Kapitel 45 - Keine Chance

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Gute Idee abi. Jetzt sitze ich hier, und darf mir ein Leben ganz ohne Eylül ausmalen. Es war normal für mich, sie jeden Tag zu sehen. Auch wenn ich sie ignoriert, oder nicht wahrgenommen habe. Sie war immer da. Und genau jetzt, wo ich ihr endlich sage, dass ich sie liebe, zieht sie weg? Wie sehr hasst mich das Schicksal? Wie schlecht kann Timing sein? Ich hörte Eylül sich räuspern und schaute wieder hoch. 

"Ich-, Es war nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, Cem. Ich wusste nicht, dass du so fühlst, und um ehrlich zu sein, wollte ich vor dir fliehen. Ich weiß genau, dass du immer einen Teil von mir haben wirst, selbst wenn wir uns nach dem heutigen Tag nie wieder sehen. Aber bitte, lass mir die Zeit hier, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich kann nicht schon wieder leichtsinnig und überschnell wichtige Entscheidungen treffen die dich, ich meine - die uns betreffen."

"Ich verstehe.", meinte ich ruhig. Sie hat recht. "Du machst das schon richtig.", ich nahm meine Jacke vom Stuhl und stand auf. "Entschuldige mich." 

Nachdem ich mich ins Auto setzte, und mir klar wurde, dass ich gerade meine letzte Chance genutzt hatte, brach alles über mir zusammen. Sie soll wegziehen? Hier her? Was gibt es hier schon? Wieso kann sie nicht bei mir bleiben? Wieso kann sie nicht darüber hinweg sehen, wie dumm ich war, wieso kann sie nicht einfach ja sagen? Ich schlug gegen das Lenkrad und ließ meine ganzen Gefühle raus. Alles was sich angestaut hatte. Alles in meinem Leben war perfekt. Keine Geldprobleme, keine Probleme mit der Familie, keine Probleme in der Schule. Doch das alles macht keinen Sinn, wenn ich etwas nicht bekomme das ich will. Ich bekomme schon immer das, was ich will. Egal ob ein Spielzeug oder ein Auto, alles. Nur sie nicht! Ich schlug erneut gegen das Lenkrad, das garnichts für meine Situation konnte. 

"Allahim, ich flehe dich an. Bring mich mit ihr zusammen, ich kann nicht ohne sie. Ich habe meinen Fehler eingesehen. Es tut mir so unfassbar Leid. Kendimden nefret ediyorum. (Ich hasse mich selbst.)"

Nachdem ich zu mir gekommen war, fuhr ich los. Zurück ins Leben, ohne Eylül. 

Eylül

"Ihr seid wie Magnete, die nicht wissen, ob sie sich anziehen oder abstoßen sollen. Mal wollt ihr zusammen sein, mal hasst ihr euch, jetzt zieht das Schicksal euch eben einen Strich durch die Rechnung.", meinte meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung.

"Wow, danke, wieso so nett?", fragte ich schniefend. 

"Heul nicht so rum Eylül! Du wolltest umziehen. Ich hab dir gesagt mach das nicht. Ich hab dich selbst vermisst also lass die Scheiße und komm zurück. Was willst du bei Tante und Onkel geh verdammt nochmal zu deiner Mutter bevor dein Vater davon hört."

"Ich bin schon seit einem Monat hier, und er hat nichts gemerkt.", gab ich zickig zurück während ich durch das kleine Zimmer lief. "Ich vermisse euch alle doch auch, aber versetz dich in meine Lage Yaren!"

"Ich scheiß auf deine Lage EYLÜL! LASS DIE SCHEIßE!", schrie sie plötzlich. Erschrocken zuckte ich zusammen, und fing wieder an zu weinen.

"Uffff hör auf zu weinen. Du bist selbst schuld. Was machst du auch einen auf Film, einen auf "Ich brauche Abstand ich meld mich jetzt in Frankfurt an der Schule an. Und zieh dorthin." Du hast keine Minute darüber nachgedacht!"

"GUT OK OK.", sagte ich, und gab nach. 

-Eine Woche später-

Mit gepackten Koffern stand ich erneut am Bahnhof, und wartete auf meinen Zug. Als er einfuhr nahm ich, wie vor einem Monat platz in der 1. Klasse und versuchte die Zeit zu überbrücken. Diesmal rief ich Yaren an und plante mit ihr.

"Ich könnte die Abschlussparty stürmen, und vor jedem zugeben, dass ich ihn liebe, oh mein gott ja! Totaaal romantisch."

"Neeeeein sie macht wieder diesen. Wir rufen ihn kurz raus und dann plaudert ihr 1/2 Minuten, das ist seine Abschlussfeier."

"Ab-"

Gerade als ich etwas dagegen einwenden wollte, hörte ich das Telefon tuten, na danke.

"Holst du mich wenigstens vom Bahnhof ab du unfreundliches Opfer?", schrieb ich ihr.

"Klar gerne babylu.", antwortete sie blitzschnell und ging dann wieder offline.

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"Schonwieder ist die Bahn ausgefallen! Wie wollen wir denn rechtzeitig zur Schule kommen?", schrie ich inzwischen. 

"Ruf doch deine Mutter an!", meinte Yaren, doch ich wollte ihr und meiner Schwester eine Überraschung machen. 

Nach weiteren 20 Minuten rief ich verzweifelt meine Mutter an und schilderte ihr die Situation.

Nochmal 20 Minuten später stand ich in meinem Zimmer und machte mich fertig. 

"Du gehst ganz normal hin und sagst h a l l o, und den Rest.", wiederholte sie zum 10. Mal.

"Schon klar Yarencim, hast mir alles ins Hirn gebrannt.", sagte ich genervt und ging meinen Lidstrich nach der vom zwischenzeitlichen Weinen verschwommen war.

Dann schmiss ich den Eyeliner in mein Schminkttäschchen und flitzte mit Yaren zur Bushaltestelle. Gott sei dank kam dieser und 10 Minuten später standen wir am Eingang der Schule. Ich war total aufgeregt und zitterte am ganzen Leib. Yaren zog mich beinahe ins Gebäude.

"Was wenn sie schon weg sind?", fragte ich besorgt.

"Schnauze und komm.", sagte sie, und ging vorraus. Die Putzfrau kam uns entgegen und lächelte freundlich. 

"Sucht ihr jemanden?", fragte sie, klar es ist nicht normal um acht uhr Abends in der Schule herumzuirren.

"Die Abschlussklasse.", antwortete Yaren.

"Oh da muss ich euch enttäuschen, die sind in die Sporthalle und danach war die Feier vorbei. Die Jugendlichen gehen unter sich noch feiern soweit ich weiß.", sagte sie.

Wir bedankten uns kurz und liefen raus aus der Schule, zur Bahnhaltestelle, ohne etwas zu sagen. 

"Das wars dann wohl mit bollywoodfilmreifen Liebesgeständnissen.", schnaubte ich und kickte gegen einen kleinen Stein.

"Naja, ich mein, vielleicht kriegste ja noch ne Chance."

"Ich denke nicht.", sagte ich, als ich eine Gruppe Jungs vorbeilaufen sah.

"WARTE MAL WARTE MAL WARTE MAL! EYLÜL!", sie schubste mich auf die Seite und zeigte auffälig zu den Jungs.

Und tatsächlich. Da stand er, der liebe Cem. Doch wie wird er auf mich aufmerksam? Ich kann doch nicht einfach hingehen?

Die 5 überquerten gerade die Straße, und ich lief, ohne auf die Autos zu achten, ihnen hinterher.

"EYLÜL!", schrie Yaren, und plötzlich hupte ein Auto. Ich sah nach links, wo das Geräusch herkam. Wie in Zeitlupe stieg der Fahrer aus, und wedelte mit den Händen rum. Yaren zog mich weiter und entschuldigte sich beim Fahrer.

Glücklicherweise haben alle es mitbekommen und so drehte sich die Gruppe um Cem zu uns und betrachtete das Spektakel. 

Muss alles scheiße laufen? 

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Ich weiß, ich habe euch lange warten lassen, und das Kapitel ist scheiße und kurz und ich sage viel zu oft scheiße aber lange Rede kurzer Sinn hoffentlich hats euch gefallen. Voten und Kommentieren nicht vergessen, was denkt ihr, wie gehts weiter?

Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt