Kapitel 8 - Glück gehabt

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Kadir

Ich konnte es kaum fassen, meine Mutter hatte es tatsächlich geschafft dass wir morgen zu Eylül nach Hause gehen. Ich war so glücklich, ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich war so glücklich, dass ich mich entschied mit ein paar Freunden in die Stadt zu gehen was ich seit langem nicht mehr getan hatte. Unser Ziel war die Shishabar 1000 und eine Nacht in der Nähe des Schlossparks. Dazu musste ich durch den Schlosspark laufen. Ich zog mir eine Strickweste über mein Tshirt und darüber meine Winterjacke. Meine braunen Haare stylte ich ganz normal und zog noch eine dunkelblaue Mütze an. Meine Mutter meint sie würde meine dunkelblauen Augen zur Geltung bringen.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich war breit gebaut was durch die Muskeln und meine von Natur gebräunte Haut unterstrichen wird. Viele meinen ich sei der perfekte Junge doch für mich bedeutete das einfach nichts. Die Tatsache dass Eylül trotzden Cem liebt zerreißt mein Herz. Als ich gehört habe dass sie trainierte Jungs mag hab ich mich am gleichen Tag im Fitness Studio angemeldet. Selbst jetzt nach einem Jahr beachtet sie mich nicht. Manchmal wenn wir zufällig Blickkontakt haben durchzuckt es mich wie ein Blitz. Ihre leuchtend grünen Augen verzaubern mich jeden Tag aufs neue. Sie ist der Grund für mich zur Schule zu gehen.

Plötzlich bemerke ich dass mich meine Füße schon bis zum Schlosspark gebracht haben. Vor mir laufen ein Junge und ein Mädchen nebeneinander. Der Junge ist groß, das Mädchen reicht ihm bis zur Schulter und wirkt klein und zerbrechlich. Ihr Gang erinnert mich an Eylül, selbstbewusst und lässig. Man sieht oft Trauer in ihren Augen und trotzdem läuft sie wie auf Wolken, leicht, als schwebt sie.

"Du spinnst doch" sagt mein Kopf. Vermutlich interpretiere ich da viel zu viel hinein. Das Paar bleibt stehen. Sie schauen sich an als streiten sie. Das Mädchen das Eylül verblüffend ähnlich sieht textet den Jungen der mit dem Rücken zu mir steht gerade voll.

Witzig. Ich wünschte Eylül wäre mit mir zusammen selbst wenn sie mich 24 Stunden lang anschreien würde.

"Du hast Recht. Ich hab dich verletzt aber das war nicht mit Absicht" sagt der Junge. Heuchler.

"Nicht mit Absicht? Ausversehen? Du spinnst. Ich liebe dich, ja wirklich. Aber du brichst mir immer wieder das Herz. Allein der Gedanke daran dass du mich ausgenutzt hast zerstört mich. Wegen dir ertrinke ich in Selbstmitleid und genau dafür hasse ich dich."

Ich stehe jetzt 2 Meter vor ihnen und traue mich weder weiter zu laufen noch einen der beiden anzusehen. Schließlich höre ich ihnen beim streiten zu. Die Neugier, und die Tatsache dass das Mädchen genau so klingt wie Eylül überredet mich letzendlich einen Blick auf das jetzt weinende Mädchen zu werfen. Tatsächlich. Es ist Eylül. Mein Engel. Dass sie weint schmerzt wie Messerstiche, dass ich nichts dagegen tun kann mindestens doppelt so sehr.

Der Junge der sich als Cem herausstellt wird von ihr stehengelassen. Sie flüchtet. Wie gesteuert laufe ich ihr hinterher. Ich fühle mich als bin ich für ihre Tränen verantwortlich. Cem - dieser elende ******! Er tut ihr das an und dann bleibt er einfach stehen. Ich könnte ihn aus so vielen Gründen töten. Doch jetzt ist Eylül wichtiger.

Ich laufe ihr hinterher bis sie sich auf eine Bank setzt. Ich setze mich zu ihr.

"Du hast ihm gegeben." versuche ich sie aufzumuntern.

Sie schnaubt."Hat er verdient."

Ich gebe ihr durch ein Nicken recht.

Dann sitzen wir da einfach so. Minutenlang. Nach ca. 10 Minuten sehe ich aus dem Augenwinkel dass sie aufsteht und sich die Tränen wegwischt. Selbst jetzt ist sie wunderschön.

"Ich sollte langsam heim. Danke dass du mich aufgemuntert hast."sagt sie und läuft weg.

Bedrückt sehe ich ihr hinterher und laufe weiter zur Shishabar.

Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt