Kapitel 34 - Verluste - Teil3

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Cem POV

Inzwischen ist es schon spät und wir sind alle zusammen auf dem Weg ins Hotel. Der vorletzte Tag ist schon morgen und natürlich haben unsere Lehrer wieder mal den ganzen Tag völlig verplant. Angekommen in meinem Zimmer putzte ich schnell meine Zähne und schmiss mich aufs Bett. Gerade als ich kurz davor war einzuschlafen, wurde die Tür aufgerissen und Emre stand im Zimmer.

Emre: CEM STEH AUF!

Geschockt stand ich auf und schaute verwirrt.

Cem: Was ist los???

Emre: Es brennt. Glaub mir einfach! Nimm dein Handy und die wichtigsten Sachen hadi (schnell/los) ich geh solang die Mädels rufen.

Ich konnts nicht glauben. Es brennt??

Ich holte direkt mein Handy und meinen Geldbeutel, da ich eh wenige Klamotten dabei hatte packte ich alles in meinen Rucksack und verließ das Zimmer. Draußen sah ich viele Leute hektisch zu den Treppen rennen. Unfassbar, dass sowas ausgerechnet jetzt passiert.

Ich beschloss, nach Michelle zu sehen und joggte zu ihrem Zimmer, ich sah, dass die Tür offen stand und Michelle drinnen etwas suchte.

Cem: Was suchst du?

Michelle: Meinen Geldbeutel und meine Kette, sie sind verschwunden!

Cem: Soll ich dir helfen?

Michelle: Ja, bitte.

Ich hob die Bettdecke hoch, suchte den Tisch ab und schaute in den Schubladen doch fand nichts.

Cem: Hier ist nichts!

Ich schaute auf die Uhr auf dem Tisch, Cem hatte mich vor 3 Minuten gerufen.

Michelle: ICH HABS! Unterm Bett, sind wohl vom Bett gefallen.

Ich atmete beruhigt aus und verließ dann mit ihr das Zimmer. Auf dem Gang sahen wir Emre, Eylül, Elif und Mehmet.

Wir schlossen uns ihnen an und joggten die Feuerleiter runter. Vor dem Hotel sahen wir so gut wie alle aus unserer Gruppe und die Lehrer. Die Lehrer motzten uns an, warum wir unsere Sachen mitnehmen und zählten alle 10 Sekunden nach, ob alle da sind.

Michelle rannte zu ihren Freundinnen und sie umarmten sich, ich stand alleine da und schaute mir alle an.

Eylül und Emre redeten, Mehmet und Elif umarmten sich. Und die restlichen Jungs nutzten selbst diese Situation um Weiber klar zu machen. Murat tröstete gerade ein Mädchen, das weinte. Ich schmunzelte, doch eigentlich war ich traurig. Ich meine, ich könnte da drin verbrennen und keinen würde es interessieren? Michelle würde vielleicht weinen aber das war's dann auch. Die Lehrer wären nur sauer auf mich, wieso ich nicht sterben kann, wenn sie gerade keine Aufsichtspflicht haben.

Siehs ein Cem, keiner mag dich. Ich schlug mir in Gedanken selbst auf die Schulter, das schafft schließlich nicht jeder. Gerade als ich beschlossen hatte, mich etwas weiter von der Gruppe auf die Bank zu setzen, kam Michelle wieder zu mir.

Michelle: „Hey"

Cem: „Na"

Sie räusperte sich und schaute kurz auf den Boden, dann guckte sie hoch zu mir und lächelte mich an.

„Ich wollte mich bedanken, naja, weil du gekommen bist, um nach mir zu sehen."

Cem: „Ach, ich wollte einfach sicher gehen, dass es dir gut geht."

Michelle: „Trotzdem, danke."

Ich erwiderte ihr Lächeln und zeigte auf die Bank. „Wollen wir uns setzen?"

Sie nickte und wir liefen auf die Bank zu. Ich legte erst meine Tasche auf den Boden und setzte mich dann mit einem gewissen Abstand neben sie.

Eine Weile lang herrschte eine unangenehme Stille, bis eine Lehrerin zu uns kam.

„Gehts euch gut?", wollte sie wissen.

Wir nickten. „Ja, alles in Ordnung."

Sie lächelte und wollte gerade gehen. „Wissen sie, wieso es brennt, und wo?"

Frau Bauer drehte sich um. „Der Manager des Hotels meinte, dass der Brand in der Küche begann, somit brennt es hauptsächlich im westlichen Teil des Erdgeschosses. Die Hotelzimmer und Lobby sind in einem ganz anderen Teil des Gebäudes. Trotzdem müssen alle, aus Sicherheitsgründen, die Zimmer verlassen."

„Hmm, dankeschön.", sagte Michelle und lächelte Frau Bauer an, die schon auf dem Weg zu einer anderen Gruppe war.

„Jetzt fühle ich mich nicht mehr so schuldig, dass ich mir die Zeit genommen habe, meine Tasche zu packen.", gestand ich.

Michelle lachte. „Ich habe zuerst an mein Glätteisen und mein Handy gedacht." Sie deutete auf die kleine Handtasche auf ihrem Schoss.

Ich musste lachen, darüber, dass wir beide so gleich waren und sagte:

„Was denkst du, was Herr Hengst mitgenommen hat?"

Unser Blick fiel auf den übergewichtigen, behaarten Lehrer, der von jedem gehasst wurde.

„Auf jeden Fall nichts zum rasieren.", beantwortete sie und lachte wieder.

Michelle hat echt ein sehr schönes Lachen. Leider sehe ich sie nie lachen. Immer, wenn ich ihr im Gang begegne ist sie still und schaut ernst.

„Du solltest öfter lachen.",meinte ich.

„Achja?",fragte sie. Ich nickte und lächelte sie an.

Ein paar Sekunden später brachen wir den Blickkontakt ab und ich schaute wieder gerade aus. Mein Blick traf direkt in Eylüls Augen, die mich enttäuscht anschauten.

Ich wurde sofort wütend, ich meine, was soll das? Sie hat direkt eine Beziehung angefangen, nur um mich eifersüchtig zu machen! Jeder weiß, dass sie mich liebt und dann macht sie so etwas? Ich war auf 180 und kurz davor zu ihr zu gehen, als sie plötzlich auf mich zukam. An ihrer Hand, Emre.

„Michelle, Cem, geht's euch gut?", fragte sie scheinheilig.

Es war klar, dass es sie nicht interessiert. Wieso fragt sie?

„Danke Süße, uns geht's hervorragend, und dir?", gab Michelle zuckersüß zurück. Man spürte die Spannung in der Luft steigen und ich machte mich schon bereit, die beiden auseinander zu zerren, falls sie anfangen sich zu schlagen. Doch anscheinend wählten sie eine elegantere Variante und taten sich mit Worten weh.

„Uns geht's auch gut, stimmt's Askim?", sie klimperte mit den Wimpern und schaute Emre an, der verwirrt nickte.

Oh Gott, der merkt echt nicht, was Eylül vorhat.

„Ich frag mich nur, warum du deine Freundinnen alleine lässt, jetzt wo Melike nicht auftaucht..",sie schaute Michelle bissig an.

„Was? Melike?",fragte Michelle ahnungslos.

„Sie ist noch nicht aus dem Hotel gekommen, und keiner hat sie gesehen.", antwortete sie. Dass sie so eine Situation benutzen würde, um Michelle eins rein zu würgen schockierte mich.

Michelle suchte Halt bei mir und schaute mich an.

„Du hast doch Frau Bauer gehört, es brennt nur im westlichen Teil.", versuchte ich, sie zu beruhigen.

„Ja, ich weiß, aber was wenn..",Michelle stoppte und nahm tief Luft.

„Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht. Eylül übertreibt nur, Melike ist sicher so wie du etwas länger in ihrem Zimmer geblieben um ihr Glätteisen einzupacken." Ich schenkte Eylül einen warnenden Blick. Was zwischen uns beiden ist, soll auch nur uns beiden schaden. Michelle hat ihr nichts getan, und ihre Eifersucht ist völlig umsonst, schließlich ist sie vergeben.

Michelle nickte benommen, ich streichelte beruhigend über ihren Rücken und rutschte etwas näher an sie heran.

Eylül schaute genervt, nahm Emres Hand und ging, endlich.

Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt