POV Timi
Ich saß auf meiner Couch, stoned und alleine und starrte auf den Tisch. Ich wartete. Darauf, dass Lisa zurückkommen würde. Ich schaffte es, zwei Stunden lang so dazusitzen, nichts zu machen, nur zu starren. Würde sie zurückkommen? Wieso erwartete ich das überhaupt? Es kam mir vor, als hätte ich seit einer Woche nicht mehr geschlafen. Wenn ich nachts neben ihr lag, blieb ich wach und hörte ihren gleichmäßigen Atemzügen zu. Ich kann das nicht mehr. Ich wollte sie nicht weiter belügen. Seit einem Jahr ging das nun schon so. Sie wartete zuhause und ich war auf Tour, oder im Studio, oder kurz mal in Berlin, schnell mal in einer anderen Frau. Warum ich das tat, wusste ich nicht. Weil ich es konnte? Weil diese Weiber alle so willig waren? Weil ich meistens high war? Ich fuhr mir übers Gesicht und zog nochmal heftig an meinem Joint. Plötzlich hörte ich, wie sich die Tür öffnete.
„Schatz? Bist du da?" Ich biss die Zähne zusammen und sagte nichts, bis Lisa ins Wohnzimmer kam.
„Warum antwortest du denn nicht, Tim?", fragte sie lachend. Oh Gott, jetzt muss ich ihr ihre gute Laune verderben. Und zwar in der schlimmsten Art und Weise.
„Lisa, komm, setz dich hin. Bitte." Sie setzte die Taschen ab und kam zu mir aufs Sofa. Ich wankte etwas zur Seite, doch konnte mich auffangen.
„Was ist denn los? Du bist so ernst." Sie sah ziemlich besorgt aus, und das sollte sie auch.
„Ich hab ziemliche Scheisse gebaut. Und zwar nicht nur einmal."
„Was hast du genommen?" Sie klang ernst, mahnend, und enttäuscht. Wir hatten das Thema schon so oft. Cannabis war ok, Alkohol sowieso, aber nichts anderes – nicht, dass ich auf andere Drogen verzichtete. Doch das war es ja nicht. Zumindest nichts diesmal. Ich stand auf.
„Lisa, ich...hab dich betrogen. Mehrmals. Ich weiß nicht, warum, es ergab sich einfach immer wieder. Es war...immer nur auf Tour, nie hier in Bielefeld. Ich hab dich einfach...so vermisst und da ich...mit den Jungs zusammen war, hab ich des öfteren nicht wenig Alkohol und anderes intus gehabt und da passierten dann so Sachen. Lisa, es tut mir wirklich leid, aber..." Sie schaute mich traurig an. Ich glaub, ich hab sie noch nie so traurig gesehen. Ich war eigentlich erstaunt – unsere Beziehung war eh nicht die beste, hätte sie nicht wissen sollen, was auf sie zukommen würde, wenn sie mit einem Junkie wie mir zusammen war?
„Geh." War alles, was sie sagte.
„Was? Komm, du kannst mich doch jetzt nicht rausschmeissen!"
„Doch, kann ich!"
„Aber..." Und schon flog ein Kissen in mein Gesicht.
„Verpiss dich, du Arschloch!" schrie sie mich plötzlich an. Das war mein Codewort. Ich schaute sie noch einmal an, wie ihr die Tränen die Wangen herunterliefen.
„Tut mir leid..." murmelte ich, bevor ich die Wohnung verließ. Meine Sachen ließ ich da. Mein eigenes Haus hatte ich ja – zumindest müsste ich nicht einem Hotel oder so wohnen. Ich schloss meine Tür auf und wurde freudig von Heisenberg und Gustavo begrüßt.
„Na, ihr zwei?" Dann setzte ich mich auf die Couch, breitete eine Flasche Jack Daniel's, ein paar Ecstasy-Pillen und etwas Weed auf dem Tisch aus und begann zu trinken. Ich brauch ein frisches Herz, das Alte ist verbraucht.
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OneShots
Short StoryKurzgeschichten. Manche Geschichten werden als TwoShot hochgeladen - woauchimmer es gerade passt. Ich bin auch für jegliche Vorschläge bereit - also immer unter den Parts in den Kommentaren was da lassen.