Kapitel 43 - Schmerzen - Teil 3

1.2K 68 2
                                    

"Ich kanns nicht glauben, Emre hat uns gesagt, er ist in der Türkei!", schrie Elif. "Ich bring ihn um!" "Wie willst du es deinen Eltern sagen?", fragte ich während ich meine Tasche zusammenpackte."Wird er selbst.", meinte sie, und wir verließen gemeinsam das Schulgebäude. Auf dem Parkplatz stand bereits Cem, der uns zu dem Mädchen fahren wird, bei dem Emre wohnt. Ich war nervös und aufgeregt, ein Teil von mir wollte einfach umkehren und dem ganzen aus dem Weg gehen, doch mein Verstand sagte mir, ich müsse mit den beiden reden. Zum ersten Mal in letzter Zeit hörte ich also nicht auf mein Herz, das Angst vor der Begegnung hatte. Elif hielt meine Hand, und Cem lächelte mich zuversichtlich an. Mit den beiden, kann es nicht schief gehen. Ich war einfach total dankbar, sie in diesem Moment zu haben. 
Die Fahrt verlief ruhig, und selbst das Radio schwieg. Als wir vor einem Hochhaus hielten bekam ich ein komischen Gefühl im Bauch. Wir stiegen aus und Cem klingelte. Eine müde Stimme erklang:"Jaaa?"
"Bin ein Freund von Emre, mach auf.", antwortete er ruhig.
Ein Summen erklang und Cem öffnete die schwere Tür. Wir fuhren in den 4. Stock, wo die Tür rechts von uns bereits aufstand. An der Tür stand er, er sah normal aus, als ob alles ist, wie immer. Als er uns sah, wollte er die Tür zuschlagen, doch Cem hielt sie auf und ging einfach in den Flur.
"Hier bist du also seit Wochen 'Abi' SCHÄMST DU DICH NICHT, DEINE ELTERN ZU BELÜGEN UND MIT EINER HURE ZUSAMMEN ZU ZIEHEN? ICH SCHEIß AUF EINEN BRUDER WIE DICH!", schrie Elif.
"E-Elif, was sagst du da? Ich bin dein Bruder!", Emre schien verletzt, als ob Elif die einzige ist, die ihm etwas bedeutet."Lass uns reden.", er machte eine Geste, die sie rein bittete, doch Elif sah nicht so aus, als würde sie einen Fuß in diese Wohnung setzen.
Sie zeigte auf mich."Deine Freundin, ACHJA EX-FREUNDIN ist hier, denkst du nicht du schuldest ihr eine Entschuldigung? Du hast nicht nur deine Familie belogen, sondern uns alle."
"Gut dann kommt halt rein.", sagte er, und lief voraus.
"Schatz, was für einen Lärm macht ihr?", fragte ein Mädchen, das nur in einem Tshirt von Emre vor uns stand. "Schatz" wow, das tat weh. Und wieso hat sie sein Oberteil an? Wut mischte sich mit Trauer und ich schaute enttäuscht zu Emre. Wie kann er mir sowas antun? Wie? Wo er mir doch wochenlang hinterher gerannt ist..
Emre setzte sich auf einen Sessel der ziemlich alt aussah, und erst jetzt sah ich sein blaues Auge, tief in mir tat es weh, doch der größte Teil von mir war sich sicher, er hat mehr verdient.

Elif und Emre begannen lautstark zu diskutieren, sie standen sogar beide auf, während ich stumm neben Cem saß. Ich wünschte, dass das alles nicht passiert wäre, dass ich an dem Tag im Landschulheim ihm nicht hinterhergelaufen wäre, dass das alles nie passiert wäre. Doch leider ist das Leben kein Film. Ich schaute nach links zu Cem, der so oft von mir verletzt wurde, klar, er hat mich auch verletzt, aber was er durchmachen muss, wünsche ich niemandem. Als ich ihn damals angehimmelt habe, hat es ihn nicht interessiert, er hat mich benutzt um Dinge über meine Freundinnen zu erfahren, die sie mir anvertraut hatten, doch das ist was anderes. Er sitzt hier neben mir, vor uns mein Ex-Freund den ich trotz seiner Taten liebe. Ich glaube, das Leben ist doch wie ein Film. Jeder ist unglücklich verliebt, außer Emre. Ich zweifle daran, dass er überhaupt Gefühle hat. Das plötzliche Schweigen im Raum weckt mich aus meinen Gedanken. Alle schauen mich erwartungsvoll an. Scheiße, was wollen die jetzt?
"Sag schon Eylül,  sag ihm was du über ihn denkst.", sagt Elif und schnaubt. Ich schaue in Emres Gesicht, doch nicht in seine Augen, nein das würde mich töten.
"Eylül! Sag doch, was du mir in der Pause erzählt hast, er soll wissen was er angerichtet hat.", forderte Elif.

Ich stand auf und blickte Emre in die Augen, Zeit alles raus zu lassen Eylül, jetzt oder nie.

"Eigentlich, habe ich nicht viel zu dir zu sagen, Emre. Weißt du, als ich dir an dem Tag hinterher gelaufen bin, war ich mir so sicher, dass du der Richtige bist. Ich war mir so unendlich sicher, wie ich es nie war. Ich hab alle meine Prinzipien über Bord geworfen, weil ich dachte, du bist es wert. Ich habe dich jeden Tag ein bisschen mehr geliebt, und ich war mir jeden Tag sicherer, dass ich mit dir mein Leben verbringen will. Nachdem was ich mit Kadir erlebt habe, warst du mein Fels in der Brandung, ich habe mich an dir festgehalten. Sieh dir uns jetzt an. Was ist aus diesem Fels geworden, aus meiner Hoffnung,  was ist aus dir geworden? Alles was ich getan hab mit dir, jede Sekunde die ich verbracht habe mit dir, alles Verschwendung. Du bist nicht besser als Kadir. Nein du bist viel schlimmer, weißt du warum? Kadir hat es bereut. Aber das schlimmste an der ganzen Sache ist, selbst jetzt wo ich gesehen habe, dass du Abschaum bist, selbst jetzt liebt ein Teil von mir dich, und dafür HASSE ich mich selbst.", mit einem letzten Blick in die Runde verließ ich erst das Wohnzimmer und dann die Wohnung. Meine Nerven waren längst am Ende, doch ich war stolz, stolz wie noch nie, dass ich ihm gesagt habe, was ich denke. Nach einigen Minuten kamen Cem und Elif mir hinterher und gemeinsam gingen wir aus dem Haus. Ich war mir klar, jetzt habe ich entgültig abgeschlossen.

Soooo meine Lieben der 'lang ersehnte' dritte Teil. Wie gefällt er euch? Was sagt ihr zu Emres Aktion? Schreibts in die Kommentare.Ideen wie es weiter gehen soll sind wie immer gern gesehen! 

Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt