abend, dass Allah euch ins Paradies nimmt. In sha allah sehen wir uns wieder sobald ich meinen Job hier vollendet habe."
Ich warf einen letzten Blick auf die Namen und auf das Datum. 18. Juli 2014. Genau ein Jahr ist es her.
"Sei nicht so traurig Baba.", sagte mein Engel und streichelte mir über die Wange. "Ich bin nicht mehr traurig, ich bin glücklich. Weißt du, da wo sie jetzt sind, sind sie glücklich."
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Hiermit ist diese Geschichte beendet. Ich hoffe sie hat euch gefallen, auch wenn es oft Verzögerungen beim Updaten gab. Ich würde mich über Kommentare und Feedback sehr freuen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Danksagung schreiben werde. Falls nicht danke ich euch hier vielmals für eure Unterstützung und hoffe den einen oder anderen Leser bei meiner zweiten Geschichte wieder zu erkennen :)
Offizielles Ende: 19. Juli 2015
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Hoffnung stirbt zuletzt
Teen FictionEylül ist schon eine Weile hoffnungslos in Cem verliebt. Als Emre in ihre Klasse kommt ändert sich so einiges. Auf ihrem Weg sich Näher zu kommen liegen viele Steine und sie müssen eine Menge erleben, bis sie endlich zusammen sind, doch die Hoffnung...