Der einzig(st)e Terrorist im Dorf

487 30 0
                                    

POV Tim
Ich war zwar ungern mit Lukas zum Über alle Berge Dreh mitgekommen, weil ich eigentlich lieber auf dem Balkon kiffen wollte, doch als er mir von einer bestimmte Szene erzählte, konnte ich mich nicht weiter weigern: angeblich würde er nur mit einer Unterhose bekleidet aus dem Haus springen müssen. Könnte ja einen ganz interessanten Anblick geben. Nur leider ist es immer so, dass wenn ein Musikvideo gedreht wird, man die meiste Zeit rumwarten musste – vor allem, wenn man nicht involviert ist – doch für mich bedeutete das, dass ich meinen Freund mal näher betrachten konnte, und mich in Gedanken zu vertiefen, ohne darauf achten zu müssen, dass irgendjemand etwas bemerken würde. Abgesehen davon wussten ja alle von Lukas und meiner Beziehung, bei der in nur wenigen Tagen Jahrestag sein würde. Was sollen wir denn an unserem Jahrestag machen?

„Wie geht's dir, mein Schatz?", riss mich Lukas plötzlich aus meinen Gedanken. Ich zuckte etwas zusammen und lächelte ihn an. Er beugte sich zu mir runter, um mir einen Kuss zu geben und strich mir anschliessend über die Wangen.
„Gut, ich denk nur grad über unseren Jahrestag nach."
„Und was willst du machen?"
„Keine Ahnung. Du?" Lukas sah nachdenklich zum Haus hoch.
„Restaurant? Kino? Picknick? Oder einfach nur Sex den ganzen Tag lang?" Ich strich ihm über das Bein.
„Letzteres klingt doch gut", grinste er mich an und küsste mich, immer noch grinsend.

„Hört auf zu knutschen, ihr Hurensöhne! Jetzt aber ran an die Arbeit", schrie uns Shneezin entgegen. Ich zeigte ihm nur den Mittelfinger und streichelte Lukas' Arm.
„Ich muss los", nuschelte er.
„Ich weiß." Er küsste mich nochmal und klaute meine Zigarette, an der er lasziv zog und sie mir wieder zwischen die Lippen zwängte bevor er dann zum Haus ging, um die Sexszene zu filmen – bei der das Mädchen noch nicht mal dabei sein würde, sondern einer der Jungs. Ich blieb draußen sitzen und genoss erstmal die Sonne.

„Lukas, du musst jetzt aus dem Fenster springen und dann über den Zaun." Mein Freund nickte dem Regisseur zu und machte sich für die nächste Szene fertig – das heißt, er zog sich bis auf die Unterhose aus, warf mir einen Handkuss zu und tat dann, wie ihm befohlen. Ich beobachtete das Gewusel leicht amüsiert: ich war etwas beeindruckt, als Lukas durch das Fenster sprang und ziemlich gut auf den Füßen landete, sich abstaubte und dann weiterrannte. Das Ganze war eigentlich schon beim ersten Mal im Kasten. Und doch wollte es der Regisseur nochmal filmen – eigentlich nur, weil es einfach so lustig war, wie Lukas da aus dem Fenster sprang. Ich wollte es zwar nicht zugeben, jedoch was mir am meisten gefiel, war dass ich einfach nur rumsitzen konnte und Lukas beobachten konnte. Ich fand's ganz süß, wie er die ganze Zeit seine Socken anließ – so wie bei uns zuhause, im Bett. Normalerweise ist ja das Socken im Bett tragen als total unsexy gesehen, doch irgendwas mochte ich daran. Vielleicht weil Lukas' Zehen so seltsam aussehen: der kleine, der daneben und der mittlere Zeh waren irgenwie aufeinander gestapelt. Sehr ungewöhnlich. Und das muss man sich ja nicht mit ansehen – solche Details konnten auch den Fans erspart werden.

Ich schaute meinen Freund an, wie er die letzte Szene filmte, in der er mit den 257ers an der Haustür der Protagonistin ankam – er natürlich nur in Unterhose und Socken – ein Take, zwei Takes, und es war vorbei. Ich seufzte erleichtert auf, schnippte meine Zigarette weg und stand von meinem Stuhl auf. Lukas umarmte die Jungs und den Regisseur und kam dann grinsend auf mich zu.
„Na? Wie findest du's?" Er küsste mich auf die Wange.
„Hab ja noch nicht den ganzen Clip gesehen, da kann man ja noch nichts dazu sagen", antwortete ich grinsend. Lukas verdrehte die Augen und nahm meine Hand.
„Ich hab ja nichts gegen dein Outfit, aber solltest du dich nicht vielleicht anziehen?", fragte ich ihn, nicht ohne meine Blick über seinen Körper schweifen zu lassen, der dann in seinem Schritt anhielt.
„Sollte ich vielleicht, wenn man bedenkt, dass du mich hier gleich anspringst." Er zwinkerte mir zu und ich zwickte ihn in den Arsch, als er vor mir herummarschierte. Heute Abend würd's rund gehen.


OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt